Duisburg-Meiderich. Das Meidericher Hilfswerk brachte Spenden zu den Flutopfern in die Eifel. Die Helfer sind mit starken Eindrücken nach Duisburg zurückgekehrt.

Die Hochwasser-Katastrophe hat Bad Münstereifel schwer getroffen. Die Hilfsbereitschaft aus ganz Deutschland ist jedoch riesengroß. Freiwillige sind auch aus Duisburg mehrmals dorthin gefahren, um Lieferungen für die Flutopfer vorbeizubringen. Ins Leben gerufen hat diese Aktion das Meidericher Hilfswerk. Weitere Unterstützung soll folgen und jede Duisburgerin und jeder Duisburger kann sich daran beteiligen.

Vorstandsmitglied Gertrud Bettges war gerade unterwegs in den Urlaub mit ihrer Enkeltochter, als sie am 17. Juli der Hilferuf eines Bekannten erreichte, den Flutopfer um Unterstützung gebeten hatten. Für sie und ihren übrigen Verein sei sofort klar gewesen: „Bei so einer schlimmen Katastrophe müssen wir einfach helfen.“ Eigentlich erlaubt das die Vereinssatzung nicht, das Hilfswerk ist sonst nur innerhalb von Duisburg aktiv. Doch diesen Satzungsbruch nahmen alle Beteiligten gerne in Kauf. „Wir haben den ganzen Tag telefoniert, um Spenden zusammen zu tragen“, so Bettges, die auf ein gut funktionierendes Netzwerk im Stadtnorden zurückgreifen konnte.

So hilft die Feuerwehr Duisburg an der SteinbachtalsperreDurch einen direkten Draht zur Löschgruppe Eicherscheid der Freiwilligen Feuerwehr Bad Münstereifel war schnell klar, was die Einwohner beim Wiederaufbau am dringendsten benötigten: etwa Wasserpumpen, Stromaggregate, Spinde, Schubkarren, Stirnlampen, Arbeitskleidung, Besen und Eimer. Ebenso schnell wusste Bettges: „Wir brauchen auch Lastwagen.“

Duisburger Firmen sammelten engagiert Sachspenden und stellten Lastwagen für Hilfslieferungen

Dabei konnten sich die Helfer auf die Meidericher Spedition Köppen verlassen, die sich sofort anschloss. „Da muss ja wohl keiner zweimal überlegen“, sagt Geschäftsführer Jochen Köppen, der gar nicht viel Aufheben um seine Beteiligung machen will. Dagegen würdigt das Hilfswerk sie als „Löwenanteil“ der Aktion.

Hilfslieferungen aus Duisburg für die Menschen in Bad Münstereifel. Spediteur Jochen Köppen (links) und Michael Eger vom Meidericher Hilfswerk (Mitte) laden Spenden im Katastrophengebiet aus.
Hilfslieferungen aus Duisburg für die Menschen in Bad Münstereifel. Spediteur Jochen Köppen (links) und Michael Eger vom Meidericher Hilfswerk (Mitte) laden Spenden im Katastrophengebiet aus. © Meidericher Hilfswerk

Immer mehr Sachspenden kamen zusammen, die die Spedition in Duisburg selbst stellte oder einsammelte, und auch immer mehr Firmen machten mit. Währenddessen hatte Köppen von der Löschgruppe Eicherscheid erfahren, dass ganz dringend Trinkwasser benötigt wurde. Denn im Katastrophengebiet gab es keine Strom- und Wasserversorgung mehr. So organisierte er zunächst einen Container mit 25 Tonnen Frischwasser und fuhr ihn ins zerstörte Bad Münstereifel, nur zwei Tage nach dem Hilferuf.

Helfer aus Duisburg-Meiderich: „Es ist bedrückend, was alles durch die Wassermassen angerichtet wurde“

Die anderen Spenden, verladen in randvolle Lastwagen und Transporter der beteiligten Firmen, kamen nur wenig später dort an. „Es ist bedrückend, was alles durch die Wassermassen angerichtet wurde“, sagt Michael Eger vom Meidericher Hilfswerk, der bei einer Hilfslieferung dabei war. Überschwemmte Häuser, weggerissene Gehwege, angespülte Autos und auch das Feuerwehrdepot wurde weggeflutet. Selbst Bilder oder Fernsehaufnahmen können ihm zufolge die verheerende Situation vor Ort nicht angemessen wiedergeben. „Etwas Vergleichbares habe ich noch nie erlebt“, so Eger.

Die Hilfsbereitschaft der Betroffenen untereinander hat die Helfer aus Duisburg-Meiderich nachhaltig beeindruckt.
Die Hilfsbereitschaft der Betroffenen untereinander hat die Helfer aus Duisburg-Meiderich nachhaltig beeindruckt. © dpa | Thomas Banneyer

Allein der Geruch habe die Helfer überrascht, berichtet der Bauunternehmer Sven Quast. Es habe nach Altöl, Moder und Fäulnis gerochen, „das beißt richtig in der Nase“. Doch was ihn und die übrigen Duisburger nachhaltig beeindruckt hat, sind die Betroffenen, die sich nicht unterkriegen lassen und ihre Stadt eifrig wieder aufbauen. Dabei hat es mehrere Todesopfer gegeben und unzählige Existenzen sind zerstört. „Jeder hat bei den Aufräumarbeiten mit angepackt, selbst Kinder“, berichtet Michael Eger, „jeder hat jedem geholfen“. Ein Händler hat beispielsweise kurzerhand seine Werkstatt als provisorisches Feuerwehr-Hauptquartier zur Verfügung gestellt.

Flutopfer zeigen große Dankbarkeit für die Unterstützung aus dem Ruhrgebiet

So groß wie der Zusammenhalt ist, so groß ist aber auch die Dankbarkeit der Flutopfer. Sven Quast wird wohl nie die Freude vergessen, die in den Augen der Flutopfer schimmerte, als sie trockene Gummistiefel oder Arbeitshandschuhe bekamen, nachdem sie zuvor drei Tage lang mit nassen Füßen gearbeitet hatten. Dabei sollte bei solch einer Katastrophe die Hilfsbereitschaft selbstverständlich sein, finden das Meidericher Hilfswerk und seine Mitstreiter. „Wir müssen helfen, einfach in die Hände spucken und anpacken“, sagt Quast, „schließlich möchte ich ja auch, dass man mir hilft, wenn ich das Opfer einer Katastrophe werde.“ Daher schaltete er zusätzlich den Deutschen Holz- und Bautenschutzverband ein, der allein rund 15.000 Euro an Sachspenden für die Aktion aus Duisburg beisteuerte.

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„Ich würde das auf jeden Fall immer wieder tun“, sagt Spediteur Jochen Köppen. Doch eine weitere Lieferfahrt mit Sachspenden steht erstmal nicht an. Die Wasser- und Stromversorgung läuft jetzt wieder „in den wenigen Häusern, die stehengeblieben sind“. Die örtliche Feuerwehr sucht nun vor allem Bautrockner, um die Gebäude trocken zu legen. Dabei wollen die Meidericher mit Geldspenden und einem Benefizspaßturnier auf dem Fußballplatz von DJK Lösort Meiderich unterstützen – und alle Duisburger können sich beteiligen. „Jeder Cent kommt gezielt dort an, wo er von den betroffenen Menschen gebraucht wird“, verspricht Ausrichter Michael Eger.

>> MEIDERICHER ELFMETERTURNIER FÜR DIE MENSCHEN IN DER EIFEL

● Der DJK Lösort Meiderich will am Samstag, 14. August, 13 Uhr, seinen traditionellen „Köppen Elfercup“ als offenes Spendenturnier im Elfmeterschießen an der Talbahnstraße 52, direkt am Landschaftspark, ausrichten und sämtliche Einnahmen an die Flutopfer in Bad Münstereifel und Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo ein Trainer herkommt, spenden. Die Firma Köppen verdoppelt die Spendensumme.

● Teilnehmen können Gruppen mit mindestens fünf Mitgliedern, Männer wie Frauen, die alle 16 Jahre oder älter sind. „Es treten nicht nur Fußballspieler an“, sagt der DJK-Vorsitzende Michael Eger. Ihm sind Hobbyspieler oder Leute, die einfach nur Spaß haben wollen ebenso willkommen. Gespielt wird auf einem Kunstrasenplatz.

Die Startgebühr pro Mannschaft beträgt 20 Euro. Das gesamte Startgeld wird, wie gewohnt, unter den besten Mannschaften aufgeteilt, viele haben es aber bereits als Spenden versprochen.

● Wer nicht selbst kicken möchte, kann seine Favoriten natürlich anfeuern und dabei Grillfleisch und Getränke genießen, deren Erlös ebenfalls den Menschen in der Eifel zugute kommt.

Der Verein bittet um Anmeldung bis zum 12. August, aber auch kurzfristige Teilnahmen sollen möglich bleiben: 0177 4614455 (Michael Eger)