Duisburg-Homberg. Am 5. September ist in Hochheide der zweite „Weiße Riese“ gefallen. Seither laufen die Aufräumarbeiten. Warum sogar Hunde davon profitieren.

Meterhohe Schuttberge, so weit das Auge reicht. Wer das Gelände an der Ottostraße 24 in Hochheide betritt, fühlt sich im ersten Moment an ein Krisengebiet erinnert. Wo vor kurzem noch das Hochhaus „Weißer Riese“ stand, erinnert nach der aufwendigen Sprengung am 5. September nur wenig an das riesige Gebäude. „Die Aufräumarbeiten sind noch am gleichen Tag gestartet“, sagt Markus Krause. Als Baustellenleiter der Firma P&Z, die das Projekt „Sprengung Weißer Riese“ übernommen hat, ist er fast täglich auf der Baustelle unterwegs. Zeit für einen Ortsbesuch.

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Rund 48.000 Tonnen Stahlbeton sind am Tag der Sprengung zu Boden gekracht, in den ersten Wochen danach standen vor allem Säuberungsarbeiten an. Straßen mussten gereinigt, Absperrmaterialien zurückgebaut werden. „Aktuell sortieren wir“, sagt Krause und zeigt auf die hohen Schuttberge. Was nicht zum Bauschutt gehört, Stahl und Aluminium etwa, muss getrennt werden.

Nach der Sprengung des Weißen Riesens in Duisburg: Aufräumarbeiten laufen

15 Mitarbeiter sind im Schnitt pro Tag vor Ort, Unterstützung gibt es durch zwei riesige Bagger, rund 90 Tonnen schwer. In der vergangenen Tagen waren immer wieder Wasserwerfer aus der Ferne zu sehen. Sie verhindern eine Staubbildung. Das ist an diesem Tag nicht nötig: dicke Tropfen prasseln auf die Schuttberge. „Das Wetter stört uns nicht“, sagt Krause – auch im Hinblick auf die kommenden nassen Monate. „Egal ob Regen, Frost oder Schnee – wir können immer arbeiten.“

Riesige Schuttberge sind an der Ottostraße in Duisburg-Hochheide zu sehen. Nach der Sprengung des Weißen Riesens laufen die Arbeiten weiter.
Riesige Schuttberge sind an der Ottostraße in Duisburg-Hochheide zu sehen. Nach der Sprengung des Weißen Riesens laufen die Arbeiten weiter. © FUNKE Foto Services | Foto: Arnulf Stoffel

„Aktuell ist hier noch nichts abtransportiert worden“, erklärt der Baustellenleiter. Das heißt: Alles, was nach der Sprengung noch übrig blieb, ist noch am Ort. Das hat praktische Gründe: Noch ist nicht bekannt, wie potenzielle Abnehmer für den Schutt das Material benötigen. Ist das in trockenen Tüchern, können die Stoffe direkt an Ort und Stelle portioniert, anschließend an die Abnehmer verteilt werden. Wann es soweit ist, steht noch nicht fest. Krause: „Einen Zeitplan gibt es aktuell nicht.“ Bereits beim Fall des ersten Riesen hätten die Aufräumarbeiten gedauert – „die Arbeiten jetzt werden sich auf jeden Fall bis ins nächste Jahr ziehen.“

Hochhaus-Sprengung in Hochheide: Drei Schadensmeldungen an die Stadt Duisburg

Markus Krause beschäftigt sich schon lange mit dem Großprojekt. Er war in den Vorplanungen involviert, traf Absprachen mit der Feuerwehr, regelte, was an welcher Stelle am Tag der Sprengung aufgebaut wird. „Das liegt alles in meiner Verantwortung“, sagt er stolz. Die Sprengung selbst lief in seinen Augen reibungslos, Schäden an angrenzenden Gebäuden habe es nicht gegeben.

Bauleiter Markus Krause ist schon lange in das Projekt „Weißer Riese“ in Duisburg-Hochheide involviert. Fast täglich ist er auf der Baustelle an der Ottostraße anzutreffen.
Bauleiter Markus Krause ist schon lange in das Projekt „Weißer Riese“ in Duisburg-Hochheide involviert. Fast täglich ist er auf der Baustelle an der Ottostraße anzutreffen. © FUNKE Foto Services | Foto: Arnulf Stoffel

Das bestätigt auch die Stadt auf Anfrage dieser Redaktion. „Es sind keine Schäden oder auffällige Verschmutzungen eingetreten, bei denen ein Zusammenhang mit der Sprengung besteht“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning. Insgesamt liegen der Stadt drei Schadensmeldungen vor – „bei zweien konnte bereits ausgeschlossen werden, dass sie durch die Sprengung verursacht wurden.“ Die dritte Meldung befinde sich laut Werning noch in der Prüfung. Sollte tatsächlich ein Schaden durch die Sprengung entstanden sein, „wird er der ausführenden Firma und den Versicherungen gemeldet.“

Schuttberge nach Hochhaus-Sprengung: Rettungshunde trainieren in Duisburg

Bis die Fläche komplett vom Schutt befreit ist, hat sie noch einen anderen Nutzen. Bis Weihnachten ist der Platz jedes Wochenende von Vierbeinern bevölkert. Rettungshundestaffeln nutzen den Ort für ihr Training. „Das wird richtig gut genutzt“, freut sich Markus Krause. „Jedes Wochenende sind zwischen 20 und 40 Hunde hier.“ Die Fläche biete optimale Voraussetzungen, um unter realistischen Bedingungen Notsituationen zu trainieren. „Das ist ja wie nach einem Erdbeben hier, das kriegt man ja sonst gar nicht.“

Zäune versperren den Zugang zum Gelände an der Ottostraße in Duisburg-Hochheide. Am 5. September wurde hier der zweite Weiße Riese gesprengt.
Zäune versperren den Zugang zum Gelände an der Ottostraße in Duisburg-Hochheide. Am 5. September wurde hier der zweite Weiße Riese gesprengt. © FUNKE Foto Services | Foto: Arnulf Stoffel

Nicht nur Hunde profitieren von den Überresten des Riesens. Mittlerweile habe sich ein kleiner Tourismus rund um die Fläche etabliert. „Das zieht an wie ein Magnet“, sagt Krause. „Wenn man sich die Kennzeichen der parkenden Autos anschaut, kommen die Leute von überall her.“ Sie gucken, machen Fotos, stellen ab und an Fragen. Kein Problem für den Baustellenleiter, der Sicherheitsabstand wird stets eingehalten.

>>> WEIßER RIESE IN DUISBURG – DAS IST ÜBER DIE NÄCHSTE SPRENGUNG BEKANNT

  • Im Hinblick auf die nächste Hochhaus-Sprengung in Hochheide (Ottostraße 54-56) wird aktuell das Vergabeverfahren für die Projektsteuerung vorbereitet. Das bestätigt die Stadt Duisburg. „Daran anschließend bereiten wir das Vergabeverfahren für die Schadstoffsanierung und für den Rückbau einschließlich der Sprengung vor“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning.
  • Noch sei es zu früh, um einen konkreten Sprengtermin zu benennen. Laut Stadt seien hierfür „sehr umfangreiche Vorarbeiten notwendig, deren Art und Umfang teilweise erst im Rahmen der laufenden Baumaßnahmen festgestellt werden können.“