Duisburg. Das nächste Hochhaus in Duisburg ist Geschichte. Am Sonntag mussten rund 1750 Menschen evakuiert werden. Parkende Autos sorgten für Probleme.
Nach nur wenigen Sekunden war er weg: Mit zehn Minuten Verspätung ist am Sonntagmittag um 12.10 Uhr der zweite „Weiße Riese“ in Hochheide gefallen. Die Verantwortlichen zeigten sich unmittelbar danach zufrieden, es gab nach einer ersten Einschätzung keine Komplikationen.
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Bis 8 Uhr mussten rund 1750 Anwohner rund um das Hochhaus ihre Häuser und Wohnungen verlassen haben. „Ich hole gleich mein Auto ab“, sagt Lothar Zankl um kurz nach sieben. Er wohnt auf der angrenzenden Husemannstraße, von der Sprengung zeigt er sich nicht begeistert. „Das ist nutzlose Wohnraumverschwendung“, kritisiert er und macht mit seinem Handy ein paar letzte Schnappschüsse vom Hochhaus.
Sprengung „Weißer Riese“ in Duisburg: Mehrere Fahrzeuge im Parkverbot
Auch an den Stadtpark Hochheide, der in den kommenden Jahren auf der Freifläche entstehen soll, glaubt er noch nicht. „Ich hole gleich meine Mutter ab und dann hoffe ich, dass wir nach der Sprengung schnell wieder nach Hause kommen.“ Die Evakuierung lief aus Sicht der Stadt gut. Zahlreiche Kräfte des Ordnungsamtes waren vor Ort, um nach 8 Uhr die gesperrten Bereiche zu überprüfen. Bereits um kurz nach neun konnte die Stadt bestätigten: Evakuierung abgeschlossen. Rund 50 Anwohner nutzen das Angebot der Stadt, per Busshuttle in die Gesamtschule nach Hamborn gebracht zu werden.
Leichte Komplikationen gab es mit parkenden Fahrzeugen. Bereits im Vorfeld haben die Verantwortlichen umfangreiche Parkverbotszonen eingerichtet. Daran hielt sich nicht jeder. Alleine 13 PKW an der Ottostraße mussten Sonntagmorgen noch abgeschleppt werden.
Duisburgs OB Sören Link: „Ein wichtiges Symbol für Anwohner“
Auf dem Bürgermeister-Bongartz-Platz, Treffpunkt für die Medienvertreter, ist am frühen Sonntagmittag auch Hans-Joachim Paschmann angekommen. Der Bezirksbürgermeister für Homberg, Ruhrort und Baerl blickte mit Freude auf das Großereignis. Zwar spricht er von vereinzelt „wehmütigen Kommentaren“, die es im Vorfeld gegeben haben soll. Aber: „Ich denke, dass die Mehrheit hier in Hochheide froh über die Sprengung ist“, erklärt er.
Dem stimmt auch Oberbürgermeister Sören Link zu. „Ein wichtiges Symbol für die Anwohner“, sei die Sprengung des zweiten Weißen Riesen. Es zeige, „dass wir Wort halten und den Stadtumbau ernstnehmen. Deshalb ist der heutige Tag für mich ein wichtiger Meilenstein. Die Leute sind ungeduldig, das ist ein gutes Zeichen.“ Link würde selber gerne schneller vorankommen, verweist aber auf die „gründliche Arbeit“. „Die Anwohner können sich auf uns verlassen.“
Hochhaus-Sprengung in Duisburg: Martin Hopfe drückte den Auslöser
9.40 Uhr, Zeit für einen letzten Rundgang durch den evakuierten Bereich. Vor dem Hochhaus erklärt Marc Sommer von der Firma „rebuild.ing“, die die Fachplanung der Sprengung übernommen hat, noch einmal den Ablauf. „Die Hausnummer 28 wird zuerst gesprengt, zwei Sekunden später das Viertel daneben, Hausnummer 26. Eine weitere Sekunde später ist der Südturm dran, der planmäßig in die Baulücke fallen soll, weitere drei Sekunden danach der Nordturm.“ Mehr als 15 Sekunden dauerte es, bis das Gebäude in sich zusammengefallen war. „Beim ersten Weißen Riesen waren es gerade mal vier Sekunden“, erinnert sich Sommer.
Wie bereits 2019 drückte auch bei der zweiten Sprengung Sprengingenieur Martin Hopfe den Auslöser. „Dieses Mal wird die Technologie eine andere sein. Es musste bei sehr vielen Wänden ein Vorabbruch gemacht werden“, sagte Hopfe im Vorfeld dieser Redaktion. „Diesmal wird die Sprengung etwas interessanter. Ich bin selbst gespannt.“
Zahlreiche Schaulustige beobachten die Sprengung in Duisburg
Gespannt waren auch zahlreiche Schaulustige, die trotz Bitte der Stadt, nicht zum Riesen zu kommen, es sich nicht nehmen ließen, doch einen guten Blick auf das Großereignis zu erhaschen. „Mit dem Haus geht ein Stückchen Geschichte“, sagt eine junge Frau, die bis vor Kurzem noch in Hochheide in Hochhaus-Nähe gewohnt hat. Sie wolle ihre Eltern besuchen, hofft auf einen guten Blick. Besonders beliebt für Zuschauer: Die Kirchstraße. Mehr als 200 Menschen versammelten sich hier, viele von ihnen hielten Kameras und Handys gezückt.
Um kurz vor 12, der eigentliche Zeitpunkt der Sprengung, meldet die Stadt eine Verzögerung. „Es befinden sich noch Menschen auf den Dächern, außerdem muss noch ein Fahrzeug aus der Sperrzone entfernt werden.“ Es dauerte nicht lange. Nachdem der Polizeihubschrauber seine letzte Runde gedreht hat, konnte um 12.11 Uhr vermeldet werden: Der zweite Riese ist Geschichte.