Duisburg-Baerl. Die Bürgerinitiative „Der Baerler Busch ist bedroht“ rechnet damit, dass ab Oktober wieder Bäume abgeholzt werden. Mahnwache wird fortgesetzt.
Gut ist es gelaufen. Gernot Fischer ist zufrieden. Der harte Kern war auch diesen Sonntag vor Ort, das Interesse der Spaziergänger: ungebrochen. Fischer, als Baumsachverständiger Mitglied der ersten Stunde, erlebte „wie immer“ ein durchweg positives Echo. Nach wie vor zeigt die Bürgerinitiative „Der Baerler Busch ist bedroht“ bei ihrer monatlichen Mahnwache Präsenz im Wald. Nach zwei Wintern Ruhepause rechnet sie nun damit, dass es im Oktober wieder losgeht mit den scharf kritisierten, heiß diskutierten Baumfällungen.
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Ruhig ist es geworden in der Debatte über den Baerler Busch. Seit einem Jahr seien die Gespräche eingefroren, erlebt auch Fischer. Sicher auch, aber nicht nur eine Folge derCorona-Pandemie. Die Initiative hat immer wieder kritisiert, dass sie in die Verhandlungen über die Zukunft des Waldes nicht einbezogen worden sei; der aktuelle Kompromiss sei ohne ihre Beteiligung entstanden und lange zuvor ausgehandelt worden. Nun fühlt man sich von sämtlichen Informationen abgeschnitten.
15 Leitlinien für die Zukunft des Baerler Busches
Anfang 2020 hatte die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl 15 Leitlinien beschlossen. Nach monatelangen Verhandlungen, an denen neben Umweltverbänden und der RVR/Ruhr Grün als Waldbesitzerin auch Stadtförster Axel Freude und Johannes Meßer vom Landschaftsbeirat teilnahmen, stand der Antrag, alle Maßnahmen bezüglich der weiteren Entwicklung des Baerler Busches an „klimagerechten und ökologischen Gesichtspunkten auszurichten“. Die Bewirtschaftung erfolge „umweltgerecht, sozial förderlich und ökonomisch tragfähig, auch über die bestehende Zertifizierungsstandards hinaus“.
Dafür stehen etwa eine kahlschlagfreie, naturnahe Bewirtschaftung, ein Totholz- und Biotopaufbaukonzept und die Förderung eines mehrstufigen Waldaufbaus: Einheimische Gehölze sollen gegenüber nicht einheimischen gefördert werden, die Späte Traubenkirsche „unter Vermeidung großflächiger Eingriffe“ bekämpft.
Der Baerler Busch ist als Erholungsgebiet deklariert
Für die Bürgerinitiative ist das keine Lösung. Sie beharrt auf einer deutlich geringeren Bewirtschaftung, im konkreten Fall fordert sie ein fünfjähriges Durchforstungsmoratorium, also ein kontrolliertes Nichtstun, das für mehr Widerstandskraft und ökologische Vielfalt sorgen soll. Der Baerler Busch sei auf der Waldfunktionskarte NRW als Erholungswald deklariert, nicht als Wirtschaftswald, sagt sie. Und in einem Erholungswald seien Fällungen auf mehr als einem Hektar verboten.
Bisher hatte man erfolgreich zusammengearbeitet: Die Initiative hatte die Öffentlichkeit mobilisiert, insgesamt 3500 Unterschriften gesammelt. Die Politik auf den RVR Einfluss genommen. Doch nun schieden sich die Geister. Während die BI nach wie vor vor bei ihren Mahnwachen vor einer massiven Rodung warnt, spricht man beim RVR von „Panikmache und gezielter Irreführung“. „Niemand muss die Sorge haben, dass wir hier Flächen roden oder Kahlschlag betreiben“, versicherte Dirk Bieker vom RVR Anfang 2020 auch gegenüber dieser Zeitung.
Im März wurden 3500 neue Bäume und Sträucher gepflanzt
Zuletzt waren die Fällungen ausgesetzt worden. Im März pflanzte Ruhr Grün 3500 neue Bäume und Sträucher in den Baerler Busch. Zuvor waren lediglich eine Reihe abgestorbener Fichten entfernt worden, eine Gefahr für Spaziergänger, an ihre Stelle rückten heimische Stiel- und Traubeneichen sowie Sträucher wie Schwarzer und Roter Holunder. Damit, so Gernot Fischer, sei auch die BI einverstanden gewesen.
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Darüber hinaus jedoch bleibt man bei der Forderung nach dem großen Umdenken. Die Probleme bestünden nicht allein im Baerler Busch, führt Fischer aus. Auch andernorts würden Wälder zu Holzplantagen umgebaut. Aktuell fordert man eine Wiederaufnahme der Gespräche unter Beteiligung der BI und eine weitere Aussetzung der Fällungen. Gerade die Corona-Pandemie hätte gezeigt, wie unersetzlich die Wälder der Umgebung als Erholungsgebiete seien.