Baerl. Über 3500 Unterschriften übergibt die Bürgerinitiative „Baerler Busch ist bedroht“ dem Regionalverband bei der Sitzung des Betriebsausschusses
Akkurat gebündelt und verschnürt liegen die Listen mit inzwischen über 3500 Unterschriften vor den vier Sprechern der Bürgerinitiative „Baerler Busch ist bedroht“ auf dem Tisch, weitere Listen kursieren noch. „Die Menschen unterschreiben gerne, sind froh, dass wir uns kümmern“, sagt Luzie Kalthoff.
Der RVR hat zwar seine Pflegemaßnahmen im Baerler Busch bis auf weiteres verschoben. Das bedeutet für die Initiative aber nicht, die Arbeit einzustellen. Eigentlich sollten die Unterschriften einem Vertreter des Verbandes übergeben werden, aber kein Vertreter des RVR ist der Einladung gefolgt. Der Termin war zwar nicht richtig abgestimmt, aber immerhin hatte die Initiative den Termin verschoben, als sie erfuhr, dass er nicht passt. Jetzt werden sie am Freitag im Betriebsausschuss von Ruhr Grün in Essen übergeben. Ob der Initiative Rederecht eingeräumt wird, ist noch offen. Eine zentrale Forderungen der Initiative ist es, dass der RVR mit ihr das Gespräch sucht, um über die Entwicklung des Baerler Busches zu sprechen.
Es ärgert die Mitglieder, wenn der RVR von „ideologisch geprägtem Widerstand“ und „Radikalisierung“ spricht. „Wir sind ganz normale Bürger, viele jenseits der 50“, heißt es in der Runde. Tatsächlich sei es nur eine Person, die sich in unangemessener Weise zu Wort zu melde, das aber häufig, bedauert Thomas Balitzki-Schulze. Man habe schon überlegt, die Kommentarfunktion ganz zu sperren, wollte diese Möglichkeit aber anderen auch nicht verwehren. Die Initiative ist enttäuscht, als wichtige Stimme aus der Bevölkerung nicht zu den Gesprächen zwischen Politik, Naturschutzverbänden und RVR eingeladen worden zu sein. „Wir haben den Teilnehmerkreis leider nicht alleine bestimmt“, bedauerte Hans-Gerd Bosch, SPD-Fraktionschef in der Bezirksvertretung. Er habe aber bei den Treffen der Initiative gefragt, welche Punkte ihnen wichtig seien, um diese in die Diskussion zu bringen.
„Forstwirtschaftlicher Nutzen muss nachrangiges Ziel bleiben“
Für Gernot Fischer ist der Kern für so ein Fleckchen Wald von 350 Hektar, der zudem von Autobahn und Eisenbahn zerschnitten ist, müsste die forstwirtschaftliche Nutzung nachrangig betrieben und der Umweltschutzaspekt und der Erholungsfaktor deutlich im Vordergrund stehen. Bei großen Wäldern sei das etwas anderes. Zudem sei der Regionalverband eine Einrichtung der Kommunen, werde über Steuergelder finanziert und müsse daher im Interesse der Bürger handeln.
„Der Druck muss aus dem Wald genommen werden“
Die Finanzierung der RVR-Tochter Ruhr-Grün über den Holzeinschlag werde immer schwieriger, erläuterte Balitzki-Schulze anhand der Zahlen aus dem Wirtschaftsplan des RVR, der am Freitag für das kommende Jahr beschlossen werden soll. Durch den Borkenkäfer sei der Markt für Fichtenholz weitgehend zusammengebrochen. „Geld verdienen lässt sich nur noch mit Laubbäumen. Der Druck auf die Wälder steigt aber“, so Balitzki-Schulze. Für dieses Jahr hatte Ruhr-Grün ursprünglich für sämtliche seiner Wälder Erträge von 1,8 Millionen Euro geplant, aber bereits Mitte des Jahres festgestellt, dass dieses Ziel um 400.000 Euro verfehlt werde. Für die nächsten zwei Jahre hatte der RVR dann mit geringeren Erträgen (1 Millionen und 1,2 Millionen Euro) gerechnet. Es sei dann aber Druck aufgebaut worden, 400.000 Euro mehr pro Jahr aus den Wäldern zu pressen, bedauert er und fordert, „den Druck aus den Wäldern zu nehmen.“
Initiative pocht auf die Einhaltung der rechtsverbindlichen Verbote
Ruhr Grün könne nicht für alle Fällungen die Bekämpfung der Traubenkirsche verantwortlich machen. Ohne konkret ins Detail zu gehen, warf er dem RVR vor, durch übermäßig Fällungen gegen rechtsverbindliche Regelungen verstoßen zu haben, die die Initiative zur Anzeige bringen werde. „Viele erkennen ihren Wald nicht mehr wieder, nachdem der RVR hier durchgegangen ist.“
„Das ist für mich kein Wald mehr“
Luzie Kalthoff sprach mit ihrer persönlichen, emotionalen Sicht vielen aus dem Herzen. „Früher bin ich nach der Schule immer wieder in den Wald gegangen, um dort durchzuatmen, zu entspannen, ohne an irgendwas denken zu müssen. Wo der RVR bereits seine Maßnahmen durchgeführt hat, hört man jetzt kaum noch Vögel, sieht Licht auf dem Boden und wenn man nach oben zu den Baumwipfeln sieht, kann man den blauen Himmel sehen. Das ist für mich kein Wald mehr“, erklärte die Studentin. Vor ihrer Tür ist der Wald noch unverändert, aber die vielen orangen Markierungen auf den Stämmen beunruhigen sie. „Ich kann hier nicht mehr unbeschwert verweilen.“