Duisburg-Baerl. Ruhr Grün pflanzt aktuell neue Bäume und Sträucher im Duisburger Naherholungsgebiet. Tote Fichten im Baerler Busch drohten umzufallen.
Die Bohrgeräusche sind schon von weitem zu hören. Zwischen Bäumen und Waldwegen schallen sie bis zum Parkplatz an der Orsoyer Allee. Im Baerler Busch wird in diesen Tagen kräftig gearbeitet. Ruhr Grün, der Eigenbetrieb des Regionalverbandes Ruhr (RVR), pflanzt neue Bäume und Sträucher. 3500 an der Zahl.
„Die Arbeiten sind Teil eines Gesamtpaketes“, sagt Dr. Dirk Bieker, Fachbereichsleiter für Ökologisches Bodenfondsmanagement beim RVR, und zeigt auf eine große, eingezäunte Fläche. „Die Fichten, die hier standen, sind vor ein paar Jahren abgestorben“, erklärt er. Trockenheit und Borkenkäfer haben sie zuvor massiv beschädigt.
Baerler Busch in Duisburg: Tote Fichten drohten umzufallen
Das Problem: Die Fichten waren eine Gefährdung für Spaziergänger. Eine Lösung musste her. Es gab einen Arbeitskreis, der RVR, Naturschützer und Lokalpolitiker aus Baerl kamen zusammen. Das Ergebnis: Ein Großteil der toten Fichten wich, an ihrer Stelle werden nun heimische Stiel- und Traubeneichen sowie unterschiedlichste Sträucher wie Schwarzer und Roter Holunder gepflanzt. Und: Lärchen, die ebenfalls auf der Fläche stehen, dürfen das auch in Zukunft. „Die leben noch“, erklärt Bieker.
„Naturschützer fragten, ob auch ein paar der toten Fichten noch stehen bleiben durften.“ Sie durften. „Die Palette der Pflanzen ist breitgefächert“, erklärt auch Revierförster Julius Wojda. Das habe auch Vorteile im Hinblick auf den Klimawandel: Es ist möglich, dass nicht jede Baum- und Pflanzenart den Veränderungen standhält. Zirka drei Tage sind die RVR-Mitarbeiter beschäftigt, die neuen Bäume einzupflanzen. Ein Team, zum Großteil RVR-Azubis, bohrt mit einer Vorrichtung rund 40 Zentimeter tiefe Löcher in die Erde. „Wenn die Pflanzen in das Loch kommen, ist es wichtig, dass die Wurzeln sich nicht knubbeln“, erklärt der Revierförster. Ein Vorgang, der sauber ausgeführt werden muss.
Neupflanzungen in Baerl: Zaun schützt Fläche vor hungrigen Rehen
Umgeben sind die Arbeiter von einem Holzzaun, der die Fläche eingrenzt. Reine Vorsichtsmaßnahme, erklärt Bieker lächelnd. „Die neuen Bäume sind eine besondere Delikatesse für Rehe“, sagt er. Damit die Pflanzen die Chance haben, sich zu entwickeln, müssen sie von den hungrigen Tieren abgegrenzt werden, bis sie groß genug sind. Der Zaun, der aus den toten Fichten hergestellt wurde, bleibt drei bis fünf Jahre stehen – „je nachdem, wie sie anwachsen“, so Bieker. Das sei auch vom Wetter abhängig, der RVR hofft auf einen feuchten Frühling. Ein Drahtzaun kam übrigens nicht in Frage. „Wenn die Brombeeren in den Drahtzaun reinwachsen, ist das ein Riesenaufwand. So viel können sie niemandem bezahlen“, sagt Bieker lachend.
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Auch die Lokalpolitik freut sich über die Neupflanzungen. „Eine Biologie, die fantastisch ist, das kommt bei den Besuchern gut an“, sagt SPD-Fraktionschef Hans-Gerd Bosch von der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl. Zusammen mit Dietmar Beckmann, Fraktionschef der Grünen, hat er das Projekt von Anfang an begleitet. Sie loben die gute Zusammenarbeit zwischen RVR, Politik und Umweltschützern und sind erfreut über das Ergebnis. „Alles, was bleiben konnte, steht auch noch“, sagt Bosch. „Der Arbeitskreis wird weiterlaufen. Unsere Aufgabe ist es, das Ganze politisch zu begleiten.“
Bürgerinitiative kritisiert Fällmaßnahmen im Baerler Busch
Kritik an den Maßnahmen kommt immer wieder von der Bürgerinitiative „Der Baerler Busch ist bedroht“, die weitere Fällmaßnahmen durch den RVR ablehnt und ein Umdenken bei den Verantwortlichen fordert. Den Vorwurf, dass der RVR einen Kahlschlag betreibt, weist Dirk Bieker zurück. Einzelne markierte, nicht heimische Bäume im Waldgebiet, wie die Roteiche, die in naher Zukunft weichen werden, müssen es nicht aus Profitgier: „Diese Bäume müssen raus, damit andere Bäume sich entfalten können“, erklärt er.
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Durchforstung sei das Stichwort. Ein Vorgang, der sich bewährt hat und zeigt: Nur durch diesen Vorgang sei der Baerler Busch zu dem geworden, was er heute ist. Diese Vorgehensweise stimme auch mit dem Waldbaukonzept NRW überein, eine Empfehlungsgrundlage für nachhaltige und klimagerechte Waldbewirtschaftung. Der Vorwurf der Kahlschläge sei „bewusste Irreführung.“