Duisburg-Rumeln-Kaldenhausen. Nach negativen Erfahrungen mit Corona-Tests hat ein Rumeln-Kaldenhausener jetzt ein eigenes Testzentrum. In St. Klara gibt es heiligen Beistand.

Betrug, Hygienemängel, unfreundliches Personal: Die Skandale um die für die Bekämpfung der Pandemie notwendig gewordenen Corona-Testzentren reißen nicht ab. Zu den tatsächlichen Mängeln kommen persönliche unangenehme Erfahrungen, die so einige beim Schnelltest schon gemacht haben. Da wird das Teststäbchen mancherorts auch schon mal ohne Vorwarnung und Fingerspitzengefühl in die Nase gerammt.

Ein Kinomanager in Kurzarbeit

Erlebnisse wie diese sind zum Abgewöhnen. Das hat sich auch Markus Brinkmann gedacht, der nach den ersten Lockerungen für den Besuch von Zoo & Co. mit seiner Frau und den Kindern in den verschiedensten Testzentren war. „Da hatten wir so schlechte Erlebnisse, dass ich mir dachte: Das muss besser gehen.“ Da der Kinomanager in Kurzarbeit war und sich mit professionellen Hygienekonzepten auskennt, hat er sich spontan entschlossen, an seinem Wohnort in Rumeln-Kaldenhausen ein eigenes Testzentrum zu eröffnen. Unterstellungen, dass man so etwas nur tut, um sich eine goldene Nase zu verdienen, wischt er vom Tisch: „Da ich hier alles fair und hochwertig mache, würde ich mehr verdienen, wenn ich normal arbeiten gehen könnte.“

Zu Füßen dieser Mutter Gottes steht ein Schild mit der Aufschrift: „Bitte hier 15 Minuten warten.“ Die Figur thront auf einem Sockel im Pfarrsaal von St. Klara in Rumeln-Kaldenhausen, wo zurzeit die Kunden des Testzentrums auf ihre Ergebnisse warten.
Zu Füßen dieser Mutter Gottes steht ein Schild mit der Aufschrift: „Bitte hier 15 Minuten warten.“ Die Figur thront auf einem Sockel im Pfarrsaal von St. Klara in Rumeln-Kaldenhausen, wo zurzeit die Kunden des Testzentrums auf ihre Ergebnisse warten. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Seine Motivation: Eine persönliche, vertrauensvolle Atmosphäre wollte der 37-Jährige schaffen, um das lästige Testen so angenehm wie möglich zu machen. „Jeder hier kennt die Kirche“, hat er sich gedacht und bei der Gemeinde St. Klara angeklopft. Hier war man begeistert von Brinkmanns Idee, denn das Pfarrgebäude kann wegen der Pandemie aktuell sowieso kaum genutzt werden. Seit Mitte Mai ist nun also wieder Leben in St. Klara. Weiße Fahnen mit rotem Kreuz wehen vor dem Gemeindezentrum an der Düsseldorfer Straße und weisen den Weg zum Corona-Test.

Man kennt sich im Testzentrum in Rumeln-Kaldenhausen

Angenehm kühl ist es bei unserem Besuch trotz Hitze draußen. Erste Anlaufstelle nach dem Händedesinfektionsspender am Eingang ist an diesem Vormittag Marlies Holm. Wenn es bei ihr an der Anmeldung zum Stau kommt, dann nicht wegen zu knapper Terminplanung, sondern weil die Besucher ein Schwätzchen mit ihr halten. Marlies Holm kennt man in Rumeln-Kaldenhausen. Schließlich hat sie seit 1975 im Kindergarten Böschhof gearbeitet, den sie seit den 80ern bis zum Beginn ihres Ruhestands geleitet hat. „Ich begegne hier so vielen bekannten Gesichtern“, sagt sie. „Das ist toll.“

Ein Notfallsanitäter gehört zum Team des Testzentrums

„So hatte ich mir das mit der familiären Atmosphäre vorgestellt“, sagt Markus Brinkmann, der uns weiter zur eigentlichen Teststation führt. Hier an der Theke, wo sonst bei Pfarrfesten das Bier ausgeschenkt wird, steht Patric Url in voller Schutzmontur mit Kittel und Visier. Er wohnt genau wie Markus Brinkmann gleich gegenüber und hatte gehört, dass noch Helfer gesucht werden. Eigentlich hat Patric Url als Notfallsanitäter genug zu tun. „Aber ich dachte mir, das ist eine sinnvolle Sache, da mache ich mal mit.“

Chef Markus Brinkmann stellt seine Nase zur Verfügung, damit wir uns anschauen können, wie das Testen in Rumeln-Kaldenhausen funktioniert. Hier werden nämlich nur Abstriche aus dem vorderen Nasenbereich genommen. „Das sind offiziell genehmigte Test-Kits. Wir haben uns für diese Variante entschieden, weil sie einfach angenehmer ist.“

Überschaubare zwei Zentimeter weit steckt Patric Urs das Wattestäbchen in jedes Nasenloch und dreht es fünfmal herum. Den Rest des Tests erledigt er wieder hinter der Theke, wo dann wenig später das Ergebnis feststeht. Die Kunden können derweil im Pfarrsaal Platz nehmen. Auch das Warten ist hier irgendwie angenehmer als in manch anderem Testzentrum. Denn in St. Klara harrt man in heiliger Gesellschaft der Mutter Gottes aus. Als Holzfigur thront sie auf einem Sockel, zu ihren Füßen steht der Hinweis: „Bitte hier 15 Minuten warten.“

>>> EIN ZWEITES TESTZENTRUM IN FRIEMERSHEIM:

Corona Schnelltest im barrierefreien Gemeindehaus von St. Klara, Düsseldorfer Straße 127, Rumeln-Kaldenhausen montags bis freitags 8-19 Uhr, samstags, sonntags, feiertags 9-13 Uhr. Termine: www.du-testet.de. Großer Parkplatz vorhanden. Auch Besucher ohne Termin sind willkommen. Für Kinder gibt es außerdem auch „Lolli-Tests“ und eine Belohnungskiste mit kleinen Geschenken.

Nachdem das Testzentrum in Rumeln-Kaldenhausen so gut angenommen wurde, hat Markus Brinkmann ein zweites in Friemersheim eröffnet. Er lobt die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und die Stadt lobt sein Konzept, das genau so auch in Friemersheim umgesetzt wurde: St. Joseph Gemeindehaus, Kronprinzenstraße 32. Öffnungszeiten und Buchung siehe Rumeln-Kaldenhausen.