Duisburg-Rheinhausen. Die Ausstellung „R(h)einorange“ in Rheinhausen konnte zwar aufgebaut, wegen Corona aber nicht eröffnet werden. Nun gibt es eine Alternative.

Man kann das auch so sehen: Ein Lockdown tut Künstlern und denen, die Kunst lieben, zwar weh, aber er ist auch ein überraschend kraftvoller Motor. Der Ausnahmezustand kitzelt ganz neue Möglichkeiten aus kreativen Köpfen heraus, die es ohne diese furchtbare Pandemie vermutlich so nicht gegeben hätte.

Das lässt sich in Rheinhausen sehr schön an der Ausstellung „R(h)einorange“ der Freien Duisburger Künstler beobachten. Denn die Aussteller, die ihre Werke in der Galerie der Bezirksbibliothek im Oktober zwar noch aufhängen, aber dann nicht mehr öffentlich machen durften, zeigen dem Virus und seinen Folgen für ihre Branche sehr würdig und selbstbewusst den Mittelfinger. Kunst geht immer! Wenn nicht so wie sonst, dann eben anders.

Freie Duisburger Künstler: Kulturgenuss auf Youtube

Die 24 Frauen und Männer, die ihre Arbeiten für die Rheinhauser Ausstellung in der Zweigstelle des Lehmbruck Museums zu einem Gesamtkunstwerk zusammengetragen haben, sehen nicht rot. Warum auch? Ihre Werke drehen sich ja um die Farbe Orange und jegliche Spielerei, die der Arbeitstitel „R(h)einorange“ in Anspielung auf die berühmte Landmarke an der Ruhrmündung hergibt. Statt sich schwarz zu ärgern, was alles nicht geht, haben sie jetzt die rosarote Brille aufgesetzt und laden zu einem besonderen Kulturgenuss in die Welt des Youtubens.

Die Duisburger Videokünstlerin Anna Irma Hilfrich hat sich mit ihrer Kamera auf die Ausstellung eingelassen und gibt ihr eine ganz neue Kunstform. Zeichnungen, Fotografien, Gemälde, Collagen und Skulpturen verschmelzen in ihrer Videoarbeit zu einem großen Ganzen, das einen außergewöhnlichen Charme versprüht.

Kunstvideo auf Youtube: Dramatische Töne mit dem Saxophon

Der Film beginnt mit einem Blick durch die großen Fenster hinein in den menschenleeren Ausstellungsraum. Augen auf und durch: Die Kamera gleitet über die Werke, mal schneller, mal langsamer. Sie kriecht fast schon hinein in üppig bepinselte Leinwände und lässt die Bilder, kurz bevor man anfängt wegen der extremen Nähe zu schielen, nach dem nächsten Wimpernschlag durch die Luft wirbeln.

Besonders viel Spaß macht dieser kunstvolle Ritt durch das Rheinhauser Rheinorange, weil die Musikerin Rita Flaßkamp, die mit ihrem Saxofon eigentlich die Vernissage begleitet hätte, die Kameraführung mit dramatischen Tönen untermalt. Da klingen einem die Muscheln, die aufgespießt auf einem Stück Treibholz in den Raum ragen, fast schon in den Ohren. Spannend, wie viele verschiedene Materialien und Motive rund um die leuchtende Farbe und den großen Fluss kreisen.

Duisburger Künstler: Ein Bild aus längst vergangenen Tagen

Ein Schiff aus Drahtgeflecht fährt durch die Galerie, Plastikdübel bohren sich in Wellen aus Papier, Gehäkeltes baumelt an einer Stange, auf einer Leinwand trifft Knallorange auf Tiefblau, während am anderen Ende des Saales saftige Orangen auf Fotografien in Serie geschält werden. Am Ende des knapp sechsminütigen Spektakels fährt die Kamera wieder durchs Fenster aus dem Ausstellungsraum heraus, während statt der Musik plötzlich Stimmen erklingen. Es wird gelacht und geredet, ein heiteres Stimmenwirrwarr, Gläser scheppern.

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Die Geräusche formen ein Bild aus längst vergangenen Tagen vor dem inneren Auge: Viele Menschen sind in einem Raum zusammengekommen, sie stehen eng beieinander, vielleicht umarmen sie sich sogar zur Begrüßung, bevor sie den Kulturgenuss miteinander teilen. Ja, Kunst darf solche Utopien entwerfen. Wer weiß, vielleicht werden sie eines Tages wahr.

Weitere Infos zu den Freien Duisburger Künstlern und zum Video

  • Das Youtube-Video kann hier angesehen werden.
  • Informationen zu den 24 beteiligten Künstlern gibt es im Internet auf www.kulturbeutel-duisburg.de
  • Darüber hinaus laden die beiden großen Fensterseiten der Ausstellungshalle am Haupteingang der Bezirksbibliothek Rheinhausen (Händelstraße 6, 47226 Duisburg) und zur Parkseite zu einem direkten Blick in die Ausstellung ein.
  • Das Kulturfensterln ist rund um die Uhr gestattet und kostenlos.