Duisburg-Rheinhausen. Nachdem die Verwaltung die Sperrung der Jägerstraße abgelehnt hat, wollen die Bürger wissen, wie es weitergeht. Politik plant einen runden Tisch.

Sechs Wochen sind eine lange Zeit. Lang genug, um nächste Schritte zu planen. Nach der städtischen Stellungnahme zum BV-Antrag zur Sperrung der Jägerstraße in Bergheim für den überörtlichen Lkw-Verkehr wundert sich zumindest Werner Bartels von der BI Lebenswertes Bergheim, dass es seitens der örtlichen Politik noch keine Reaktion auf die ablehnende Haltung der Verwaltung gibt. Schweigen in Bergheim.

Dabei würden die Bürger gern wissen, wie es weitergeht. Schon als die Antwort der Stadt auf den Antrag öffentlich wurde, hatte sich man sich gefragt, ob sich die Politiker der Bezirksvertretung durch die Ablehnung ihres einstimmigen Ansinnens nicht „brüskiert“ fühlten. Ein Bürgerantrag stellt die Argumentation der Verwaltung bereits in Frage.

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Nachdem die CDU schnell Verständnis für den Standpunkt der Verwaltung geäußert und sich dann einmal mehr für ein umfassenderes Lkw-Leitkonzept ausgesprochen hatte, signalisierte die SPD Anfang April, die städtische Stellungnahme nicht hinnehmen zu wollen und kündigte weitere Schritte an. „Die Stadt kann sich nicht aus der Verantwortung ziehen“, hieß es seinerzeit.

SPD lädt Verwaltung und Bürger zum Gespräch

Dies sei selbstverständlich immer noch der Fall, bekräftigt SPD-Fraktionssprecher Mehmet Aslan auf Anfrage. „Wir sind an der Sache dran.“

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Er setze dabei auf einen Dialog und will noch vor der Sommerpause alle an einen Tisch bringen, vermutlich wegen Corona im Rahmen einer digitalen Konferenz. Neben der Bürgerinitiative, den Parteien, CDU und SPD, insbesondere der Ortsgruppe Bergheim, soll auch ein Vertreter der Stadt dabei sein, der alles noch einmal detailliert erläutert.

„Ein konstruktives Gespräch auf Augenhöhe“ schwebt Aslan vor. In der Stellungnahme der Verwaltung war eine Sperrung von Jägerstraße und Flutweg als nicht notwendig erachtet worden; die Belastung reiche nicht aus. Außerdem fürchtet man, dass die Lkw dann auf andere Straßen ausweichen könnten.

Schmale Bürgersteige und eine meistens volle, enge Fahrbahn. Schon lange protestieren die Anwohner der Jägerstraße in Duisburg-Bergheim gegen den internationalen Schwerlastverkehr vor ihrer Haustür. Ein Antrag auf Sperrung für Lkw wurde gerade wieder negativ beantwortet. Die Belastung, so die Verwaltung, reiche dafür nicht aus.
Schmale Bürgersteige und eine meistens volle, enge Fahrbahn. Schon lange protestieren die Anwohner der Jägerstraße in Duisburg-Bergheim gegen den internationalen Schwerlastverkehr vor ihrer Haustür. Ein Antrag auf Sperrung für Lkw wurde gerade wieder negativ beantwortet. Die Belastung, so die Verwaltung, reiche dafür nicht aus. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Aus der Debatte heraus, so Aslan, könnten gemeinsam Ideen entwickelt werden, um den Problemen an der Jägerstraße Herr zu werden. Zurzeit werde dort ohnehin noch gebaut. Als Beispiel führt der SPD-Politiker etwa eine Verschiebung des Parkraums im oberen Bereich an. Wobei er auch zu Bedenken gibt: „Das Problem betrifft mittlerweile ganz Rheinhausen. Man muss die Lkw schon frühzeitig daran hindern, auf die Lindenallee zu fahren.“ Klingt das nach Osttangente? „Damit“, so Aslan, „wäre vielen Stadtteilen geholfen.“

Grüne kritisieren: Duisburg hat kein durchdachtes Verkehrsleitkonzept

Das sehen die Grünen bekanntermaßen völlig anders. Aber auch sie wollen die Anwohner der Jägerstraße weiter unterstützen. Fraktionssprecherin Andrea Lutz kann sich über die ablehnende Haltung der Verwaltung nur wundern. „Also, wenn einer der Entscheider dort wohnen würde, fänden die das vermutlich auch nicht gut.“ Lutz stützt den Bürgerantrag, der neben Flutweg und Jägerstraße auch die Sperrung von Lindenallee und Kreuzacker für Lkw fordert. Lutz bemängelt: Duisburg verfüge über kein durchdachtes Verkehrsleitkonzept. Würde man den überörtlichen Verkehr „vernünftig“ auf die L473n bringen und von dort auf die Autobahnen, bräuchte man keine Osttangente, „ergänzt durch Streckensperrungen und eine entsprechende Überwachung.“

Die Bürgerinitiative will die Osttangente, das hat sie bereits bei ihrer Gründung betont. Aber das spreche doch nicht gegen weitere Maßnahmen für eine Erleichterung vor Ort. Auch Werner Bartels schwebt zunächst eine Runde mit Politik und Stadtverwaltung vor. „Wir müssten mal zusammenkommen“, seufzt er. „Diese ganzen Anträge, das ist doch alles für den Eimer. Dann passiert in zehn Jahren immer noch nichts. Und wir sind doch schon seit zehn Jahren dran.“

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In der Stellungnahme der Verwaltung war eine Sperrung von Jägerstraße und Flutweg als nicht notwendig erachtet worden; die Belastung reiche nicht aus.

Der Verkehr wurde am 20. August 2020 über 24 Stunden gezählt. Die Ergebnisse ergaben, dass die Jägerstraße in diesem Zeitraum von ca. 10.700 Kfz (250 Lkw mit und ohne Anhänger sowie 130 Bussen (380 SV)) befahren wurde und der Flutweg von ca. 9.200 Kfz (170 Lkw mit und ohne Anhänger sowie 170 Bussen (340 SV)).

Und in puncto Lärm: Eine verkehrsbeschränkende Anordnung komme nur in Betracht, wenn die Pegelwerte von 70/60 dB(A) Tag/Nacht an den Fassaden der Gebäude überschritten würden, heißt es. Nur an einigen Stellen sei es nachts an der Jägerstraße lauter. Die Empfehlung lautet, das Tempolimit zwischen 22 und sechs Uhr von 50 auf 30 km/h zu drosseln