Duisburg. Die Verlängerung der Osttangente ist für Duisport der Weg zur Lösung für den Lkw-Verkehr. Für und Wider des in Duisburg umstrittenen Projekts.

Die Verlängerung der Osttangente vom Kreisel auf der westlichen Seite der Brücke der Solidarität bis zur A 40-Auffahrt Homberg ist zwischen Gegnern und Befürwortern hoch umstritten. Die politische Dimension des Straßenbaus durch das Rheinvorland in Rheinhausen: Er ist entscheidend für das Zustandekommen einer Kooperation zwischen SPD und Grünen im Duisburger Rat.

Bei der von der Hafengesellschaft geführten Duisburger Infrastrukturgesellschaft DIG ist eine Machbarkeitsstudie für den Bau der Trasse in Arbeit. Bis zu ihrem Abschluss werden noch einige Woche vergehen. Mehr Zeit erfordert wohl die Suche nach Alternativen, die eine nachhaltige Entlastung der vom Schwerverkehr geplagten Ortsteile im Stadtwesten bewirken könnten.

Der erste Abschnitt der Osttangente führt bereits von Logport I bis zum Kreisel an der Rheinbrücke. Über die rollen die Laster durch Hochfeld zum Marientor, erreichen dort ab Vulkanstraße den Zubringer zur A 40. Umgekehrt führt der Weg von der A 40 über Hochfeld zum ehemaligen Rheinhauser Krupp-Areal. Der Weiterbau der Tangente, so die Idee, soll diese Route erübrigen und Hochfeld entlasten.

Gegner: Osttangente könnte zur Ausweichstrecke in Richtung A 3 werden

Doch das, so wenden die Gegner ein, könnte zum Bumerang werden. Sobald es auf der A 40 in Fahrtrichtung Essen eng wird, könnte der Verkehr die Tangente nutzen, um sich über die Karl-Jarres-Straße in Richtung A 3 durchzuschlagen und Neudorf zusätzlichen Schwerlastverkehr bescheren.

Es müsse, so heißt es bei den Grünen, außerdem um eine kurzfristig umsetzbare Lösung für die Friemersheimer und Rheinhauser Wohngebiete gehen, die unter dem Schleich- und Suchverkehr der Brummis leiden. Dazu sei die Osttangenten-Verlängerung, bis zu deren Fertigstellung noch Jahre ins Land ziehen werden, nicht geeignet. Ziel solle es sein, mit „verkehrslenkenden Maßnahmen“ die Lkw konsequent Richtung A 57 zu führen und so die Wohngebiete zu entlasten.

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Auch hier fehlen Antworten: Etwa zum Zustand der Gaterwegbrücke unmittelbar vor Logport I, die wohl saniert oder neu gebaut werden muss. Dann sollte es, Osttangente hin oder her, Alternativrouten für den Schwerverkehr geben. Auch eine Verkehrszählung auf den Lkw-Schleichwegen in Rheinhausen steht aus.

Über die Trasse des Rad- und Wanderwegs am Rhein zwischen Rockelsberghalde und der Flussaue soll die Verlängerung der Osttangente bis zur A 40-Auffahrt Homberg führen.
Über die Trasse des Rad- und Wanderwegs am Rhein zwischen Rockelsberghalde und der Flussaue soll die Verlängerung der Osttangente bis zur A 40-Auffahrt Homberg führen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Untersuchung: Rad- und Wanderweg als einzige mögliche Trasse

Als Trasse für die Verlängerung ab Brücken-Kreisel, das haben die bisherigen Untersuchungen zur Machbarkeitsstudie ergeben, kommt nur der derzeitige Rad- und Wanderweg, der parallel zum Fluss zwischen Rockelsberghalde und Rheinauen über den Deich in Richtung A 40 führt, in Frage. Ob die Straße überhaupt mit dem Natur-, Landschafts- und Hochwasserschutz vereinbar ist, müssten Untersuchungen erst noch zeigen.

Bis Duisport-Vorstand und DIG-Geschäftsführer Prof. Thomas Schlipköther die Machbarkeitsstudie präsentieren kann, wird es also noch dauern. Das gilt auch für den weiteren Prozess bis zum möglichen Weiterbau der Osttangente. „Es wird auf jeden Fall ein Planfeststellungsverfahren geben“, entgegnet Schlipköther Skeptikern, die argwöhnen, warum ausgerechnet der Duisport/DIG, die die Osttangente fordern und von ihr profitieren, die Machbarkeitsstudie verfassen.

DIG: Erreichbarkeit der Rheinauen soll trotz Straße gewährleistet bleiben

Für den beliebten Rad-/Wanderweg, Teil des Fernradwegs „Erlebnisweg Rheinschiene“ müsste Ersatz geschaffen werden. Der wiederum könnte nur durch das Naturschutzgebiet Rheinaue führen, bei Hochwasser droht Überflutung. Die Untersuchung solle zeigen, dass die Erreichbarkeit der Rheinauen „auf jeden Fall gewährleistet ist“, betont die DIG.

Dennoch Gegenwind kommt nicht nur von ADFC. Die Führung einer stark belasteten Industriestraße zerstöre das Landschaftsschutzgebiet und sei „ein gravierender Nachteil für Duisburg“, der im krassen Gegensatz zum zukunftsweisenden Konzept stehe, das Duisburg an den Rhein bringen soll – etwa durch den Rheinpark am gegenüberliegenden Ufer“, sagt der Fahrradclub.

Schon über 900 Unterschriften für Online-Petition gegen Osttangente

Dass es zahlreiche Einwendungen und Klagen gegen eine Weiterführung der Osttangente geben wird, ist wohl sicher. Eine Online-Petition gegen die Straße haben bereits über 900 Bürger unterschrieben. „Der Bau der Osttangente vom Kreisverkehr Brücke der Solidarität zur A 40 durch das Naturschutzgebiet am Rhein ist nicht notwendig“, heißt es dort. „Es ist Geldverschwendung und ein starker Eingriff in die Natur.“

PARTEIEN: KOOPERATION IM RAT SOLL AN OSTTANGENTE NICHT SCHEITERN

  • In der Bezirksvertretung Rheinhausen ist eine Zusammenarbeit zwischen SPD und Grünen bereits an der Osttangente gescheitert. Im Rat der Stadt, wo beide Parteien noch Sondierungsgespräche führen, soll die Straße kein Stolperstein sein, betonen beide Fraktionen.
  • Das setzt aber voraus, dass sich ein Kompromiss findet zwischen den beiden Positionen, die unvereinbar scheinen. SPD-Fraktionschef Bruno Sagurna bezeichnet die Anbindung an die A 40 als „unverzichtbar“, für sein Pendant bei den Grünen, Anna von Spiczak und Felix Lütke ist der Bau der Straße nicht akzeptabel.
  • Eile zur Unterzeichnung einer Ratskooperation besteht indes nicht. Wichtige Entscheidungen stehen kurzfristig nicht an, auch in der vergangenen Ratsperiode verging über ein Jahr, ehe SPD und CDU ihre „GroKo“ vereinbarten.