Duisburg-Homberg. Der Rassegeflügelzuchtverein Homberg 1921 lässt sich von der Corona-Pandemie nicht brechen. Zum Jubiläum ist eine große Schau in Homberg geplant.

Es gibt sie mit Locken, in schwarz, mit vier oder fünf Zehen, mit Krone und tatsächlich auch mit blauer Haut. Aliens? Keineswegs. All diese auf den ersten Blick doch recht diffusen Kriterien treffen auf Federvieh zu. Genauer gesagt auf Rassegeflügel. Natürlich nicht auf eine einzige Gattung oder Art, aber die Diversität ist doch faszinierend.

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Das findet auch Marc Schaltmann vom RGZV Homberg 1921: „Bei uns im Verein gibt es sowohl Hühner- als auch Taubenzüchter. Wir treffen uns normalerweise einmal im Monat, da gibt es immer viel zu tun und zu organisieren.“ Durch die Vogelgrippe oder die Newcastle-Krankheit ist Hühnerhaltung heutzutage an bestimmte gesetzliche Auflagen gebunden. Die Tiere müssen etwa viermal im Jahr geimpft werden. Das ist neben dem obligatorischen netten Austausch und der Geselligkeit, die Vereine eigentlich per se schon mitbringen, für die Züchter ein wichtiger Grund, sich zusammenzuschließen. Eigentlich. Denn in Coronazeiten ist das natürlich tabu und jeder muss für sich allein klar kommen.

Geflügelzuchtverein in Duisburg: Tiere haben meist keine Namen

„Normalerweise treffen sich am Impftag alle Züchter und bereiten den Impfstoff gemeinsam vor. Der reicht dann für ungefähr 1.000 Tiere“, erklärt der Vorsitzende das Procedere. Allerdings werden die Tiere nicht einzeln mittels einer Spritze immunisiert, sondern die Substanz wird in Wasser aufgelöst und den Tieren dann verabreicht. „Die bekommen dann vorher nichts zu trinken, dann haben sie natürlich ordentlich Durst und schon sind sie geschützt.“ Klingt mies, ist aber äußerst wirksam.

Ganz allgemein haben Geflügelzüchter Marc Schaltmann zufolge meist keine Namen für ihre Seidenhühner, roten Riesen oder Orientalischen Roller und wenig Hemmungen, ihre Tiere bei Gelegenheit auch zu verspeisen.

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Dennoch steht beim Rassegeflügel natürlich eher die Optik im Vordergrund und nicht die Aromatik. Und da haben sich Mutter Natur und die Züchter über Generationen hinweg teilweise recht sonderbare Schönheitskriterien ausgedacht und umgesetzt. Schaltmann erzählt, dass es eine japanische Hahnenart gibt, die vier Meter lange Schwanzfedern hat. Oder ein spezielles Seidenhuhn mit blauer Haut, dessen Federn sich obendrein auch noch eher wie Fell anfühlen. Diese Tiere wurden von Marco Polo nach Europa gebracht und die völlig überforderten Venezianer hielten sie für eine Kreuzung von Huhn und Kaninchen.

Zu bestaunen sind solche Raritäten auf den regelmäßig stattfindenden Rassetauben- und Rassegeflügelzuchtausstellungen. Deren Organisation ist ebenfalls ein Schwerpunkt der Vereinsarbeit. „Wir planen zum 100-jährigen Jubiläum noch einmal eine große Schau in der Glückauf-Halle. Früher waren wir da jedes Jahr, aber mittlerweile ist die Miete so hoch, dass wir uns das nicht mehr leisten können“, so der Vereinsvorsitzende, der wie viele seiner Kollegen durch seinen Vater zu diesem Hobby gekommen ist. Anders als beim Fußball oder Kunstturnen ist die Verantwortung für Lebewesen natürlich nicht an die Ferien gekoppelt, denn die Schaar will ja auch in den Sommerferien Körner picken und munter scharren.

Geflügelzüchter aus Homberg: Im Urlaub springen die Nachbarn ein

Marc Schaltmann und seine Familie lösen das Urlaubsproblem mithilfe ihrer Nachbarn, die dann die Pflege übernehmen. „Wer sich Hühner halten möchte, der sollte an solche Dinge denken. Und an eine artgerechte Haltung“, erzählt der Fachmann. Auf dem Balkon im fünften Stock werden die Tiere nicht glücklich werden, denn sie brauchen Erde zum Kratzen und genügend Auslauf. Aber auch den nötigen Schutz. Hier sind die Greifvögel momentan die ärgsten Feinde der Züchter und nicht der berühmte Fuchs oder der Marder. Obwohl sich letztere auch gerne bedienen, wenn der Halter mal vergessen hat, die Einhegung rechtzeitig zu schließen. Der Sachschaden ist dann beim Ziergeflügel natürlich ganz unterschiedlich. „So ein normales Rassehuhn kostet 50 Euro, ein Haushuhn, das man zum Beispiel bei Weirauch kaufen kann, kostet 10 Euro.“

Marc Schaltmann, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) Duisburg Homberg 1921.
Marc Schaltmann, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) Duisburg Homberg 1921. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Das ist im kleinen Rahmen verschmerzbar. Wer sich aber seine preisgekrönte Brieftaube wegfressen lässt, der kann unter Umständen 1,6 Millionen Euro ärmer werden. Das ist der Betrag, für den im vergangenen Jahr die teuerste Taube der Welt versteigert wurde. Gezüchtet von einem Belgier, denn auch unsere flämischen Nachbarn sind große Freunde des schönen Geflügels. Solche Vögel gibt es beim RGZV 1921 natürlich nicht. Wohl aber eine Taube, die ihren Kropf so weit aufblasen kann, dass es aussieht, als habe sie einen Tennisball verschluckt. Auch diese Fähigkeit wird von Kampfrichtern auf Geflügelschauen gerne gesehen und regelmäßig hoch bewertet.

Zucht von Rassegeflügel ist kein nostalgisches Hobby

Neben der alltäglichen Pflege und der Planung der Ausstellungen sind die Schauen das dritte Standbein des Vereins. Diese Wettbewerbe werden von den unterschiedlichen Verbänden organisiert und sind jedes Mal gut besucht. Bei der letzten Bundesverbandsschau waren zwischen 20.000 und 30.000 Tiere zu bestaunen. Auch ein Indiz dafür, dass die Zucht von Rassegeflügel kein nostalgisches Hobby ist, das zur vergangenen Bergbauromantik gehört. Auch heute noch gibt es viele Vereine wie den in Homberg, die Freude an den bunt gefiederten Nachfahren der Dinosaurier haben.