Duisburg-Rheinhausen. Der Modell-Eisenbahn-Club Duisburg hat den Bahnhof Rheinhausen nachgebaut. Mehre Jahre haben die Tüftler an der Miniatur gearbeitet.
Der Rheinhauser Bahnhof ist ein echtes Schmuckstück, keine Frage. Und deshalb gibt es ihn gleich zweimal. Zugegebenermaßen nicht in Rheinhausen, aber zumindest in Duisburg, genauer gesagt in Kaßlerfeld. Werner Neuburg und seine Kollegen vom EMC haben das pittoreske Stück nämlich in liebevoller Kleinstarbeit in ihre Eisenbahnstrecke integriert.
„Unser Verein hat mehrere Jahre daran getüftelt, das Schienennetz und auch die Umgebung so originalgetreu wie möglich umzusetzen“, erklärt der Vorsitzende stolz. Originalgetreu heißt in diesem Fall allerdings zum Zeitpunkt der 70er-Jahre. Einige Gebäude gibt es so schon nicht mehr, wie zum Beispiel die Häuser an der Parallelstraße, aber die älteren Semester können sich sicherlich noch an ihr altes Rheinhausen erinnern, wenn sie die Miniaturstätte bestaunen dürfen, was nach Corona und telefonischer Absprache kein Problem ist.
Die akribisch gestaltete Gleisanlage im Format 1:87, die Fachleute nennen es H0, wird an der Ruhrorter Straße 84 von insgesamt 22 Vereinsmitgliedern hingebungsvoll gewartet und Stück für Stück weiter ausgebaut. In Pandemiezeiten ruhen Vereinsleben und Schienenverkehr selbstverständlich, aber in normalen Zeiten treffen die Eisenbahner sich zweimal die Woche zum Basteln, Fahren oder auch nur zum Erzählen. Außerdem gibt es zweimal im Jahr einen Fahrtag, an dem die Öffentlichkeit die Fortschritte von Rheinhausen und Co. sowie den Fahrbetrieb bestaunen kann. Wobei das Fahren deutlich mehr Know-how voraussetzt, als der Laie sich das so vorstellen kann.
Ohne Computer geht es nicht
Die vielen Schienen und der riesige Schattenbahnhof, in den 34 Züge passen, lassen sich nicht mehr einfach nur mit einem Trafo mit rundem Drehknopf betreiben. Ohne ausgeklügelte Computersteuerung läuft im Jahre 2021 auch im Eisenbahnhobby nichts mehr. Dementsprechend sitzt Johannes Burgmeier auch gerade konzentriert am erhöht gebauten Steuerstand und hat die zwei dicht nebeneinanderstehenden Flachbildschirme gut im Auge. Angezeigt wird das Gesamt-Streckennetz – und zwar erschreckend analog zu einer professionellen Betriebszentrale der Bundesbahn.
„Wir steuern hier sowohl die Züge als auch die Weichen und die Signale. Ich kann genau sehen, wo sich der Zug gerade befindet“, erzählt er und meint damit nicht den direkten Sichtkontakt, sondern die sich bewegenden roten Striche auf dem Bildschirm. Der optische Kontakt wird am dritten Bildschirm über Webcams hergestellt, die die nicht direkt einsehbaren Bereiche der großen Halle anzeigen. Es gibt zwar spezielle Programme für den Modellbaubereich, aber jede Strecke ist anders und deshalb muss alles einzeln programmiert werden.
Der Bahnhof Wedau wurde auch originalgetreu rekonstruiert
Werner und Johannes sind sich jedenfalls einig, dass es viel besser ist, wenn die Technik funktioniert. Wenn nicht, dauert die Suche nach dem Programmierfehler oft Stunden. Momentan läuft alles vorbildlich und der Modellzug rattert munter durch Rheinhausen samt Rheinhausen-Ost, die Niederrheinlandschaft und die Wedau. „Den Wedau-Bahnhof haben wir auch originalgetreu rekonstruiert, die anderen Streckenteile sind fiktiv“, sagt Neuburg und erzählt weiter, dass er sich gerade vorgenommen hat, einen Hafenbereich anzulegen.
Auch interessant
Das Projekt ist auf mehrere Jahre angelegt und wird wohl auch mehrere tausend Euro kosten. Modelleisenbahn ist ein kostspieliges Hobby. Eine Lok mit allem Schnick und Schnack kann da schon mal gute 600 Euro kosten. „Die ist dann aber auch beleuchtet, hat einen Dampfgenerator, kann die Waggons selbstständig entkuppeln und enthält einen Soundgenerator“, erklärt Andreas Neuburg. Er ist nach längerer Pause erst wieder mit 30 Jahren zurück zum Verein gekommen und kümmert sich primär um die Internetpräsenz. „Mich hat auf einmal wieder fasziniert, wie viel moderne Technik man heute benötigt. Viele Dinge lassen sich heute mit dem Smartphone steuern, das macht super viel Spaß.“
Kühne Konstruktionsträume von Vater und Sohn
Ferner sind Vater und Sohn Neuburg wahre 3D-Drucker Profis. „Viele Kleinteile müssen wir nach unseren Vorstellungen selbst konstruieren und da helfen der Computer und dann der 3D-Drucker schon sehr“, sagt Werner und zeigt auf die kleinen Verbundteile, die mit Hilfe eines herkömmlichen und dann des neu angeschafften Resin-3D-Druckers hergestellt wurden. Das lässt viele kühne Konstruktionsträume tatsächlich wahr werden.
Die 21 Herren und die eine Dame (Johannes Burgmeiers Frau) jedenfalls stecken voller Ideen und haben noch ein paar Freiflächen auf ihrer Anlage, die mit Duisburger Originalschauplätzen ausgestattet werden können. Wer also die Modelleisenbahnliebe in sich spürt und Lust auf moderne Technik und konventionelles Basteln hat, der sollte Kontakt zum MEC Duisburg aufnehmen. Der Verein freut sich über jedes neue Gesicht.