Duisburg-Rheinhausen. Ganz ohne Druck lernen Kinder beim Verein Aqua und mehr in Rheinhausen schwimmen. Jeder bekommt soviel Zeit wie er braucht.

Richtig schwimmen zu können kann das eigene Leben retten. Und außerdem macht es jede Menge Spaß. Bis ins hohe Alter hinein genießen Jung und Alt die gefühlte Schwerelosigkeit im Wasser. Umso wichtiger ist es, das Schwimmen von Anfang an richtig zu lernen. „Das geht am besten mit ganz viel Spaß“, sagt Elke Burmeister. Sie hat 2014 den Verein „Aqua und mehr“ gegründet und damit ganz sicher einen Nerv der Duisburger Bevölkerung getroffen.

Leistungsgedanke steht nicht im Vordergrund

Die Idee von Elke Burmeister war nämlich, den Fun-Faktor in den Vordergrund zu stellen, nicht den Leistungsgedanken. Alle Kinder, die bei Aqua und mehr schwimmen lernen, sind Vereinsmitglieder und dürfen sich für ihr Seepferdchen oder auch jedes andere offizielle Schwimmabzeichen so viel Zeit lassen, wie sie wollen. „Manche brauchen wirklich nur die zehn Stunden, die die öffentlichen Bäder anbieten. Andere sind nicht so schnell. Bei uns können sie sich Zeit lassen“, erklärt die Vorsitzende ihre Idee, die mittlerweile 150 bis 170 Mädchen und Jungen in den Verein geführt hat. Ganz zu schweigen von den vielen Erwachsenen, die begeistert Aquafitness und Wassergymnastik betreiben.

Nach dem Lockdown wird es eng

Auf gut und gerne 250 Mitglieder kommt der junge Verein, der sich momentan Sorgen um die kontinuierliche Fortführung der Schwimmausbildung der Rheinhausener Kinder macht. „Wir müssen ja jetzt lange aussetzen. Wenn der Lockdown vorbei ist, dann lernen natürlich erst einmal diejenigen, die jetzt schon Mitglied sind.

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Doch eigentlich kommt dann ja schon die nächste Generation. Dann wird es mit den Schwimmzeiten eng“, erklärt die 60-Jährige, die natürlich ein fertig geschriebenes Hygienekonzept in der Schublade hat, momentan aber keine Chance, es auch umzusetzen.

Keine Wettkämpfe, keine öffentlichen Gelder

Um so schmerzlicher ist diese Auszeit für diejenigen, die nicht mal eben kurz einen öffentlichen Schwimmkurs besuchen können. Der Verein richtet sein Angebot auch an Kinder mit Behinderungen, Entwicklungsverzögerungen, Diabetes oder aus sozial schwachen Familien. Bei Letzteren werden die Kosten oftmals übernommen. Das bindet das Konzept natürlich in enge finanzielle Grenzen, denn die öffentliche Förderung von Sportvereinen ist an den Leistungsgedanken gekoppelt. Wer also keine Wettkämpfe schwimmt, bekommt auch weniger Geld.

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„Wenn wir ein besonders talentiertes Kind haben, dann vermitteln wir natürlich gerne weiter, aber bei uns wird es keine Wettkampfriege geben“, stellt die ehemalige Basketballspielerin die Grundstatuten noch einmal ganz klar dar. Trotzdem soll kein Kind ausgegrenzt werden, weswegen der Verein mit Spenden kalkulieren muss, um vernünftig über die Runden zu kommen. Ein prominenter Sponsor ist beispielsweise Pater Tobias, der als Marathonläufer Spendengelder erwirtschaftet und dann an gemeinnützige Zwecke spendet. Aqua und mehr freut sich dann über neue Schwimmbretter oder Poolnudeln. Momentan natürlich eher theoretisch.

Aufgaben zum Trockenschwimmen

Passiert bis zum 10. Januar überhaupt etwas? „Wir haben den Kindern per Youtube-Video Aufgaben zum Trockenschwimmen geschickt“, sagt Elke Burmeister lachend und meint diese Idee zum Schwimmenlernen natürlich nur halb ernst. Niemand kann sich theoretisch im Internet ein Gefühl für Wasser anlesen. Trotz der Zwangspause war der Vorstand nicht untätig, vor allem, weil die Damen keinesfalls die von den Kleinen so geliebte Nikolausfeier hatten ausfallen lassen wollen. Bei diesem Ereignis kommt normalerweise ein Nikolaus in die Schwimmhalle und überreicht die bis dato erworbenen Schwimmabzeichen.

Seepferdchen und Piraten

„Bei uns bekommt jedes Kind eine Auszeichnung. Wir haben nicht nur Seepferdchen und Co, bei uns gibt es zum Beispiel auch Piraten“, erklärt Elke Burmeister und führt die 2020er Nikolausidee weiter aus: „Wir haben Schwimmrucksäcke mit unserem Logo besorgt, einen Brief und das jeweilige Abzeichen hineingetan und das Ganze dann als Nikolausüberraschung in die Briefkästen gesteckt.“ Wohlgemerkt bei gut 150 Kindern. Geklappt hat das anscheinend ganz wunderbar. Der Vorstand arbeitet auch in Coronazeiten zwar auf Distanz, aber nach wie vor sehr harmonisch und effektiv. Und wenn das Infektionsgeschehen es wieder zulässt, wird alsbald im Kombibad Homberg, im Toepperbad und in Rheinhausen Friemersheim wieder ganz kräftig geplanscht und getobt.