Duisburg-Rheinhausen. Um das Werk ihres verstorbenen Mannes zu zeigen und zu bewahren, gründete Jutta Hetges die „Freunde des Museums St. Laurentius“.
Menschen haben ganz unterschiedliche Motivationen, einen Verein zu gründen. Die einen wollen gerne Sport machen, die anderen historische Orte bewahren und dritte wiederum möchten primär die Gemeinschaft anderer genießen.
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Einen der schönsten und ungewöhnlichsten Gründe hatte vor sechs Jahren sicherlich Jutta Hetges. Bei ihr war es die Liebe. Genauer gesagt die Liebe zu ihrem verstorbenen Ehemann. Der war Künstler und gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Sabine Haustein wollte sie das Oeuvre ihres Mannes gerne bewahren.
In der Kunstszene ist Sandor Szombati kein Unbekannter
„Bis 2013 waren die Werke von Sandor auf dem Dachboden des Gemeindehauses aufbewahrt, wo er auch sein Atelier hatte. Doch die Kirche hat das Haus verkauft und abgerissen“, erzählt sie. Und nun wohin mit der Kunst des international bekannten Bildhauers Sandor Szombati? Der gebürtige Ungar ist in der Kunstszene kein Unbekannter. Seine Werke waren deutschlandweit und mehrmals auch auf internationalen Ausstellungen zu sehen. „Als der Pantomime Marcel Marceau eine seiner Ausstellungen in Montepulciano in Italien besuchte, war er so von einer Installation begeistert, dass mein Mann ihm in Paris in seinen Tanzsaal ein ähnliches Objekt bauen musste“, erzählt die Witwe und zeigt auf das Hauptausstellungsstück in der St. Laurentiuskirche, das nicht nur den berühmten Franzosen so begeistert hat, sondern auch viele der großen und vor allem auch kleinen Besucher, die in die seit 2008 profanierte Kirche kommen.
Sie dient dem Verein, der offiziell „Freunde des Museums St. Laurentius“ heißt, als Wirkungsstätte für die Dauerausstellung von Sandor Szombati, aber auch als Kulisse für mehrere Sonderausstellungen, die der gut 100 Mitglieder zählende Verein jährlich auf die Beine stellt. Und das ist ganz schön viel Arbeit. „Momentan bereiten wir eine Ausstellung mit Werken von Peter Stermann vor, die ist für 2022 geplant, aber wir recherchieren und suchen seine Bilder schon seit geraumer Zeit“, erzählt Jutta Hetges. Sie ist die 2. Vorsitzende und kannte Sandor Szombati, der sein Atelier lange Zeit in Rheinhausen hatte, sogar noch länger Sabine Haustein.
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Das Akquirieren der Werke dauert lange, denn jeder Besitzer eines Bildes muss angeschrieben und letztendlich auch überzeugt werden, seinen Kunstschatz aus der Hand zu geben. Das sind mitunter Artefakte von nicht geringem Wert. „Natürlich ist jedes Bild von Nagel zu Nagel komplett versichert, darum kümmern wir uns genauso wie um alles andere“, betont Hetges.
Vereinsmitglieder pflegen auch den Garten
Alles andere ist übrigens auch Gartenarbeit. Der Verein hat die gesamte ehemalige Kirche samt Grundstück gemietet und Kunst hin oder her, die Bäume und Büsche schneiden sich nicht von allein. „Wir treffen uns regelmäßig mindestens einmal im Monat und besprechen gemeinsam, welche Aufgaben und Projekte nun anstehen und legen fest, wer was macht. Da kommen eben auch gemeinschaftliche Termine zur Gartenpflege zustande“, erklärt die 2. Vorsitzende. Ansonsten arbeitet der Verein in Kleingruppen eher selbstständig und auf hohem professionellen Niveau, wie Hetges es ausdrückt.
Die komplett ehrenamtliche Mühe zahlt sich offensichtlich aus, denn der vergleichsweise junge Verein hat es in seiner kurzen Karriere bereits geschafft, mehrere Sonderausstellungen zu verwirklichen. Die letzte wird momentan abgebaut. Sie hatte Werke von Heinrich Seepolt gezeigt, der gestalterisch wunderbar mit den kinetischen bzw. Klangobjekten der Dauerausstellung harmonierte.
Kinder sind in der Kunstkirche herzlich willkommen - auch ohne Eltern
Und wie nutzt der Verein den Lockdown? „Wir treffen und meist online und haben gemeinsam beschlossen, an einem museumspädagogischen Konzept für Kinder zu arbeiten“, erzählen die Frauen und haben auch schon ziemlich konkrete Vorstellungen davon, wie der kulturinteressierte Nachwuchs zu begeistern sein könnte. Vieles stammt aus der Sonderausstellung von Gerd Grashaußer zu Anfang des vergangenen Jahres. „Geraldino“ Graßhauser komponiert eigentlich Kinderlieder, doch auch seine Kunstobjekte faszinieren Jung und Alt gleichermaßen.
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Bei der Ausstellung kamen natürlich vor allem Kinder in die St. Laurentiuskirche. „Wir sind wahrscheinlich auch das einzige Museum, in das Kinder ohne ihre Eltern kommen“, lacht Jutta Hetges und erzählt, dass oftmals auch Kinder aus der Nachbarschaft einfach nur kurz mit einem Freund vorbeischauen, um die Klangkunst oder die Wunder des Magnetismus zu bestaunen.
Freier Eintritt zu fast allen Veranstaltungen
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen des Vereins ist kostenlos, lediglich bei den regelmäßig stattfindenden Konzerten wird um eine Spende für die Künstler gebeten. Trotz Corona ist der Vorstand extrem motiviert und arbeitet unbeirrt weiter daran, noch viele schöne Kunstwerke in die Eisenbahnsiedlung zu bringen.