Duisburg-Rheinhausen. Aus Duisburg-Rheinhausen in alle Welt: Wie Marion Ruthardt den Lockdown überstand und warum sie gegen Wehmut trotzdem nicht gefeit ist.

Sie war schon oft am Boden in ihrem Leben, aber bisher ist sie immer wieder aufgestanden. Das liegt wohl daran, dass Marion Ruthardt schon viele Preise eingeheimst hat auf dem Boden der Tatsachen. Mit Bildern, die andere Leute mit Füßen treten. Von ihrer Kunst kann die deutschlandweit bekannte Straßenmalerin aus Rheinhausen inzwischen ganz gut leben, da kann sie auch ein Coronavirus nicht wirklich bremsen.

Ihre Karriere startete Marion Ruthardt bei den Straßenmalerwettbewerben in Geldern. Mehr als zehn Mal nahm sie dort teil, seit mehreren Jahren malt sie dort unangefochten in der Meisterklasse der Kopisten. Das heißt, sie bringt Werke der großen Meister der Renaissance oder des Barock, wie Sandro Botticelli oder Peter Paul Rubens, auf den Asphalt.

In Venice Beach in Florida arbeitete sie mit am weltgrößten 3D-Kreidebild

Inzwischen ist sie weltweit unterwegs, gestaltet als Auftragsarbeit für Firmen das Trottoir vor Kaufhäusern und Einkaufszentren, malt in Freizeitparks, hat ihre Spuren auf den Wegen von vier großen Moskauer Parks hinterlassen oder arbeitet am Venice Beach in Florida am weltgrößten 3D-Kreidebild in Form eines Urzeithais zusammen mit anderen internationalen Künstlern (wir berichteten).

Eine Frau bei der Arbeit. Andere verewigen sich auf Leinwänden - Marion Ruthardt malt auf Wänden und Bürgersteigen.
Eine Frau bei der Arbeit. Andere verewigen sich auf Leinwänden - Marion Ruthardt malt auf Wänden und Bürgersteigen. © PR | Buggy Münster

Doch wie kam die Kreidekünstlerin bisher durch die Coronakrise? Wir sprachen mit der einstigen Schülerin des bedeutenden Rheinhauser Malers, Volkram Anton Scharf. Marion Ruthardt hat quasi in den Shutdown bei einem Projekt in Issum Mitte März hineingemalt. „Ich war schon eine Woche dabei, den zentralen ‚Platz an der Pomp‘ mit Fassadenmalereien für den Heimatverein zu verschönern, als alles zu machte. Darauf bekam ich zweistündlich wechselnde Aufpasser vom Ordnungsamt zugeteilt, die dafür sorgten, dass keine Menschenansammlungen zustande kommen“, erinnert sich die agile Künstlerin. Dann folgte eine kleine Pause.

Anfang Mai erst wieder hatte sie einen Auftrag im Tripsdrill-Freizeitpark bei Stuttgart. „Das Gute ist, dass ich draußen arbeiten kann, obwohl es bei den Temperaturen heftig ist“, sagt Marion Ruthardt. „Es war gerade die Zeit, als die Freizeitparks wieder öffnen durften.“ Vier 3-D Gemälde hat sie dort hinterlassen, darunter auch eins, in dem sich die Erde auftut, und der Betrachter denkt, man steht mitten in einem gewaltigen Erdbeben, wobei glühendes Magma aus dem Boden austritt. Zwei Wochen weilte sie darauf in Slagelse, Dänemark, und malte 3D-Delfine im Wasser. „Aber ich konnte mir eine Woche dabei in Ruhe das Meer anschauen,“ erzählt Ruthardt von den angenehmen Seiten ihrer „Geschäftsreisen“.

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Und sie hält sich fit. „Als der Schwimmverein in Uerdingen wieder aufmachte, bin ich da öfters hingefahren, um zu trainieren.“ Im Legoland bei Günzburg war Ruthardt engagiert worden, um eine Bodenwerbung für einen japanischen Elektroautohersteller zu kreieren. „Dort malte ich ein Legomännchen, wie es mit einem elektrischen Dynamo, das Auto auflädt“, sagt sie mit verschmitztem Lächeln.

Dem Abgrund gerade noch entronnen - oder auch nicht. Die Künstlerin mit einem ihrer täuschend echten 3D-Bilder.
Dem Abgrund gerade noch entronnen - oder auch nicht. Die Künstlerin mit einem ihrer täuschend echten 3D-Bilder. © PR | PR

Doch die Wehmut in Corona-Zeiten trifft auch die ansonsten lebensfrohe Künstlerin: „Ich finde besonders schade, dass alle großen Festivals in diesem Jahr ausfallen werden“, sagt sie. Geldern, Wilhelmshaven, Kevelaer alles bleibt auf der Strecke. Am 15. August treffen sich traditionell jährlich die großen Madonnenmaler im italienischen Mantua, die sogenannten Madonnari. „Da wäre ich gerne hingefahren und hätte mitgemalt“, sagt Ruthardt betrübt.

Froh ist sie über ihre derzeitigen Aufträge, erst kürzlich hat sie in Meiderich vor dem Bezirksamt das Bild „Brücken bauen, keine Mauern“ zusammen mit ihrem Kollegen Gregor Wosik gemalt. „Ich hatte die Idee eigentlich dazu, als Donald Trump eine Mauer nach Mexiko bauen wollte. Es passt aber gut in die Corona-Krise, dass wir alle ein bisschen solidarischer miteinander agieren sollten“, hofft die Künstlerin und steht unterstützend hinter der Aktion der Stadt Duisburg, die gerade in sieben Stadtteilen, auch in Rheinhausen und Homberg, stattfand, um auf die Probleme der Künstler hinzuweisen und diese in der Krise zu fördern.

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„Gerne hätte ich auch vor dem Bezirksamt am Körnerplatz gemalt“, gesteht die Rheinhauserin. Der nächste Auftrag ist allerdings in Dinslaken. Da malt Ruthardt ein zugeschüttetes Schwimmbecken für die UBV, die unabhängige Bürgervereinigung der Stadt, die die Schließung des Bades in Hiesfeld so thematisieren will.

Mehr Bilder von Marion Ruthardt im Internet: www.strassenmaler-workshops.de oder www.3dstreetart-strassenmalerei.de