Duisburg. . Duisburger Straßenmalerin malt beim Sarasota Chalk Festival ein überdimensionales 3D-Bild eines Hais und verewigt sich damit im Guinness-Buch 2015.

Touristen können normalerweise prähistorische Funde am sonnigen Strand von Venice Beach in Florida einsammeln. Der Ort ist bekannt dafür, dass Knochen und Zähne von Jahrtausende alten Meerestieren angeschwemmt werden. Deswegen gibt es einen regelrechten Sammeltourismus nach diesen Relikten, die immer mal wieder als Strandgut im Sand liegen oder auf dem Meeresgrund vor der Küste.

Zur Zeit des dort stattfindenden Sarasota Chalk Festivals, einem großen Straßenmalerevent im November, konnten aber auch Leute, die kein Relikt eines Urzeitfisches gefunden haben, die Reißzähne eines Tausende Jahre alten Megalodon-Haies auf dem Asphalt der Stadt betrachten.

Größtes 3D-Straßenbild ist 150 Meter lang und 14 Meter breit

Denn die Rheinhauser Straßenmalerin Marion Ruthardt hat zusammen mit einer dreißigköpfigen Truppe ein überdimensionales Abbild dieses ausgestorbenen Fisches auf den Pflastersteinen hinterlassen – in 3D – damit haben sich die Künstler im neuen Guinness-Buch 2015 verewigt, weil es das größte gemalte 3D-Straßenbild aller Zeiten ist: auf einer Fläche von 2000 Quadratmetern, etwa 150 Meter lang und 14 Meter breit, springt ein Hai wie aus einem Riff heraus dem Betrachter ins Auge. „Das Motiv haben wir als Gruppe zusammen ausgewählt, es lag nahe wegen des Ortes, aber auch, weil wir auf bedrohte Tierarten aufmerksam machen wollen“, erinnert sich Marion Ruthardt, die inzwischen zur Elite der besten Straßenmaler der Welt zählt.

Das Siegerbild: Der Hai kann zum Glück nicht zubeißen.
Das Siegerbild: Der Hai kann zum Glück nicht zubeißen. © privat

Um die Perspektive zu wahren, mussten die Künstler akribisch planen: Der amerikanische Maler Kurt Wenner, der „Guru der anamorphotischen Verzerrung in der 3D-Straßenmalerei“, entwarf Fluchtpunktskizzen. Ein fünfzehn Meter hohes Gerüst wurde aufgebaut, von dem die Maler die gesamte Fläche immer wieder überblicken konnten. 20 Profis, darunter Marion Ruthardt und ihr Weggefährte Gregor Wosik, wurden unterstützt von zehn „Volunteers“. „Ohne sogenannte ‘Freiwillige’ ist ein so großer Platz gar nicht zu schaffen, aber diesmal mussten wir selbst auch ran, um die freie Fläche auszumalen“, sagt Ruthardt.

Duisburgerin begann ihre Karriere beim Straßenmalerfestival in Geldern

Und gerade der Detailreichtum des Bildes verlangt einen hohen Zeitaufwand – 14 Tage bis Mitte November arbeiteten die Künstler an dem Werk. „Zum Glück gab es aber nur einmal Regen“, so Ruthardt, die professionell wasserfeste Farbe bei diesen Terminen benutzt. Und es war dieses Mal eine kostspielige Veranstaltung für die Maler: „Wir mussten etwa 8000 Dollar dafür bezahlen, dass der Weltrekord von den Leuten vom Guinness-Buch notariell beurkundet wurde“, so die Rheinhauserin.

Karriere als Straßenmalerin

Die Rheinhauserin Marion Ruthardt startete ihre Karriere beim Gelderner Straßenmalerwettbewerb und malte dort lange in der Meisterklasse. 2009 hatte sie ihren ersten Eintrag ins Guinness-Buch mit einem 3-D Bild von der Erde, das sie zusammen mit Gregor Wosik in Rijssen in den Niederlanden gemalt hat.

Beim vierten Besuch auf dem Sarasota-Chalk Festival in Florida, USA, schaffte sie mit 30 anderen erneut den Eintrag ins Rekordbuch mit einem 2000 Quadratmeter großen Abbild eines Haies.

Aber so wurde vielleicht auch Stefan Raab auf die beiden Straßenmaler aufmerksam, dass er Wosik und Ruthardt in sein Format „TV-Total“ am 10. Dezember auf Pro-Sieben einlud. „Der Stefan hatte richtig Spaß an unseren Arbeiten, der hat ja am Anfang der Show zehn Minuten damit verbracht, um auf unsere gemalte 3-D Säule zu steigen und die perspektivische Verzerrung witzig zu erklären“, sagt Marion Ruthardt, die den Gang von der Showtreppe mit links bewältigte. Locker sei es in der Sendung gewesen. „Man merkte Raab aber an, dass er nicht großartig vorbereitet ist, sondern seine Fragen spontan an uns gestellt hat“, sagt die Künstlerin, die ihre Karriere beim Gelderner Straßenmalerfestival begann.

2015 möchte Marion Ruthardt erst einmal entspannt angehen, Aufträge hat sie in Dubai und in Österreich. „Ich könnte auch in einem Einkaufszentrum malen, an zwanzig Tagen im Monat, aber da hätte ich diese Pflichtgebundenheit. Das ist ja nicht die Freiheit, die ich mir beim Malen bewahren möchte“, sagt Ruthardt. Die Zeiten, in denen sie von reichen Leuten gefragt wurde, ob sie für eine warme Mahlzeit deren Badezimmerkacheln bemalen würde, scheinen jedenfalls vorbei zu sein...