Duisburg-Rheinhausen. Sie ließ sich im Zoo einsperren, trommelte für die Band Kywaldra und forschte nach dem typischen Duisburger Geräusch. Ein Atelierbesuch.

Sie mag die Aktionskunst, agiert ein bisschen wie der große Joseph Beuys, wenn sie performt. Während sich der bekannte niederrheinische Künstler 1974 in New York bei dem Projekt „I like America, and America likes me“ in einem Raum mit einem Schakal einschließen ließ und dann einige Tage darin verbrachte, um auf die missliche Situation der Ureinwohner hinzudeuten, hat die Künstlerin Elisabeth Höller ähnliches im Duisburger Zoo 30 Jahre später gemacht.

„Es war anlässlich des 50. Jubiläums des Duisburger Zoos“, erinnert sich Höller, „und ich habe mich in einen leeren Großwildkäfig sperren lassen.“ Dabei schaute sie in eine hinten am Gitter angebrachte Spiegelfolie, die die vorbeikommenden Zuschauer auf sie reflektierte, während sie mit dem Gesicht abgewandt zum Publikum in der Mitte des Käfigs auf einem Stuhl saß. „Das Ganze sollte der Frage nachgehen: „Wer beobachtet hier eigentlich wen? Die Menschen die Tiere – oder doch umgekehrt?“, fragt sie mit einem Augenzwinkern. Der daraus entstandene Video-Film hieß „Bird Cage Hotel“ und sorgte in der Duisburger Kunstszene für Beachtung.

Ein Drum-Set steht in ihrem Atelier im Rheinhauser Kultur- und Freizeitzentrum

Dass Elisabeth Höller Kunst machen will, war ihr schon als Jugendliche klar. „Ich habe früh angefangen mit Zeichnen“, erinnert sich die 62-Jährige. Doch dann mit 20 begann sie ihren beruflichen Werdegang bei AEG-Telefunken in Essen, wechselte dann zu einer Tochterfirma in die Turbinenfabrik. Was so irgendwie gar nicht zu der Frau, die gerne Jeans- oder Lederwesten trägt und harte Rockmusik hört, passen will. Bis heute spielt sie noch Schlagzeug, ein Drum-Set steht bei ihr im Atelier im Rheinhauser Kultur-, und Freizeitzentrum (KFZ).

Pinsel als Stillleben. Ein Bild aus dem Atelier der Künstlerin.
Pinsel als Stillleben. Ein Bild aus dem Atelier der Künstlerin. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Früher trommelte ich in der Band „Kywaldra“ – wir waren dann oft auf Tour mit den „Fertigen Vier““, sagt Höller und lacht ein bisschen über ihre „wilde Zeit“ der 80er-Jahre in Duisburger Jugendzentren. Auch gegen die Schließung des Eschhauses wehrte sie sich. „Doch wenn du dich nur soziokulturell engagierst, kannst du keine Kunst mehr machen“, meint sie. Aus dieser Zeit rührt auch die gute Verbindung zu dem Musiker Peter Bursch her: „In den 80ern habe ich oft bei seinen Konzerten mit der Bröselmaschine den Merchandise-Stand gemacht“, erinnert sich Höller.

Sie reist gern mit ihrem Mann nach Südengland

Reisen dienen der Künstlerin zur Inspiration. Nach Südengland fährt sie oft zur Erholung mit ihrem Mann. Als sie 2014 in Brighton war, filmte sie den abgebrannten und zerstörten Brighton Pier, der ins Meer herausragt, in einer Endlos-Schleife mit der aufbäumenden Brandung. Titel der Video-Animation war „The bitter end“.

„Bei den Namen der Werke lasse ich mich oft von Song-Titeln, die mich bewegen, inspirieren“, sagt sie und spielt dabei auf eine ihrer Lieblingsbands „Placebo“ an. Eine Klangcollage zu den Duisburger Akzenten versah sie mit dem Titel frei nach der irischen Band U2 „I still haven‘t found what I‘m looking for“. „Bei dem Projekt ging es darum, das typische Duisburger Geräusch zu finden“, erinnert sich Höller.

Das typische Duisburger Geräusch hat sie nicht gefunden

Sie machte Fotos von den Plätzen, an denen sie die etwa 60 Geräusche aufnahm und markierte ihre genauen Ortsdaten über Google-Maps in der Collage. „Ich habe viele Aufnahmen von Straßenbahnen gemacht, bin in die Parks gegangen und habe Vogelgeräusche eingefangen, die der Betrachter sich dabei anhören kann. Auch an einer Blindenampel in Rheinhausen war ich – das typische Duisburger Geräusch konnte ich nicht ausmachen“, sagt Höller.

Corona ist nicht spurlos an ihr vorbeigegangen „Eine gewisse Langeweile hat sich bei mir breitgemacht, das führt dann immer zu kreativen Momenten. In dieser Zeit habe ich mich mit verschiedenen Soundprogrammen beschäftigt, mit denen ich meine Video-Sequenzen musikalisch untermalen kann“, sagt Höller, die seit 2007 an Ausstellungen im Duisburger Künstlerbund teilnimmt. Eine nächste gemeinsame Schau ist in der Galerie der Rheinhauser Bezirksbibliothek in Planung. Der „Tag des Offenen Ateliers“ im Duisburger Westen findet am 26. und 27. September statt.