Duisburg-Rheinhausen. Weil er Absatzprobleme hatte, schuf sich der Fotograf und Kunstraumbetreiber Alex Kempkens mit dem Internet-Handel ein zweites Standbein.
Nein, der 78-Jährige steigt in Corona-Zeiten nicht mal eben aus dem Fenster und verschwindet. Vielmehr schafft sich der Kunstfotograf Alex Kempkens ein weiteres Standbein als autorisierter Amazon-Händler, mit allem, was dazu gehört. „Inklusive Umsatzsteueridentifikationsnummer“, sagt Kempkens und lächelt dabei durch seinen weißen Rauschebart. Wichtige Richtlinien des Internet-Riesen hat er sich in den drei Monaten des Shutdowns draufgezogen, Kempkens hat viel recherchiert, wie er sich am besten auf dieser für ihn neuen Handelsplattform vermarkten kann.
Notgedrungen, wohlgemerkt. Frei nach dem Motto: „Wenn der Mensch nicht zu der Kunst kommen kann, muss die Kunst eben zu den Menschen wandern.“ Albrecht Dürer gilt ihm dabei als Vorbild. „Der große Renaissance-Maler war Handwerker, Künstler und zu alledem musste er seine Werke auch noch selbst an den Mann bringen“, sagt Kempkens.
Die Suche nach neuen Herausforderungen
Aber dieses Suchen nach neuen Herausforderungen liegt ihm schon seit langem. Nicht umsonst gilt der Mann, der lange in Düsseldorf lebte, als Pionier auf dem Gebiet der Digitalfotografie und gelangte in den 80er Jahren zu Weltbekanntheit auf dem Terrain. Inzwischen bringt der Fotokünstler jedes Jahr mindestens einen Kalender vom Niederrhein auf den Markt.
Doch was macht man, wenn einem die Absatzwege für das Produkt wegbrechen. „Ich hatte mit dem Buchladen vor Ort gesprochen, die wollten nach dem Shutdown meine Kalender nicht mehr auf Kommissionsbasis annehmen. Denn deren Zukunft war genauso ungewiss wie meine“, erzählt Kempkens heute. „Gut, die NRW-Soforthilfe habe ich beantragt, aber auch für mich musste es ja irgendwie weitergehen“, so Kempkens. Und als Einzelkämpfer im Kunstbetrieb ist das nicht so einfach.
Die Ausstellung zum Thema Glück fiel aus
Also ist er jetzt bei Amazon als Händler seiner eigenen Produkte tätig, sozusagen im Abwerk-Verkauf aus seinem Künstlerhaus „Dat Atelljee“ an der Werthauser Straße. „Die für den 20. März geplante Ausstellung zum Thema „Glück“ musste wegen des Shutdowns ausfallen“, erinnert sich Kempkens minutiös an die Anfänge der Pandemie. „Am Ende des Monats habe ich schon ein Selfie mit Maske in meine Netzwerke gestellt.“ Er war sich bewusst, dass die Maskenpflicht kommen wird. Die Zeit nutzte er dann kreativ, für sein neues Kalenderprojekt im DIN A3-Format.
„Wald und Bäume – wo einst Drachen lebten“, heißt sein neues Werk für 2021. „Ich bin viel oberhalb der A40 und entlang der A57 hoch nach Kleve dafür unterwegs gewesen“, erzählt der Fotograf. Und dabei sind wunderschöne Fotos von gewaltigen Eichen oder Buchen in einer niederrheinischen Landschaft entstanden, die teilweise in geheimnisvolles Licht und Sonnenuntergänge getaucht sind. Darunter stehen kleine Texte, die auf die Nibelungengeschichte um Siegfried anspielen. Diese nahm in Xanten ihren Anfang, als der Held sich als Schmied auf die Wanderschaft begab.
Dazu verfügt der Kalender über ein geräumiges Kalendarium für etwaige Einträge der Benutzer. Ob sich herbstliche Bäume im Wasser spiegeln oder ein Wegekreuz vor einer einsamen Eiche in einer niederrheinischen Landschaft steht, Alex Kempkens hat diesen einzigartigen fotografischen Blick und schafft stimmungsvolle Eindrücke von der heimatnahen Natur.
Weiter steht eine Ausstellung zum Thema „Die Mondfee“, die ursprünglich für Anfang April 2020 geplant war, ab dem 18. September 2020 auf dem Zettel.
Wo einst die Drachen lebten
Hierbei zeigt der Fotokünstler weibliche Aktaufnahmen von Amateurinnen, die er später digital verfremdet hat. Am 26. und 27. September nimmt Kempkens mit seinem Team vom „Dat Atelljee“ auch am „Tag des offenen Ateliers“ teil.
Der Fotokalender „Wald und Bäume – wo einst die Drachen lebten“ ist inzwischen auch in den Mayerschen Buchhandlungen an der Friedrich-Alfred-Straße in Rheinhausen, ehemalige Bücherinsel, und an der Königstraße 48 in der Stadtmitte für 20 Euro erhältlich.