Duisburg-Rheinhausen. Alex Kempkens und Kollegen legen neue Niederrhein-Kalender vor. Sie haben sich in der Heimat umgesehen und im Altbekannten viel Neues entdeckt.
„Zwischen Himmel und Erde sind keine Berge gebaut,/Die Sehnsucht der Menschen hinaufzuleiten,/aber von oben steigen die Wolken herab,/eindrucksvoller als anderswo,/weil das Auge unwillkürlich die Weite absucht,/bunte Farbengebilde, Tier und Gespenster der Luft“
Ja, so kann man es sagen! Worte wie diese treiben Alex Kempkens an. Er mag das Gedicht, mit dem Erich Brautlacht sein „Grenzland des Niederrheins“ beschrieb. Und so hat sich der Rheinhauser Fotograf wieder auf den Weg gemacht, um Farbengebilde und Luftgespenster aufzuspüren, um die Welt vor seiner Haustür zu erkunden. Dabei ist er auch 2019 ordentlich herumgekommen, mal per pedes, mal mit dem Rad, und hat Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen einmal mehr neu entdeckt. Kempkens blättert ein Kalenderblatt auf. Ein stilles Stück Stadt, eine menschenleere Straße, Baum umkränzt, Blätter malen geheimnisvolle Schatten auf den Asphalt. Die Moerser Straße nach der Rush Hour. Wer hier je im Stau stand, mag es kaum glauben. Kempkens schmunzelt unter seinem weißen Bart hervor. „Ja morgens und abends ist das ein Horror. Aber die Moerser Straße ist auch fotogen.“ Oder wie wär’s mit einem Bilderbuch-Sonnenuntergang - eingefangen über der Margarethenstraße, Wertheimer Straße?
Ausstellung zeigt idyllische Bilder vom linken Niederrhein
Im Ladenlokal der Gruppe Dat Atelljee in Hochemmerich ist es ruhig in diesen Tagen. Die passende Stimmung für idyllische Blicke auf den linken Niederrhein, die derzeit auch die Ausstellungswände säumen. Bis Februar sind die Bilder zu sehen, von denen es einige in die neuen Kalender geschafft haben - danach rüsten sich die Fotografen für die Duisburger Akzente.
Für Kempkens und sein Team ist es liebgewonnene Tradition, die Heimat alljährlich mit der Kamera ins rechte Licht zu rücken; dies ist bereits ihr sechster Kalender. Weil sie der Niederrhein fasziniert. Weil es sich lohnt, den Duisburger Westen immer wieder zu erkunden. Und auch, um späteren Generationen einmal zeigen zu können, wie schön es dieser Tage rund um Duisburg war, wenn man nur genau hinschaut. Kempkens hat seine Kamera immer dabei, wenn er das Haus verlässt. Chronisten-Pflicht, Künstler-Kür. „Wir sind ja auch Zeitzeugen.“
Viele sammeln die Niederrhein-Kalender
Das Konzept kommt an. Mittlerweile haben die liebevollen Heimat-Impressionen ein treues Publikum erobert. „Manche sammeln die Kalender seit Jahren“, erfuhr Kempkens. Und das macht ihn ein bisschen stolz. Zwei sind diesmal herausgekommen, für Rheinhausen und Rumeln-Kaldenhausen, 100 Exemplare umfassen die kleinen feinen Ausgaben, weitere können gedruckt werden. Wir schauen also hin und aufs Jahr 2020. Eine Reihe üppig blühender Kirschbäume unter blitzblauem Himmel. Mitten in Rheinhausen, im altbekannten Diergardt-Park.
Und so geht es weiter. Wer wollte nicht eintauchen in den Frühling am Akazienweg, Rumeln-Kaldenhausen, durch weite Getreidefelder streifen oder ein wenig in den wilden Wiesen an der Rathausallee liegen und träumen, dort, wo das Gras emporwächst bis zum Himmel. Oder eine Friemersheimer Wunderwelt besuchen, in diesem Fall die puderzuckrig Schnee bedeckte Dorfkirche? Ein Kalenderblatt haben die Künstler zu Recht dem Binsenteich in Rumeln überlassen, in dem sich der Himmel urlaubspostkartenreif spiegelt. Und im September 2020 schaut man auf viel frische Farbe in der Stadt, Bullerbü-Häuschen in Rheinhausen - Beguinenstraße, Ecke Martinstraße.
Das sieht niemand, der nur auf sein Handy guckt
Kempkens weist auf ein Foto der ehemaligen Arbeiter-Kirche St. Barbara, zuletzt Spielort der Akzente-Kunst. In sanftem Orange schimmert der moderne Kirchturm, grade so, als hätte man ihn seinerzeit passend zu den Blüten umliegender Bäume gestrichen. „Da herrschte ideales Licht. Ein perfekter Moment.“ Auf einem anderen Bild blickt der Betrachter mit dem Fotografen nach oben, mitten ins Blaue, wo sich die Wipfel der Volksgarten-Bäume treffen. Ein Motiv, schmunzelt Kempkens, „das niemand sieht, der nur auf sein Handy guckt.“
Genug geredet. 77 Jahre ist Kempkens inzwischen und in seinem Leben viel herumgekommen. Er hat in Montreal, Prag und München gearbeitet. Sein Herz aber hat er an den linken Niederrhein verloren. Wegen der Weite, der Wolken, der Farben, ja vielleicht auch wegen der Luftgespenster, die sich Eingeweihten hier mitunter zeigen. Alles eine Sache des Blickwinkels. Wer Schönheit sucht, wird Schönheit finden.
>>>> Hier gibt es die Kalender <<<<
Die Kalender „Rheinhausen 2020“ und „Rumeln-Kaldenhausen 2020“ kosten je 15 Euro. Sie sind erhältlich in Rheinhausen: Mayersche Buchhandlung, Friedrich-Alfred-Straße 93, 47226 Duisburg, Tabakhaus, Friedrich-Alfred-Straße 69, Schreibwaren Mal-Stift Krefelder Straße 12, Rheinhausener Bücher Discount Hochemmericher Str. 58. In Rumeln: Lutz Londong/Glüxbox, Dorfstraße 63 47239 Duisburg, Schreibwaren Thurow, Giesenfeldstraße 42.
Der Kunstraum Dat Atelljee liegt an der Werthauser Straße 73. Sämtliche Informationen über aktuelle und künftige Projekte und Ausstellungen gibt es bei Alex Kempkens: 02065 259 776