Duisburg-Rheinhausen. . Der Wahl-Duisburger fotografiert gern schöne Dinge. Jetzt lädt er mit der Gruppe „Rheinhausen in Bildern“ zur Ausstellung. Ein Atelierbesuch.
Wenn man zurückblickt, ist es die Suche nach Schönheit, die den Fotografen Alex Kempkens ein Leben lang begleitet hat. Spontan kommt ihm ein Auftrag in Kanada in den Sinn: „Machen Sie ein schönes Bild von Montreal!“ Klingt schräg, war aber in den frühen 70ern ein wichtiger Hinweis. Konzept war angesagt, karge Ansichten galten als interessanter als sehenswerte Blickwinkel.
Kempkens, freier Fotograf am Beginn seiner Karriere, zog los. Auch später hielt der heute 74-Jährige fest, was ihn in ästhetischer Hinsicht fesselte. Und heute? Wir sind zu Gast in seinem Atelier - an den Wänden hängen Bilder funkelnder Tautropfen, ein Sonnenaufgang aus purem Gold - eine blaue Fläche zwischen Meer und Himmel. Auch wenn Alex Kempkens bei dieser Foto-Schau in erster Linie Gastgeber ist - die Wirkung liegt in seinem Interesse. Er weist auf ein Foto vom Hüttenwerk Krupp-Mannesmann. Schlacke wird abgegossen, sieht aus, als würde die Welt lichterloh brennen. Ein wunderschönes, ein perfektes Bild. „Diesen einen Moment“, sagt Kempkens, „erwischen Sie nie wieder.“
Elf Künstler haben mitgemacht
Kempkens macht einen erschöpften Eindruck. Kein Wunder, zurzeit weiß er vor Aufträgen kaum wohin. Aktuell ist er täglich auf Tour - mit dem Auto kurvt er den Niederrhein entlang, immer auf der Suche nach Motiven. Die schönsten Aufnahmen erscheinen in regionalen Kalendern. Dazu kommt seine Arbeit mit der Facebook-Gruppe „Rheinhausen in Bildern“, mit der er seit 2014 den Rheinhausen-Kalender herausgibt. Aktuell ist in seinen Arbeitsräumen, die er liebevoll „Dat Atelljee“ nennt, die erste gemeinsame Ausstellung zu sehen.
Der Titel lautet „4 Elemente“. Elf Kollegen haben mitgemacht und zu den Themen Wasser, Feuer, Erde und Luft fotografiert. Der Hausherr nickt zufrieden. Er mag die Arbeiten, und er mag die Art, wie sie hier hängen, ohne Rahmen, Papier auf nackter Wand. „Ich bin Ästhet“, sagt er. „Und Romantiker. Die Leute hier fotografieren, was ihnen gefällt. Und sie machen schöne Bilder.“
Erst München, danach acht Jahre Montreal
Kempkens wird langsam munter. Er ist selbst ein Blickfang, wie er da sitzt und erzählt, die Tasse Kaffee in der Hand: Oranges Hemd, rotes Shirt, blaue Brille, langes zum Zopf frisiertes Haar. Seit 2002 lebt er in Rheinhausen. Aufgewachsen ist er in Düsseldorf. Dort ging er zur Schule, dort machte er eine Ausbildung zum Bildberichterstatter, ein klassisches Redaktionsvoluntariat bei den Düsseldorfer Nachrichten.
Es waren die 60er Jahre, und alles war möglich. Vom Rheinland aus zog es den jungen Alex in die Welt. Erst München, dann Montreal, wo er acht Jahre lebte und arbeitete. Fotografiert und geschrieben hat er „immer“ - für Ausstellungen, Bildbände und Zeitungen, für die Wirtschaft und für andere Auftraggeber. „Mal war es Kunst, mal war es Handwerk“, sagt er heute. „Mir ist das egal. Kunst oder nicht, das hat mich nie berührt.“
Auf Expedition am Niederrhein
Architekturfotografie war früh sein Steckenpferd. Mit 15 stellte er bereits im kleinen Rahmen aus, in seiner Gemeinde, in der Stammkneipe. 1962 präsentierte er seine Bilder bei Photokina, der weltweit bedeutendsten Fotografie-Messe - beim Deutschen Fotopreis landete er auf Platz 3.
An einem Kunststudium hatte Kempkens trotzdem nie Interesse, „weil ich an keine Konzeption gebunden sein wollte. Ich brauchte nie einen Professor. Ich hatte immer meinen eigenen Stil.“ Als junger Mann absolvierte er eine Ausbildung zum Starkstromelektriker - vielleicht deshalb hat er nie verstanden, was an auf Galerieböden gestapelten Stahlplatten interessant sein soll. Und überhaupt, die Kunst der 70er, Art povera, Minimal art - für Kempkens war das nix. „Ich fotografiere schön“, sagt er, „damals war das ein Tabubruch.“
Regelmäßig bei den Duisburger Akzenten
Heute ist Alex Kempkens regelmäßig bei den Duisburger Akzenten vertreten, als Foto- und Computerkünstler. Vor einiger Zeit schloss er sich einer lockeren Vereinigung von Amateur- und Profifotografen an. Inzwischen geht der vierte gemeinsame Kalender in die Produktion, soeben ist ein Satz Postkarten erschienen, die Rheinhausens schönste Seiten zeigen.
Kempkens arbeitet immer noch dokumentarisch. Bei „Expeditionen“, so sagt er, entdeckte er, der Weitgereiste, die Schönheit des Niederrheins. Er fotografierte in Rumeln-Kaldenhausen, Straelen, Kevelaer und Kranenburg. Inzwischen rechnet sich sein Entdeckergeist in barer Münze. Acht Niederrhein-Kalender für 2018 sind in Auftrag gegeben. Derweil hat Kempkens neue Pläne, Menschen in Rheinhausen will er fotografieren. Ein Kunstprojekt, ein Handwerk - auch. Stationen eines künstlerischen Schaffens.
Die Ausstellung „4 Elemente“ ist bis Mitte Juli in den Räumen von Dat Atelljee, Werthauser Straße 73, in Duisburg/Rheinhausen (Hochemmerich) zu sehen. Termine für eine Besichtigung können telefonisch vereinbart werden: 02065/259776. Kontakt auch über facebook.com/dat.atelljee
Die nächste Ausstellung eröffnet im September.