Duisburg-Mündelheim. . Wer zum ersten Mal sein Atelier fürs Publikum öffnet, braucht eine Portion Selbstbewusstsein. Birgit Schyja-Wulftange wagte den Anfang.
Der „Tag des offenen Ateliers“ fand in Duisburg bereits zum 14. Mal statt. Insgesamt beteiligten sich in diesem Jahr mehr als 160 Künstler. Nachdem diese Aktion bereits vor einer Woche viele kunstinteressierte Besucher im gesamten Stadtgebiet angelockt hatte, öffneten am Wochenende auch Künstler aus dem Duisburger Süden ihre Türen.
Birgit Schyja-Wulftange war zum ersten Mal dabei. Sie nannte auch den Grund für ihre bisherige Zurückhaltung: „Das ist gar nicht so einfach, man braucht da schon eine große Portion Selbstbewusstsein und eine gewisse Stabilität. Man legt als Künstler ja irgendwie seine Seele bloß.“
Aus dem Bauchgefühl heraus
Jetzt sei allerdings „der Punkt da“, an die Öffentlichkeit zu gehen, so die 61-Jährige. Und verstecken braucht Birgit Schyja-Wulftange ihre Werke nun wirklich nicht, wie bereits die ersten Besucher am Samstag anerkennend feststellten. Etliche ihrer zahlreichen Arbeiten präsentierte sie am Wochenende in ihrem hell und freundlich wirkenden Atelier.
Vor zehn Jahren begann die Mündelheimerin mit der Malerei: „Am Anfang habe ich gegenständlich gemalt, ich habe mit Blümchen angefangen,“. Vor sieben Jahren begann Schyja-Wulftange abstrakte Bilder zu malen. Nun hat sie mit der „freien Malerei“ den Weg gefunden, mit dem sie sich am besten künstlerisch ausdrücken kann.
Sumpfkalk und Marmormehl als Grundstock für das Gemälde
Die Malerin erläutert den Unterschied zwischen „abstrakter“ und „freier Malerei“: „Bei der Entwicklung abstrakter Gemälde hat der Künstler in der Regel schon ein Bild in seinem Kopf, meine Arbeiten entstehen aus dem Bauch, das Bild entwickelt sich in einem fortlaufenden Prozess und ist nicht vorhergeplant.“
Die Mündelheimerin nutzt für ihr künstlerisches Schaffen unterschiedliche Materialien wie Sumpfkalk und Marmormehl, trägt diese auf Leinwand, Holz oder Papier auf und legt damit den Grundstock für das Gemälde. Chemische Reaktionen führen während der Trockenphase dazu, dass sich verschiedenartige Risse bilden. Durch das Auftragen diverser Schichten, durch die Risse und Veränderungen sowie durch später vorgenommene Abtragungen entstehen dreidimensionale Bild-Objekte, die farblich - die Malerin arbeitet mit selbst hergestellten Farben - bearbeitet werden. Titel gibt sie ihren Werken ganz bewusst nicht: „Der Betrachter soll sich so völlig unbeeinflusst mit der Arbeit beschäftigen.
Viele Workshops besucht
Ihr künstlerisches Rüstzeug erwarb Schyja-Wulftange unter anderem durch Intensivkurse an der Kunstschule Essen, durch ein einjähriges Seminar an der Kunstakademie Bochum, an der Akademie der Bildenden Künste Kolbermoor und die Teilnahme an zahlreichen Workshops.
Norbert Mertens hatte vor einer Woche schon einige Ateliers in der Innenstadt besucht. Nun stand das Mündelheimer Atelier von Birgit Schyja-Wulftange auf seinem Programm. Von den dort ausgestellten Arbeiten zeigte sich der Sermer sehr angetan: „Ich bin begeistert, die Technik ist faszinierend, das Zusammenspiel von Material und Farben ist schon beeindruckend.“