Duisburg. Wer kontrolliert negative Corona-Tests? Wie erkennt man Covid-Genesene? Ein Rheinhauser Wirt hat vor der Außengastronomie-Öffnung viele Fragen.
Trotz aller Vorfreude auf die nun endlich beginnende Saison steht die Duisburger Gastronomie vor mehr offenen Fragen als vor gegebenen Antworten. Viele machen die mangelnde Kommunikation mit dem Ordnungsamt dafür verantwortlich und fühlen sich mit ihren berechtigten Fragen und Problemstellungen komplett allein gelassen. „Ich gehe mit einem ganz schlechten Gefühl an die Sache ran“, sagt Freddy Driesen vom Stellwerkhof in Friemersheim.
Gemeinsam mit seiner Frau führt er das beliebte Lokal mit vielen Stammgästen. Doch was jetzt alles am Montag oder Dienstag auf ihn zukommt, das kann der erfahrene Gastronom nicht abschätzen. „Es geht ja schon damit los, dass ich zum Datenabgleich der negativen Testergebnisse den Ausweis des Gastes verlangen muss. Dazu bin ich gar nicht berechtigt, das darf doch nur die Polizei.“ Schon hier lautet die Antwort: eigentlich ja, aber jetzt in der Pandemie muss das so sein.“ Das hat er auch vom Duisburger Ordnungsamt schriftlich. Aber ob diese E-Mail im Konfliktfall Bestand hat, weiß keiner.
Rheinhauser Wirt bezweifelt, dass Gäste ins Corona-Testzentrum gehen
Zweitens fragt Driesen sich, ob sich eine Öffnung jetzt am Feiertag überhaupt lohnt. Jeder braucht einen bescheinigten Negativtest, entweder vom Arbeitgeber oder vom öffentlichen Testzentrum. Durch die kurze Gültigkeitsspanne sind die vom Arbeitgeber spätestens am Sonntag abgelaufen. Zwar verweist die Stadt auf ihr online-Angebot „Du-testet.de“, mit dessen Hilfe auch am Wochenende Testungen möglich gemacht werden, aber Freddy Driesen bezweifelt nach wie vor, dass viele Menschen das tun werden. Die Selbsttest-Kits aus der Drogerie zählen übrigens nicht. Auch dann nicht, wenn sie ordnungsgemäß vor der Restauranttür gemacht werden. Es muss ein Zettel mit Unterschrift oder der QR-Code der App „Duisburg testet“ sein.
Der Chef vom Stellwerkhof überlegt gerade, sich selbst beim Roten Kreuz schulen zu lassen, um als verantwortlicher Ansprechpartner für sich, sein Personal und seine Gäste diese Bescheinigungen ausstellen zu dürfen. „Das klappt bei einem befreundeten Rechtsanwalt, ob ich das darf, weiß ich noch nicht“, erzählt er. Die nächste Unsicherheit wiederum liegt dann gerade im Papierkram, denn kaum jemand weiß, wie die öffentlichen Bescheinigungen über die Covid-Genesung überhaupt aussehen und welche Stempel sie zwingend tragen müssen. Auch an dieser Front sind Schindluder Tür und Tor geöffnet. Ausbaden muss es im Zweifelsfall der Betreiber, also er, da ist Driesen sich sicher. Laut Stadt müssen Genesene einen „Nachweis über die Immunisierung zusammen mit einem amtlichen Ausweisdokument“, vorlegen.
Wirte aus der Region: Wegen Corona nur geringe Besucherzahlen
Ferner gibt es natürlich schon Feedback aus der Nachbarschaft: „Befreundete Gastronomen aus der Umgebung, die schon etwas früher öffnen durften, bestätigen, dass die Besucherzahlen mau sind. Es kommen ab und zu ein paar Leute, aber erstens lädt das Wetter nicht unbedingt zu einem mehrstündigen Biergartenbesuch mit leckerem Essen ein, und außerdem gibt es kaum Menschen, die spontan einkehren können, weil sie ihre ganzen Unterlagen oft nicht dabeihaben.“
Damit ist aber lange noch nicht Schluss mit möglichen Komplikationen. Wie das genau mit den Coronatests für die Mitarbeiter laufen soll und ob die Ergebnisse irgendwo öffentlich hängen müssen, ob das aus Datenschutzgründen zulässig ist, da hat sich auch noch niemand vom Ordnungsamt zu geäußert. All das macht Familie Driesen und ihren Kollegen große Sorgen.
Corona-Lockerungen in Duisburg: Wann öffnet die Außengastronomie?
Schon zuvor gab es Verwirrung um den eigentlichen Tag, an dem die Außengastronomie in Duisburg öffnen darf. Es ist bekannt, dass die Notbremse dann aufgehoben wird, wenn die Fallzahlen unter hundert liegen. Die Zahl fünf kommt da jedem ins Gedächtnis, der sich eingehender eingelesen hat. Fünf Tage muss der Wert stabil unter hundert liegen, bis das öffentliche Leben wieder in Teilen hochgefahren werden darf.
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Dazu zählen dann auch die Restaurants. Demnach könnte die gesamte Außengastronomie rein rechnerisch zwar ab Sonntag in Duisburg wieder öffnen. Doch so leicht ist das nicht, denn es muss sich um fünf komplette Werktage handeln, was dann erst am Montag der Fall ist. „Ganz genau heißt es: Die Maßnahmen des Paragraphen 28b (Coronaschutzverordnung) werden am 24. Mai um 00.00 Uhr außer Kraft gesetzt“, zitierte Stadtsprecher Falko Firlus am Dienstag und schafft damit Klarheit für alle Gastronomen, die momentan ihre Terrassen putzen, die Zapfhähne durchspülen und sich schon sehr auf ihre Gäste freuen.
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Letztenendlich entscheidet aber das Land. Nordrhein-Westfalen setzt die betreffenden Regionen auf die Notbremsenliste. Und nur das Land kann per Erlass entscheiden, die jeweilige Stadt oder Region dort auch wieder herunterzunehmen. Doch wann sie das tut und unter welchen Bedingungen, da haben die betroffenen Städte keinen Einfluss drauf.
Corona-Lockerungen in Duisburg: Am Ende entscheidet das Land NRW
Das heißt konkret, dass Duisburg durchaus länger auf der Liste stehen könnte, als der bloße Inzidenzwert es eigentlich rechtfertigt. So die eine Seite der Rechtslage. Die andere besagt, dass die Notfallbremse jetzt am Montag nach Ablauf der nötigen Frist automatisch außer Kraft tritt.