Duisburg. Duisburg blickt „mit Sorge“ auf Probleme, die durch Tauben verursacht werden. Nun gibt es einen Vorschlag, um die Population zu regulieren.
Kaum ein Tier polarisiert so sehr wie die Taube. Von manchen gemocht und in Duisburg sogar verbotenerweise gefüttert, werden sie von anderen als „Ratten der Lüfte“ verpönt. Einigkeit besteht wohl, dass einem Überhandnehmen der Population und damit einhergehenden Unzuträglichkeiten Einhalt geboten werden muss. Um die Verbreitung der Tiere zu begrenzen, bringt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen neuen Lösungsvorschlag in die Diskussion.
Die Partei fordert ein „tierschutzgerechtes Konzept für die Stadttaubenpopulation“, heißt es in einem Antrag für die Ratssitzung der Stadt am 13. Juni. Ein wesentlicher Bestandteil eines solchen Konzeptes basiert auf der Errichtung betreuter Taubenschläge. In den Schlägen könnten Gelege durch Ei-Attrappen ersetzt werden, um die Population zu regulieren. An Duisburger Seen und im Kampf gegen Wildgänse sei dies der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt durch den Tausch von Gänseeier durch Gipseier schon geglückt.
Taubenplage in Duisburg – der Blick geht nach Augsburg
„In Duisburg gibt es bereits Taubenhäuser, allerdings werden diese nicht betreut wie beispielsweise das Taubenhaus im Landschaftspark“, heißt es in dem Antrag. Doch das 1996 errichte Haus befindet sich direkt neben einem Kinderspielplatz. Tauben würden jedoch generell ohne Betreuung solche Häuser nur schwer annehmen. Eine artgerechte Futterversorgung soll dabei helfen, dass die sonst so standorttreuen Tiere die meiste Zeit des Tages dort verbringen.
Die Idee der Grünen kommt nicht von ungefähr: Die Stadt Augsburg gilt als Vorreiter des Konzeptes und setzt seit mehr als 20 Jahren auf betreute Taubenschläge. Laut Auskunft des Tierschutzvereins Augsburg, der für das Taubenprojekt zuständig ist, gibt es im Stadtgebiet rund 14 Taubenschläge und Türme, die bis zu 200 Vögeln Unterschlupf bieten und in denen die Tiere kontrolliert gefüttert werden.
Taubenschläge auf Parkhäusern und Verwaltungsgebäuden
Die Schläge und Türme sind überall dort im Stadtgebiet zu finden, wo sich verstärkte Taubenprobleme zeigten. Genutzt werden etwa Parkhäuser, Dachstühle städtischer Verwaltungsgebäude oder auch Flachdächer von Firmen und Institutionen. In allen Fällen müsse natürlich der Eigentümer der Immobilie mitspielen.
Die Erfolgskontrolle des Konzeptes erfolgt im Wesentlichen über die Anzahl der entnommenen Taubeneier und die Menge des gebundenen Kotes: Gegenüber der Augsburger Allgemeinen teilte der Tierschutzverein mit, dass man im vergangenen Jahr mehr als 6200 Taubeneier ausgetauscht habe.
Ingolstadt hat einen Taubenschlag am Hauptbahnhof
Der in den Türmen und Schlägen gebundene Taubenkot – zirka fünf Tonnen pro Jahr – entlastet zudem das Stadtgebiet. Laut Schätzung der Stadt Duisburg, soll jede Taube jährlich bis zu 12 Kilogramm Nasskot produzieren. Das von den Vögeln ausgeschiedene Urin-Kot-Gemisch gilt als aggressiv und trägt zum Steinzerfall und damit zur Zerstörung der Bausubstanz bei. Die Grünen schätzen, dass in der Stadt an Rhein und Ruhr rund 1000 Tauben leben.
Übernommen hat das Konzept etwa auch Ingolstadt. Einsatzort in der Großstadt an der Donau ist der Hauptbahnhof. Die Bilanz: Nach eineinhalb Jahre konnten 400 Taubeneier ausgetauscht werden. Die Eier werden dem Zoo als Tierfutter übergeben. „Anwohner berichten über einen deutlichen Rückgang der Verschmutzungen durch Taubenkot und futtersuchende Vögel“, teilt die örtliche Stadtverwaltung mit.
Nicht zu verachten ist der beträchtliche Aufwand für die Schläge: Die Eier müssen regelmäßig ausgetauscht, die Schläge gesäubert und desinfiziert werden. Hinzu kommen artgerechtes Körnerfutter und Einstreu. Rund 85.000 Euro Zuschuss erhält der Verein von der Stadt Augsburg für die Betreuung von Tauben und anderen Wildtieren, ein Großteil der Summe gehe für die Versorgung der grau-grün gefiederten Vögel drauf.
>> Stadt Duisburg beobachtet Taubenpopulation „mit Sorge“
- Die Entwicklung der Taubenpopulation werde von der Verwaltung „mit Sorge“ beobachtet. „In zunehmendem Maße beklagt die Bürgerschaft das Überhandnehmen wildlebender Tauben und die damit einhergehenden Unzuträglichkeiten“, heißt es auf der Internetseite der Stadt.
- Eltern seien beängstigt, wenn Kinder mit Taubenkot in Berührung kommen oder Hauseigentümer berichten von erheblichen Schäden an Gebäuden, so die Stadtverwaltung.
- Eine Fütterung der Tauben bewirke, dass die Tiere durch das reichliche Nahrungsangebot dazu veranlasst werden, auch im Winter zu brüten und sich damit noch stärker zu vermehren. In Duisburg ist die Fütterung deshalb verboten. Verstöße können mit einer Geldbuße von bis zu 1000 Euro geahndet werden.
- Von einem Taubenproblem spricht auch die CDU im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl. Hintergrund: Der „Weiße Riese“ an der Ottostraßegalt vor seiner Sprengung als großer Taubenschlag. Nach der Sprengung suchten die Tauben andere Plätze in der näheren Umgebung. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob das Augsburger Modell in Homberg umsetzbar ist, so die einstimmige Entscheidung in der Bezirksvertretung am 12. Mai.