Duisburg-Hochheide. Tierschützer fürchten, dass Tiere, die im Hochhaus Unterschlupf gefunden haben, bei der Sprengung vergessen wurden. Stimmt nicht, sagt die Stadt.
In drei Wochen ist es soweit. Die Vorbereitungen für die Sprengung des zweiten Weißen Riesen am 5. September laufen auf Hochtouren. 1750 Menschen werden evakuiert, um Platz zu machen für das lang erwartete Großereignis an der Ottostraße in Hochheide. Eva-Maria Servatius jedoch sieht der Sprengung mit Sorge entgegen. „Das Gebäude wird doch von Tieren als Lebensraum genutzt.“
Das Hochhaus steht seit 18 Jahren leer und trägt wegen seiner gefiederten Bewohner längst den Spitznamen „Der größte Taubenschlag Deutschlands.“ Nun fragt die Tierfreundin nach dem Schicksal der Vögel und anderer Tiere, die im Bauklotz Unterschlupf gefunden haben. Ein Reizthema für viele. Bei Facebook werde heiß diskutiert. Eva-Maria Servatius spricht von einem „Skandal“.
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Die engagierte Tierschützerin hat beim Ordnungsamt angefragt, wie sie schildert - und dort eine unbefriedigende Antwort erhalten. Das Interesse sei denkbar gering, sagt sie: Man habe ihr lediglich mitgeteilt, dass man mit dem Problem nichts zu tun habe, nichts wüsste und es auch keine Zuständigkeiten gebe.
Für Servatius ein Unding. „Es gibt keine Planungen und Vorbereitungen, um die im Gebäude lebenden Tiere vor dem Abriss zu retten“, schlussfolgerte sie. Dies sei bereits beim Abriss des ersten Weißen Riesen der Fall gewesen. Die Tiere würden entweder vergessen oder aber „bewusst ignoriert“.
Auch Fledermäuse und Katzen könnten durch die Sprengung gefährdet sein
Dabei denkt sie nicht nur an die Stadttauben. Auch Fledermäuse seien gefährdet, ebenso wie Katzen. Ein Haus, das derart lang leer stehe und überdies mit offenen Fenstern, werde nun mal von vielen Tieren als Lebensraum erschlossen. Darüber habe sie auch mit dem Veterinäramt gesprochen. Servatius bot einen Eiertausch an, den sie mit einem Team durchführen will, damit so wenig Küken schlüpfen wie möglich. Sie fragt empört: „Überlässt man so etwas Privatpersonen und gibt es da keine behördlichen Regelungen?“
Doch, gibt es, beruhigt Anja Kopka für die Stadtverwaltung. Und diese seien im Übrigen verpflichtend. Im Fall des Hauses an der Ottostraße sei alles schon passiert. Es gab eine artenschutzrechtliche Prüfung durch ein spezialisiertes externes Büro, „die fachlich korrekt und nachvollziehbar erarbeitet wurde.“
Ergebnis: keine artenschutzrechtlichen Konflikte. Im Zuge der Vorbereitungen für die Sprengung habe es weitere Begleitmaßnahmen gegeben. Die Untere Naturschutzbehörde war durchgängig eingebunden. Ergebnis: keine Fledermäuse. Auch bei der Abnahme der Fassade wurden keine geschützten Tierarten gefunden.
Abrissarbeiten im Hochhaus in Hochheide laufen seit Monaten
Was Stadttauben und mögliche Katzen betrifft, dürfte es in der letzten Zeit im Gebäude ohnehin ungemütlich geworden sein. Bereits seit Monaten finden in allen 320 Wohnungen massiv invasive Abbrucharbeiten statt, schildert die Sprecherin der Stadtverwaltung: „Schon allein dadurch hat es eine permanente Taubenvergrämung gegeben.“
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Der letzten Ortstermin fand erst vorigen Donnerstag mit Mitgliedern einer Tierschutzorganisation statt. Sie konnten sich vor Ort überzeugen, dass es keinen nennenswerten Taubenbesatz mehr gibt. Gerade mal zwei Eier seien im gesamten Hochhaus entdeckt worden. Und selbst für den „mehr als unwahrscheinlichen Fall“, dass sich am Sprengtag noch Tiere dort aufhielten, bestehen Vorsichtsmaßnahmen. Zehn und fünf Sekunden vor der tatsächlichen Sprengung gibt zwei sehr laute Vergrämungssprengungen, so dass Tauben noch die Möglichkeit haben, herauszufliegen.