Die Stadt will Gänseeier aus ihren Nestern entnehmen und gegen Gipseier austauschen
Wildgänse verewigen sich mit ihren unschönen Hinterlassenschaften auf den Wiesen an der Sechs- Seen-Platte. Das Problem wird besonders akut, wenn in den Monaten Mai und Juni die Jungtiere schlüpfen. Denn in dieser Zeit gestatten deutsche Wetterverhältnisse ausnahmsweise mal einen Badeausflug an den See. Aber wer legt sein Handtuch schon gern auf eine Wiese voller Gänsekot? Das Problem wurde in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Süd ausgiebig diskutiert. Weiterhin kam Dietmar Beckmann als externer Berater zu Wort.
Der Architekt und Ornithologe forscht seit sieben Jahren über Gänse im westlichen Ruhrgebiet. Er ist mit den städtischen Plänen zur Reduzierung des Gänsebestandes ganz und gar nicht einverstanden. In einerVorlage der Stadt wird die Manipulation von Gelegen, d.h. die Entnahme von Eiern und der Austausch durch Gipseier, als eine mögliche Maßnahme gegen die angebliche „Gänseplage“ beschrieben. Als rechtliche Basis nennt die Stadt die Änderung des Landesjagdgesetzes NRW vom 17. Dezember 2009. Im Gesetzestext ist von bestimmten Ausnahmesituationen die Rede, die eine Eientnahme rechtfertigen. „Aber nicht, weil man sich die Füße sauber halten will“, empört sich Dietmar Beckmann. Laut dem Naturschützer verstößt die Stadt mit ihrem Vorhaben aber nicht nur gegen geltendes Jagdrecht, sondern auch gegen Verwaltungsrecht. Das Handeln der Verwaltung müsse zur Erreichung eines legitimen Zwecks geeignet sein. Es müsse diesen Zweck zumindest fördern. Das Ziel „weniger Gänse im Duisburger Stadtgebiet“ wird laut dem externen Berater des BUND durch die Entnahme der Gänseeier aber keinesfalls erreicht.
„Wir befinden uns hier nicht in einem abgeschlossenen Gebiet“, erklärt der Vogelexperte. Gänse aus anderen Regionen Deutschlands, aus den Niederlanden und Belgien würden nach Duisburg kommen, wenn es hier weniger Jungtiere gebe.
Von einer ernsthaften „Gänseplage“ kann in Duisburg laut Dietmar Beckmann außerdem gar keine Rede sein. Die Stadt würde mit ihrer Aussage, es gebe pro Jahr einen Zuwachs von 2000 bis 2500 Jungtieren, maßlos übertreiben. „Pro Jahr gibt es höchstens 160 Jungtiere in Duisburg“, meint der Forscher. Laut Dietmar Beckmann werden die Naturschützer das städtische Vorhaben nicht tolerieren. „Die Stadtverwaltung muss damit rechnen, dass die Geschichte rechtliche Folgen haben wird“, meint der 59- Jährige. Er hat aber durchaus Verständnis dafür, dass sich die Badegäste ihre Wiesen nicht mit seinen gefiederten Freunden teilen möchte. Er schlägt der Stadt daher eine andere Lösung des Problems vor: mit Hunden sollen die Gänse von den Liegewiesen vertrieben werden. Gleichzeitig soll die Stadt Auffanggebiete an anderen Stellen des Sees einrichten, wo sich die Gänse breit machen dürfen. So wäre doch allen geholfen.