Duisburg. Das Düsseldorf aus Versehen fast den kompletten Zufluss am Neuen Angerbach kappte, hat nun ein großes Fischsterben zur Folge. Nun versuchen Anwohner gemeinsam mit den Wirtschaftsbetrieben so viele Fische wie möglich vor dem Tod zu retten. Für die meisten kommt das jedoch zu spät.
Andreas Potz rennt, als ob es um sein eigenes Leben ginge. Der Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe schiebt eine blaue Tonne vor sich her. Darin sind die Überlebenden des Öko-Dramas, am Neuen Angerbach. Potz schüttet die Tonne bachabwärts an der Mündelheimer Straße wieder aus. Dort ist das Wasser wieder tief genug, weil das Rheinhochwasser von der Mündung aus in den Bachlauf drückt. Immerhin: Ein Aal (!) und mehrere Forellen haben überlebt.
Wirtschaftsbetriebe-Vorstand vor Ort
Die ersten Kadaver bringen Bewegung in die Sache. Mittwochmorgen sind die Folgen der menschengemachten Bach-Trockenlegung auf Düsseldorfer Stadtgebiet deutlich zu sehen. Es sind wohl hunderte tote Fische, die entsetzte Anwohner aus dem Wasser fischen. Wobei man eher von aufsammeln sprechen muss. Wasser steht kaum noch im Bach. „Das ist furchtbar“, sagt Anwohnerin Christa Metzen.
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Beim Überlebenskampf will auch Petra Granitzke nicht länger untätig zusehen. Die Anwohnerin hängt sich ans Telefon. Bei den Wirtschaftsbetrieben, die nach anfänglichem Zögern mittlerweile längst vom Ernst der Lage überzeugt sind, stößt sie auf Gehör.
Am Nachmittag zieht dann eine bunte Truppe aus Anwohnern, deren Kindern und Mitarbeitern der Wirtschaftsbetriebe durch das ausgetrocknete Bachbett. Mit einem Kescher werden die überlebenden Tiere in die verbliebenen Pfützen getrieben und in die Tonne verfrachtet. Petra Granitzke ist zerstochen von den Pflanzen und verschmiert vom Matsch aus dem Bachbett. Das macht ihr nichts aus. „Ich konnte mir das nicht länger mit ansehen.“
Düsseldorf will Durchfluss erhöhen
Auch der neue Wirtschaftsbetriebe-Vorstand Peter Greulich macht sich von einer Brücke aus ein Bild der Lage. „Das ist traurig“, sagt er. Die Wirtschaftsbetriebe betreiben Ursachenforschung. Die Baumaßnahmen am Wehr auf Düsseldorfer Stadtgebiet waren vorher abgestimmt. Den Duisburger Behörden war auch bekannt, dass die Düsseldorfer den Wasserfluss reduzieren. Allerdings war ein Durchlass von 300 Litern pro Sekunde abgesprochen. So viel ist es längst nicht. Warum jetzt der Großteil des Wassers noch in Düsseldorf in den Rhein fließt, bleibt offen. Die Wirtschaftsbetriebe entschieden, die paar Tropfen, die in Duisburg ankommen, an der Sandmühle in den Alten Angerbach zu leiten. Dessen Flora und Fauna seien wertvoller.
Noch am Bach, bekommt Greulich die Nachricht, dass Düsseldorf am Abend den Durchfluss tatsächlich erhöhen will. Das bedeutet Aufregung. Die Wirtschaftsbetriebe müssen an der Sperre an der Sandmühle Wache schieben und die Flutwelle erwarten. Denn wenn das Wasser kommt, muss die Umleitung in den Alten Angerbach raus. Sonst gebe es dort nämlich Hochwasser.