Duisburg. Handwerker fordern 88.000 Euro für eine im Dezember eröffnete Lidl-Filiale in Duisburg-Hüttenheim. Bei ihnen gehe es von jetzt an ums Überleben. Der Bauherr wehrt die Forderungen vehement ab. Es gebe erhebliche Baumängel. Der Discounter ist als Mieter bei dem Streit außen vor.

Im Fenster hängt Werbung für eine Kettensäge für knapp 60 Euro. Kunden schieben ihre Einkaufswagen über den Hof. Der Lidl-Supermarkt an der Hüttenheimer Straße ist ein Vorzeigeobjekt. Hochmodern, geräumig und energiesparend. Hinter den Kulissen gab’s nach der Eröffnung am 13. Dezember 2012 aber Ärger. Handwerker fordern viel Geld.

„Wir warten auf 88.000 Euro“, sagt Geschäftsführer Cetin Korbasan vom Bauunternehmen ECE. Die Baufirma hatte unter anderem Wände verputzt und Gerüste aufgestellt. Ihrem Auftraggeber werfen die ECE-Handwerker nun sogar vor, Verträge im Nachhinein gefälscht zu haben. „Wir werden ihn wegen Betrugs anzeigen.“

Projektentwickler ist Bauherr

Auftraggeber ist nicht Lidl selbst, sondern der Immobilien-Projektentwickler IPG. Deren Inhaber Klaus Groß weist die Vorwürfe zurück. Es gebe einige massive Baumängel. „Die Abnahme drohte zu scheitern.“ Groß unterstellt seinerseits der ECE, die Rechnungen im Nachhinein deutlich erhöht zu haben. Das Auftragsvolumen habe doch gerade einmal 40- bis 50.000 Euro betragen. „Solche Nachträge hätten im Vorfeld angekündigt werden müssen.“

Groß sagt, er habe der ECE einen Vergleich angeboten – „eine Summe, die die Abarbeitung aller Mängel vorsieht“. Cetin Korbasan und Prokurist Recai Demir empfinden ihrerseits das Angebot als Beleidigung. Groß habe nur 20.000 Euro angeboten.

„Es gibt keinen Grund, unsere Rechnungen nicht zu bezahlen“, sagt Korbasan. Er fürchte selbst um das Überleben seiner eigenen (je nach Jahreszeit und Auftragslage) vier bis acht Mann starken Firma. „Wir haben auch noch offene Rechnungen. Unsere Subunternehmer können doch nichts dafür.“

Handwerker lehnen Vergleich ab

Aus Sicht von Klaus Groß sei seine Firma für einige Rechnungen auch der falsche Adressat. Aus verschiedenen Gründen sei ein weiterer Drittunternehmer als Auftraggeber für die ECE zwischengeschaltet gewesen. Das streiten die ECE-Vertreter aber ab. „Unser Vertragspartner ist Herr Groß.“

Bauherr IPG hätte allenfalls fünf Prozent Sicherheitsleistung einbehalten dürfen, sagen Korbasan und Demir. Sie verweisen auf den Architekten Reinhard Drobeck, der doch alle Arbeiten abgenommen habe. Drobeck will sich auf Nachfrage der Redaktion nicht näher zu dem Fall äußern. Er verweist darauf, dass er selbst Auftragnehmer von Klaus Groß sei.

Der Discounterriese spielt in dem Fall allenfalls eine Nebenrolle. Darauf legen alle Beteiligten ausdrücklich Wert. „Lidl ist nur Mieter“, sagt Lidl-Immobilienleiter Christoph Hensel. „Wir übernehmen den Bau schlüsselfertig.“ Zur Immobilie gebe es nicht viel zu sagen. Weder, dass die Handwerker besonders schlecht gearbeitet hätten („Es gibt ein paar mehr Restmängel als üblich.“). Noch, dass Groß für schlechte Zahlungsmoral bekannt sei („Wir haben ein ganz normales Vertragsverhältnis.“).

Dass es zu einer außergerichtlichen Einigung kommt, ist im Moment unwahrscheinlich. Recai Demir: „Wir nehmen diesen Vergleich nicht an.“