Duisburg-Huckingen. . Manchmal tritt der Amtsschimmel wild um sich. Davon weiß ein 64-Jähriger zu berichten, der schon seit Jahren wohlbegründet raus ist aus dem Erwerbsleben - und dennoch harsche Post vom Jobcenter erhielt. Dann stellte ihm die Arge die Zahlungen ein.

Zugegeben: Der Leser beharrt auf seinem Recht, dass er mit der Arbeitsvermittlung nix zu tun hat. Und er hat Recht damit. Das bestätigt auch das Jobcenter dem Mann, der in ein paar Monaten 65 Jahre alt sein wird und damit raus aus dem Erwerbsleben ist. Eigentlich ist er das schon seit Jahren. Er hatte sich eine Sonderregelung zu Nutze gemacht, nach der er nicht mehr arbeiten muss, wenn er sich verpflichtet, zum frühestmöglichen Termin die Rente zu beantragen. Deshalb staunte der Mann nicht schlecht, als er vom Jobcenter in ruppigem Ton aufgefordert wurde, sich persönlich zu melden: „Ich möchte mit Ihnen über Ihr Bewerberangebot bzw. Ihre berufliche Situation sprechen.“

Und nach eindringlichen Paragraphen-Hagel wird schließlich auf mögliche Rechtsfolgen hingewiesen und mit Geldkürzung gedroht.

Amtsbriefe flattern ins Haus

Weil er weiß, dass er im Recht ist und auch noch Probleme mit seinem Bein hat, geht er auf Tauchstation. Statt sich krank zum Jobcenter zu schleppen, ruft er am Callcenter an und denkt, damit sei alles erledigt. Aber damit ist er im Irrtum, wie er in den nächsten Wochen erfahren muss. Noch zweimal flattern Amtsbriefe bei ihm ins Haus. Aber nicht mehr lange. Denn inzwischen hat der Amtsschimmel nicht gewiehert, er hat wild um sich getreten: Seit März bekommt der Mann kein Geld und auch die Miete ist nicht mehr überwiesen worden. Demnächst wird er sich wohl einen Platz unter der Brücke suchen müssen.

Oder auch nicht. Eine Nachfrage der Redaktion beim Jobcenter ergab, dass es eigentlich nicht darum ging, dem Mann ein paar Monate vor der Rente noch einen Arbeitsplatz schmackhaft zu machen sondern nur zu klären, ob er vielleicht inzwischen andere Arbeitseinkünfte hat oder nicht. So hätte man das auch schreiben können, ja wenn... Beim Jobcenter Duisburg sieht man das auch so. Aber, so heißt es, die Textbausteine kämen aus der Nürnberger Zentrale, die dürften vor Ort nicht geändert werden.

Übrigens: In dem Brief fehlen ein paar Worte, ein Satz wird dadurch unverständlich. Aber auch das darf nicht geändert werden. So blamiert sich jeder so gut er kann. In diesem Sinne. Es lebe der Obrigkeitsstaat.