Duisburg. Über 20 E-Mails in sechs Monaten: Wegen Personalmangels müssen Eltern einer Kita in Duisburg ihre Kinder nahezu wöchentlich selbst betreuen.

Dass gerade in Corona-Zeiten die Betreuung der Kindergarten-Kinder von vielen Eltern selbst übernommen werden musste, war für die meisten schon ein echter Kraftakt. Dass aber in der städtischen Kindertageseinrichtung Breslauer Straße in Duisburg-Bergheim seit Monaten eine durchgehende Betreuung nicht gewährleistet werden kann, bringt für die betroffenen Mütter und Väter das Fass jetzt zum Überlaufen.

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„In diesem Jahr gab es gefühlt noch keine Woche, in der unsere Kinder ohne Einschränkungen den Kindergarten besuchen konnten“, sagt eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ihre Kritik richtet sich nämlich nicht nur an die fehlenden Betreuungszeiten, sondern auch an die Art und Weise, wie der Kindergarten diese Situation kommuniziert und zu lösen versucht. „Die Personalsituation ist die eine Sache“, sagt die zweifache Mutter, „aber der Umgang mit uns Eltern ist zum Teil wirklich unmöglich. Die Kindergarten-Leitung hat absolut kein Verständnis dafür, dass für uns Eltern die Situation so nicht tragbar ist.“

Mehrer Eltern haben sich aus diesem Grund bereits bei der Stadt über die Situation beschwert. „Wir haben ja wirklich Verständnis dafür, wenn Erzieher krank sind und nicht arbeiten können“, sagt die Duisburgerin, „aber dann kommen noch Tage hinzu, an denen das ganze Personal streikt oder zu Personalversammlungen geht. Eine Notbetreuung wird aber nicht angeboten.“ Die Kinder müssten entweder früher abgeholt werden, weil „die Mitarbeiter ihre Pause antreten müssen“, haben nur an wechselnden Tagen die Möglichkeit, überhaupt zu kommen, oder die Betreuungszeit wird insgesamt reduziert.

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Mehr als 20 E-Mails aus den letzten sechs Monaten liegen der Redaktion vor, in denen die Kindergarten-Leitung die Eltern über den Ausfall informiert: „Betreuung nur bis 14 Uhr“, „Personalmangel im Kindergarten“, „Zeitreduzierung“, „Gruppenreduzierung“, „Heute Personalmangel“, „Personalnot“ oder „Personalversammlung“ lauten die Betreffzeilen nur einiger Mails.

Wegen Personalmangels in einer Bergheimer Kita sollen Eltern ihre Kinder zu Hause betreuen. Ein Problem ist der hohe Krankenstand bei Erziehern.
Wegen Personalmangels in einer Bergheimer Kita sollen Eltern ihre Kinder zu Hause betreuen. Ein Problem ist der hohe Krankenstand bei Erziehern. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Wir mussten unsere genauen Arbeitszeiten angeben, damit unsere Kinder auch betreut werden konnten. Die Mütter oder Väter, die nicht arbeiten, konnten ihre Kinder nicht abgeben. Die Kita-Beiträge sowie das Verpflegungsgeld mussten aber trotzdem beglichen werden“, sagt die Mutter.

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„Der Hauptgrund für den Betreuungsausfall ist vor allem dem Personalausfall geschuldet“, erklärt Stadtsprecherin Gabi Priem die Situation in dem städtischen Kindergarten. Damit die Aufsichtspflicht in der Einrichtung gewahrt bleibt, „können an einigen Tagen nicht mehr alle Kinder betreut werden.“ Ausschlaggebend sei der Personalschlüssel, der mit dem KiBiz-Personalrechner für die Anzahl der Kinder berechnet wird. „Sobald der errechnete Personalschlüssel nicht mehr zur erwartenden Kinderzahl passt, wird eine Notbetreuung angeboten“, sagt Gabi Priem.

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Aber genau das sei nicht immer der Fall gewesen, beschweren sich die Eltern. „Und damit meinen wir nicht nur die Tage, an denen gestreikt wurde.“

Zwei Springer hat das Jugendamt der Stadt dem städtischen Kindergarten in Bergheim bereits zugewiesen. „Aufgrund der Beschwerden seitens der Eltern wurde der Einrichtung im Oktober zunächst eine Vollzeitspringerin aus dem Springerpool und seit dem 25. April eine weitere Vollzeitspringerin an die Seite gestellt“, sagt die Stadtsprecherin. „Die Kita-Leiterin ist im ständigen Austausch mit dem Jugendamt, um den Einsatz des anwesenden Personals abzustimmen.“

>>KITA BRESLAUER STRASSE

  • Zurzeit besuchen 92 Kinder von 0 bis 6 Jahren die Kita. Insgesamt gibt es fünf Gruppen. Die Gruppen sind im U-3-Bereich mit 34 Kindern und im Ü-3-Bereich mit 59 Kindern aufgeteilt.
  • Es wird die Betreuung mit 35 Stunden angeboten, die durch Vertragsabschluss mit den Eltern von 7 bis 14 Uhr oder von 8 bis 15 Uhr aufgeteilt ist.
  • In der Einrichtung arbeiten normalerweise neun Fachkräfte in Vollzeit und fünf Fachkräfte in Teilzeit. Hinzu kommen eine Kinderpflegerin und eine Hauswirtschaftskraft in Teilzeit.