Duisburg. Weil sein Kind in der Kita nicht isst, will der Vater das Mittagessen stornieren. Daraufhin droht die Kita, die Betreuungszeit massiv zu kürzen.

Eine E-Mail von der Kindergarten-Leitung hat bei Lukas Kowohl, dem Vater eines fünfjährigen Mädchens, großes Entsetzen hervorgerufen. Wenn die Eltern mehrfach vergessen würden, das Mittagessen für ihre Kinder zu bestellen – so steht es in dem Schreiben – müssten die Kinder bereits vor 12 Uhr abgeholt werden. Trotz Betreuungszeit von 45 Wochenstunden. Dies sei eine „neue Handlungsanweisung“ der Verpflegungsabteilung des Zweckverbandes Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen.

Lukas Kowohls Tochter geht in die Kita St. Hubertus in Duisburg-Rahm. „Sie geht da wirklich gerne hin, aber sie isst halt fast gar nichts“, sagt der Vater. „Deshalb würde ich gerne auf das warme Mittagessen verzichten und ihr selbst etwas mitgeben.“

Duisburger fühlt sich vom Kita-Zweckverband erpresst

Dieser Vorschlag sei in der Kita aber nicht berücksichtigt worden. „Mir wurde mehrfach gesagt, dass ich verpflichtet bin, warmes Essen bei der Kita beziehungsweise beim zuständigen Kita-Zweckverband zu bestellen. Das wäre ein Gesetz.“

Kowohl kann diese Aussage nicht fassen: „So ein Gesetz gibt es nicht. Die können meine Tochter doch nicht vor die Tür setzen, wenn ich ihr kein Mittagessen bestelle.“

Die Kita St. Hubertus (oben rechts im Bild) liegt in Duisburg-Rahm.
Die Kita St. Hubertus (oben rechts im Bild) liegt in Duisburg-Rahm. © Hans Blossey

Abschied von den Rahmer Gartenzwergen nach 28 Jahren„Es wird sicher kein Kind vor die Tür gesetzt“, sagt Bernd Lösken vom Kita Zweckverband. „Da ist in der Kommunikation zwischen Eltern und Kita-Leitung sicher etwas schief gelaufen“, versucht er zu entschärfen.

Gleichwohl vertritt Lösken den Standpunkt, „dass Kinder, die von 7 Uhr bis nachmittags um 16 Uhr in einer unserer Kitas sind, ein warmes Mittagessen brauchen“. Und nicht nur aus Ernährungsgründen: „In den Kitas besteht die Möglichkeit, das Essen auch tageweise zu bestellen, niemand muss fünf Tage bezahlen, wenn das Kind gar nicht da ist.“

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Anders sei es aber eben, wenn die Kinder den ganzen Tag vor Ort sind. „Wir gehen da auf die Eltern zu und versuchen, Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagt Bernd Lösken. „Kinder brauchen warmes Mittagessen in der Gemeinschaft. Gezwungen wird aber niemand. Und die Betreuungszeit wird aus diesem Grund sicher auch nicht gekürzt. Wir versuchen, dann nur im Gespräch eine Lösung zu finden. Und vielleicht ist die kürzere Betreuungszeit dann ja sinnvoll.“

Rahm- „Gut+“– Warum Duisburger Familien hier so gerne lebenEine Verkürzung der Betreuungszeit ist für Lukas Kowohl keine Option: „Ich bestelle jetzt Essen für meine Tochter, das sie aber nicht isst. Das macht doch keinen Sinn“, ärgert er sich. „Und durch diese Mail fühle ich mich massiv unter Druck gesetzt.“ Mit alternativen Vorschlägen sei ihm niemand entgegengekommen.

Von den Mitarbeitern des Kindergartens weiß Bernd Lösken, dass „das Mädchen sehr wohl etwas esse. Halt nicht viel. Da werden alle zusammen sicher eine Lösung finden.“ Auf der Homepage des Kindergartens ist die Verpflegung übrigens wie folgt beschrieben: „In unserer Einrichtung bieten wir für alle Kinder, die möchten, eine warme Mahlzeit an.“

>> KITA ST. HUBERTUS

  • Im katholischen Kindergarten in Duisburg-Rahm werden zwei Betreuungszeiten angeboten. Auswählen können die Eltern zwischen 45 Stunden (7 bis 16 Uhr) und 35 Stunden (7 bis 14 Uhr.).
  • Die Kita gehört zum Kita-Zweckverband im Bistum Essen. Informationen gibt es unter kita-zweckverband.de