Duisburg. Speiseöl gibt’s im Supermarkt kaum zu kaufen. In Duisburg produzieren ein Bauer und ein Imker Rapsöl. Wo man die begehrte Mangelware kaufen kann.

Im Supermarkt um die Ecke, bei den Lieferdiensten Picnic und Flaschenpost: ausverkauft. Speiseöl ist das neue Klopapier seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Und so findet eine Kooperation aus dem ländlichen Duisburger Süden plötzlich reißenden Absatz: Rapsöl aus der eigenen Produktion – und das nicht nur regional, sondern sogar lokal.

Rapsöl made in Duisburg: Koproduktion von Ellerhof und Bienen Lindner

Bauer Jürgen Schaumlöffel (rechts) vom Ellerhof in Duisburg und Imker Stefan Lindner produzieren Rapsöl. Im Supermarkt ist Speiseöl wegen des Ukraine-Kriegs zurzeit oft ausverkauft.
Bauer Jürgen Schaumlöffel (rechts) vom Ellerhof in Duisburg und Imker Stefan Lindner produzieren Rapsöl. Im Supermarkt ist Speiseöl wegen des Ukraine-Kriegs zurzeit oft ausverkauft. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Normalerweise sind sich Mündelheim und Serm in freundschaftlicher Rivalität verbunden, beim Rapsöl arbeiten sie zusammen: Bauer Jürgen Schaumlöffel baut den Raps an, Imker Stefan Lindner presst das Öl. Während der Raps draußen vorm Ellerhof schon blüht, beginnt das Projekt Öl gerade erst zu sprießen: „Wir haben doch erst zehn Tonnen“, winkt Schaumlöffel ab, für den Verwalter des Ellerhofs eine kleine Menge. Doch zehn Tonnen Rapssaat ergeben immerhin 3000 Liter Öl – davon können eine Menge Menschen eine ganze Weile kochen, backen und braten.

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Die Ölmühle beim Duisburger Imker Stefan Lindner kann bis zu 100 Liter Rapsöl am Tag produzieren.
Die Ölmühle beim Duisburger Imker Stefan Lindner kann bis zu 100 Liter Rapsöl am Tag produzieren. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Acht, neun Öle stellt Bienen Lindner in normalen Zeiten für die Hausmarke „Dat Häusken“ her, zurzeit läuft nur Rapssaat durch die Presse. Krieg in der Ukraine; normale Zeiten sind es gerade nicht. „Wir produzieren derzeit das einzige Rapsöl, das bei Rewe reinkommt“, sagt Stefan Lindner und verrät damit, wo es das Küchengold derzeit zu kaufen gibt, 3,99 Euro für die Halbliterflasche. Großabnehmer; die Nachfrage.

100 Liter Öl laufen bei Bienen Lindner in Duisburg-Serm pro Tag durch die Presse

100 Liter Öl am Tag schaffen die Lindners in ihrer Sermer Presse, „wenn wir durchproduzieren“. In jeder Flasche steckt viel Handarbeit: Jeder Ausgießer wird manuell in die Flasche gesteckt, jeder Deckel von Hand zugeschraubt und mit einer Spezialzange zusammengepresst, so dass beim Öffnen später das charakteristische Knacken ertönt. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. „Das ist eine Manufaktur mit Bizepstrainingsprogramm“, sagt Jürgen Schaumlöffel.

In seiner Scheune auf dem Ellerhof wartet Julius auf seinen Einsatz. Julius ist ein Mähdrescher, „7,50 Meter Arbeitsbreite, 450 PS unter der Haube und ein Fahrer, der Gas gibt“, sagt Schaumlöffel grinsend. Julius, „weil der Hauptteil der Ernte im Juli stattfindet. Sein Vorgänger hieß August – so viel zum Klimawandel.“

Bauer Jürgen Schaumlöffel baut den Raps auf den Feldern des Ellerhofs in Duisburg und Düsseldorf an.
Bauer Jürgen Schaumlöffel baut den Raps auf den Feldern des Ellerhofs in Duisburg und Düsseldorf an. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der lässt sich auch draußen beobachten: Der Raps blüht schon, aber den Bienen ist es an manchen Tagen zu kalt (die fliegen hier, wenn sie fliegen, natürlich auch unter der Flagge von Bienen Lindner). Doch ohne Bestäubung keine Ernte. Immerhin: Die Hummeln sind nicht so kälteempfindlich wie ihre kleineren Verwandten. Und dann gibt’s ja noch den Rapsglanzkäfer, allerdings beißt der zur Not die Knospen auf, um an den Nektar zu kommen.

In jeder Flasche Rapsöl steckt der Ertrag von 85 Rapspflanzen

Auf 10.000 Quadratmetern wächst der Raps vom Ellerhof in diesem Jahr, 20 Pflanzen pro Quadratmeter. 2021 haben Julius und sein Fahrer Schaumlöffel 39 Doppelzentner geerntet. Ein Kilo Saat ergibt 300 Milliliter Öl, oder anders ausgedrückt: In jeder Flasche Rapsöl vom Ellerhof steckt der Ertrag von 85 Rapspflanzen.

Rapssaat erinnert an Mohn, die Körner sind aber größer.
Rapssaat erinnert an Mohn, die Körner sind aber größer. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Aus Gelb wird Schwarz wird Gold: An Mohnsaat, nur größer, erinnern die schwarzen Körner, die auf die gelbe Rapsblüte folgen. Die Pellets, die beim Pressen überbleiben, verkauft Jürgen Schaumlöffel als Tierfutter, für Rinder und Hühner zum Beispiel. Der Rest ist Gold in Flaschen. „So sieht’s nicht aus, wenn’s raffiniert ist“, sagt Stefan Lindner. Im Gegensatz zum industriell gefertigten Öl ist das Ergebnis der Mündelheim-Sermer Kooperation kaltgepresst. Braten ist trotzdem kein Problem: Das Rapsöl lässt sich bis zu 190 Grad erhitzen.

Im August wird Jürgen Schaumlöffel die nächsten Rapspflanzen aussäen. Die Ölproduktion läuft auch im nächsten Jahr weiter. Bis dahin muss aber niemand warten, der gerade händeringend Öl sucht: „Wenn der Spargel da ist, geht’s in den Hofladen.“

>> RAPSÖL AUS DUISBURG: HIER KÖNNEN SIE ES KAUFEN

  • Das Rapsöl vom Ellerhof, gepresst bei Bienen Lindner, gibt es bislang in Duisburg bei Rewe Schwinning, Mündelheimer Straße 132.
  • Ebenfalls im Sortiment ist es beim Online-Hofladen Loqly, einem Lieferdienst für regionale Produkte.
  • Sobald der Spargelverkauf auf dem Ellerhof beginnt, gibt es das Öl auch im dortigen Hofladen, Rheinfeldsweg 18. Kontakt zum Hofladen, sobald er geöffnet hat: 0203 935 1 009, 0173 43 96 888.