Duisburg. 1962 kaufte Duisburg 283 Hektar Fläche zum Schnäppchenpreis – dort entstand die heutige Sechs-Seen-Platte. Eine Gratulation zum 60. Geburtstag.

Vor 60 Jahren erwarb die Stadt Duisburg von der Spee’schen Verwaltung das rund 283 Hektar große Areal in Wedau westlich der Bahntrasse, das heute als Sechs-Seen-Platte ein weit über Duisburg hinaus beliebtes Naherholungsgebiet ist. Der Preis damals: etwa neun Millionen D-Mark.

Zustande kam der Vertrag erst nach einem Gipfeltreffen zwischen Duisburgs späterem Oberbürgermeister Josef Krings und Eigentümer Graf Wilderich von Spee. Auch wenn die Stadt damit die Grundlage zur Schaffung eines Naherholungsgebiets für die Duisburger Bevölkerung legte, waren in dem Vertrag auch die mit einer weiteren Auskiesung verbundenen wirtschaftlichen Interessen des Grafen Spee zu berücksichtigen.

1912 begann die Auskiesung der Sechs-Seen-Platte – Wedau wurde gebaut

Für den Duisburger Naturschützer Heinz Kuhlen ist das Jahr 1962 aber nicht die Geburtsstunde der Sechs-Seen-Platte. Für ihn ist das der 29. September 1912, als die Rheingruben Kies- und Sand-Baggerei Wedau GmbH gegründet wurde. Vor 110 Jahren erhielt das Tiefbauunternehmen Peter Fix und Söhne den Auftrag, den seit 1890 bestehenden Verschiebebahnhof Wedau auszubauen, der an der damals wichtigen Bahnlinie Speldorf-Troisdorf lag.https://www.waz.de/staedte/duisburg/35-millionen-tonnen-kies-koennten-in-duisburg-abgebaut-werden-id227746253.html

Gleichzeitig beauftragte der Bauverein Duisburg das Unternehmen, den Ausbau des Stadtteils Wedau durchzuführen. Für beide Projekte wurden enorme Mengen an Sand und Kies benötigt. Beides war im Waldgebiet zwischen Großenbaum und Wedau, auf dem später die Sechs-Seen-Platte entstand, in reichlichem Maße vorhanden. Denn da verlief vor rund 35.000 Jahren das Urstromtal des Rheins. Die dort vorgefundene Kies-Schicht mit einer Mächtigkeit von bis zu 15 Metern erwies sich als Grundbaustoff als ideal.

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1912 wurde mit dem Bau des neuen Verschiebebahnhofs begonnen, der bereits 1913 in Betrieb genommen wurde. Auf dem neuen Güterbahnhof konnten rund 6000 Waggons in 24 Stunden abgefertigt werden.

Im Jahr 1912 wurde auch mit der Auskiesung der ersten beiden Seen begonnen, die damals als Wambachsee I und II bezeichnet wurden. Aus dem Wambachsee II wurde später der Masurensee. Nachdem ein auf Schienen laufender Dampfbagger zu Beginn die Grundlage zur Auskiesung geschaffen hatte, kam kurze Zeit später Schwimmbagger Wilhelm, der nach dem Hauptgesellschafter Wilhelm Fix benannt wurde, zum Einsatz.

Duisburgs Sechs-Seen-Platte bekam erst 2001 den sechsten See

Kies aus Wedau wurde in der ganzen Region als Baustoff benötigt und am Verschiebebahnhof verladen.
Kies aus Wedau wurde in der ganzen Region als Baustoff benötigt und am Verschiebebahnhof verladen. © Repro: Fabian Strauch, Funke Foto Services | Gunther Asshauer

Bis zum Jahr 1976 tat der Eimerkettenbagger seinen Dienst, danach wurde das Weseler Unternehmen Hülskens neuer Partner des Grafen Spee. Kies aus Wedau wurde schon lange als Baustoff in der gesamten Region benötigt, die nahen Gleisanschlüsse waren für den Transport praktisch. Ausgekiest wurde noch bis zum Jahr 2001, als mit der Fertigstellung des Haubachsees der sechste See das heutige Naherholungsgebiet komplettierte.

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1962 waren bereits nach erfolgtem Abbau Wolfssee und Böllertsee entstanden. Zehn Jahre später gab es am Wolfssee ein bis heute von der Bevölkerung gut angenommenes Freibad, 1976 wurde die Fußgänger-Bogenbrücke zwischen Masuren- und Wolfssee errichtet.

Zahlreiche Wassersportvereine siedelten sich am Masurensee an, die erweiterte Wasserfläche wurde zum beliebten Segelrevier. Bis 1994 wurde mit dem Wildförstersee der fünfte See angelegt.

Nach dem Kauf der Gesamtfläche im Jahr 1962 konnte die Stadt Duisburg endlich die Idee, eine großzügige Seen- und Waldlandschaft von hohem Freizeitwert zu schaffen, planerisch angehen und in die Tat umsetzen. Dabei verfolgte man das Konzept, die nördlichen Seen (Masuren-, Wambach- und Wolfssee) für die aktive Freizeitgestaltung zu erschließen und die südlichen Seen – Böllert-, Wildförster- und den besonders geschützten Haubachsee – durch Biotopschutz naturnah zu belassen.

>> WANDERN, SEGELN UND MEHR AN DER SECHS-SEEN-PLATTE

  • Die Wasserfläche erstreckt sich insgesamt über 158 Hektar, Wanderern steht ein Wegenetz von 25 Kilometern zur Verfügung. Die gesamte Wasser- und Waldfläche beträgt 283 Hektar.
  • Vier Segelvereine nutzen die Sechs-Seen-Platte als Segelrevier. Kanusport, Windsurfen und Stand-up-Paddeln sind ebenfalls auf den Seen möglich. Reiten kann man auf extra angelegten Reitwegen.
  • Im Sommer tummeln sich im Freibad Wolfssee Badegäste aus der Region.
  • Vom Aussichtsturm auf dem Wolfsberg hat man bei gutem Wetter einen herrlichen Rundumblick.