Duisburg. Im Duisburger Stadtteil-Check hat Rahm in einigen Kategorien die Nase vorn. Hier leben die Befragten am liebsten. Was Rahm so lebenswert macht.
Rahm schneidet beim Stadtteil-Check für Duisburg in fast allen Punkten am besten ab. Der Stadtteil im Süden der Stadt besticht bei den Punkten Sicherheit (2,02) und Kinderfreundlichkeit (2,33) und bekommt von den 191 Teilnehmern der Umfrage aus dem Ortsteil zudem mit 1,74 die beste Gesamtnote im Test – auch wenn die Durchschnittsnote aller 14 Fragen ein etwas anderes Ergebnis zeigt. Da liegt Rahm „nur“ auf Platz neun. Wir haben bei den Rahmern nachgefragt, was den Ort aus ihrer Sicht so lebenswert macht und uns im Dorf umgesehen.
In Duisburg-Rahm „ist es einfach toll“
Wahrzeichen von Rahm ist ohne Zweifel die katholische Kirche St. Hubertus mit ihrem unverkennbaren Zwiebelturm. In den 1920er Jahren bauten die Rahmer ihre Kirche. Und da das Geld knapp war, wurde das Kirchenmobiliar gebraucht gekauft – weil das Schnäppchen barock war, wurde die Kirche einfach angepasst. Ein Schmuckstück jüngeren Datums ist der neue Kunstrasenplatz der Turnerschaft Rahm. Und der ist natürlich grün – wie auch sonst sehr viel in Rahm.
Treffpunkt Fußballplatz: Lisa Wilbs ist Rahmerin durch und durch – auch wenn sie vor ein paar Jahren mit ihrer Familie nach Ungelsheim gezogen ist. „Wir sind in Rahm verwurzelt. Ich bin hier aufgewachsen, meine Familie lebt hier, meine Kinder gehen hier in den Kindergarten und in die Grundschule. Die Jungs spielen hier Fußball und der Großteil des Freundeskreises stammt aus Rahm“, sagt Lisa Wilbs. „Wir selbst wohnen zwar in Ungelsheim, aber ich bin immer noch Rahmerin. Hier ist es einfach toll.“
„Die Lage ist unschlagbar“
Aber was ganz genau ist so toll? „Allein die Lage ist unschlagbar“, meint Wilbs. „Die Nähe zum Wald, zur Sechs-Seen-Platte. Rahm besticht durch seinen Dorfcharakter, und trotzdem ist man schnell in den umliegenden Städten.“
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Die gute Verkehrsanbindung war auch ein Grund für Holger Schmidt, vor gut zehn Jahren nach Rahm zu ziehen. „Ich arbeite in Düsseldorf, habe dort auch jahrelang gelebt, aber für Familien ist Rahm einfach genau richtig“, sagt der gebürtige Dortmunder.
Eine Kritik hat Schmidt aber auch direkt parat: „Dass der Rahmer Bach nur noch nach starken Regenfällen Wasser führt, ist ein Unding. Der Rahmer Bach gehört einfach zu Rahm dazu.“
Knapp unter 6000 Einwohnern
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5897 Einwohner (Stand Dezember 2018) hat der Ort, der in Alt-Rahm mit dem historischen Ortskern und das Neubaugebiet Rahm-West unterteilt ist. Rahm grenzt im Norden an Großenbaum – hier leben die Menschen laut Stadtteil-Check am zweitliebsten – und im Süden an Düsseldorf-Angermund. Im Westen schließt sich Huckingen und im Nord-Osten Lintorf an. Neben den bewohnten Teilen des Stadtteils bietet Rahm vor allem viel Grün.
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Ähnlich wie in Mündelheim und Bissingheim, die im Stadtteil-Check im Punkt Gemeinschaftsgefühl knapp vor Rahm (2,35) liegen, identifizieren sich die Rahmer mit ihrem Stadtteil. Seit 2017 ist „rahm“ sogar eine eingetragene Marke.
Der charakteristische Zwiebelturm auf dem h ist auf zahlreichen Autoaufklebern, auf T-Shirts und Sweatshirts und auch auf Trikots der TS Rahm zu sehen, in vielen Rahmer Haushalten wird der Kaffee aus einer Rahm-Tasse getrunken.
Rahm-West besticht durch den Park
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„Egal, wo man in Rahm hingeht, man kennt sich“, sagt Carina Lips. Die zweifache Mutter lebt mit kurzer Unterbrechung seit knapp zwanzig Jahren in Rahm. „Ich bin mit 16 nach Rahm gezogen“, sagt Carina Lips. „Es war nicht einfach, in die Cliquen aufgenommen zu werden.“
Als Erwachsener mit Kindern sei das aber ganz anders. „Durch den Kindergarten, die Schule und den Fußballplatz kennst du fast jeden. Und die, die du noch nicht kennst, lernst du auf dem Schützenfest, dem Weihnachtsmarkt oder beim Oster- oder Herbstfeuer schnell kennen.“
Carina Lips lebt mit Mann, den beiden Kindern und Hund in Rahm-West. „Am Anfang hab ich gedacht, dass man in Rahm-West etwas abgeschnitten vom Rest ist“, sagt die 35-Jährige, die ihre Meinung längst geändert hat. „Vor allem für Kinder ist Rahm-West mit dem Park, dem Bolz- und Spielplatz unschlagbar.“
Die beiden Punkte Kinderfreundlichkeit (2,33) und Sicherheit (2,02) sind für Kai Berzin mit ein Grund für den Umzug von Buchholz nach Rahm: „In Duisburg gibt es doch wirklich nicht viele Gegenden, wo man seine Kinder noch alleine zur Schule oder zu Freunden laufen lassen kann. Das ist hier noch ohne Probleme möglich.“
„Was hier fehlt, ist ein Kinderarzt“
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Beim Punkt Einkaufssituation (3,48) sehen viele Rahmer eine Schwäche des Stadtteils – einen großen Supermarkt wollen dennoch die wenigsten. „Ich finde den kleinen Edeka an der Kirche völlig ausreichend“, sagt Nadine Strohschneider. „Da bekomme ich doch alles für den täglichen Bedarf.“
Was der zweifachen Mutter fehlt ist ein Kinderarzt. „Ich habe ein Auto, kann meine Kinder einpacken und zum nächsten Arzt fahren. Aber für Mütter, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, ist der Weg nach Huckingen oder Buchholz nicht mal eben zu machen.“
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In Rahm gibt es drei Kindergärten und eine Grundschule, für Mütter mit kleinen Kindern das Familiencafé Café Liebelein. „Für Senioren gibt es aber nicht viel“, sagt Jennifer Schöning. „Was uns in Rahm fehlt, ist ein Café als Treffpunkt. Für viele liegen die Gastronomie vom Tennisverein oder Fußballplatz nicht zentral genug.“
„Um ehrlich zu sein: In Rahm-West gibt es nichts“
Ähnlich sieht das auch Jessi Missfelder aus Rahm-West. „Ich möchte hier sehr gerne alt werden, ein Eigenheim kaufen. Wenn es die Immobilienpreise zulassen“, sagt die zweifache Mutter. „Mir fehlt allerdings ein Café, in dem ich mich mal mit Freunden treffen kann. Und für Jugendliche gibt es auch keine Anlaufstelle, keine Eisdiele oder ein etwas cooleres Restaurant oder Bar. Um ehrlich zu sein: In Rahm-West gibt es gar nichts. Trotzdem lebe ich sehr gerne hier.“
>> DAS WAR DER STADTTEIL-CHECK
- Bei unserer großen Umfrage zum Leben in den Duisburger Stadtteilen haben im Januar 2020 (vor der Corona-Pandemie also) 10.535 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Viertel schriftlich online oder auf in der zeitung abgedruckten Fragebögen mit Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) bewertet.
- Die Umfrage war nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht repräsentativ, weil die Teilnehmer nicht gezielt nach sozio-demografischen Merkmalen ausgewählt wurden. Stattdessen konnte jeder Interessierte mitmachen.
- Die Zahl der Teilnehmer in den 46 Stadtteilen war unterschiedlich hoch (von 61 in Hüttenheim bis 520 in Duissern). Von den Bewertungen kann man also nicht direkt auf die der Mehrheit im jeweiligen Stadtteil schließen.