Duisburg. An der Großenbaumer Grundschule gibt es nach dem Tod einer Lehrerin keinen evangelischen Religionsunterricht mehr – dabei gibt es einen Bewerber.

Personelle Engpässe sind an Duisburger Schulen leider keine Seltenheit. Laut Land NRW fehlen in Duisburg 250 Lehrer. Eine dieser unbesetzten Stellen ist an der Gemeinschaftsgrundschule Großenbaumer Allee. Und das hat einen traurigen Hintergrund. Eine Lehrerin ist vor wenigen Monaten verstorben.

Für die Kinder und das Kollegium ist dies eine enorme Belastung. „Nicht nur, dass die Klassenlehrerin einer dritten Klasse verstorben ist, jetzt wird auch noch die Stelle nicht wieder ausgeschrieben“, ist eine Mutter traurig. „Damit gibt es an der Grundschule niemanden, der das Fach evangelische Religion unterrichten könnte. Das ist jetzt einfach so weggefallen.“

Bezirksregierung: Kurzfristige Neuorganisation des ausfallenden Religionsunterrichts nicht möglich

Um den Kindern auch weiterhin den bekenntnisorientierten Religionsunterricht anbieten zu können, hat sich die GGS Großenbaumer Allee eigenständig um Ersatz bemüht. „Wir haben einen geeigneten Bewerber gefunden, der die Lehrbefähigung für evangelische Religionslehre hat“, sagt Thomas Gerlach, der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende. „Wir haben den Vorschlag der Stadt Duisburg unterbreitet. Das Schulamt hat den Antrag an das Land NRW weitergeleitet. Und dort wurde er abgelehnt. Angeblich aus finanziellen Gründen.“ Für die Eltern eine unverständliche Begründung. „Die Stelle hat es doch gegeben“, sagt Gerlach.

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Laut Bezirksregierung sei eine kurzfristige Neuorganisation im laufenden Schuljahr nicht möglich. „Für die Grundschulen in Duisburg stehen zahlreiche Lehrkräftestellen zur Ausschreibung zur Verfügung und werden auch ausgeschrieben. Es mangelt jedoch an entsprechend qualifizierten Bewerbenden“, sagt eine Sprecherin der Bezirksregierung. „Leider wirkt sich der allgemeine Lehrkräftemangel auch auf das Fach Religionslehre aus, so dass eine Ausschreibung der Stelle für eine Lehrkraft mit Lehrbefähigung für evangelische Religionslehre kaum erfolgreich sein dürfte.“

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Für Thomas Gerlach ist diese Aussage ein Witz: „Wir haben doch einen Lehrer gefunden. Dass es jetzt heißt, eine Ausschreibung wäre kaum erfolgreich, und es deswegen erst gar nicht zu versuchen, ist wirklich traurig.“

Stundenweise Abordnung einer Lehrkraft einer anderen Schule

Immerhin soll es für das kommende Halbjahr eine Lösung für das Fach evangelische Religionslehrer an der GGS Großenbaumer Allee geben. Im Rahmen des internen Duisburger Abordnungs- und Versetzungsverfahrens plant die Schulaufsicht, eine Lehrkraft einer anderen Schule mit sechs Wochenstunden evangelischer Religion an die GGS Großenbaumer Allee abzuordnen.

„Die Sicherstellung des Religionsunterrichts durch diese Abordnung ist in der aktuellen Situation eine Möglichkeit, die größere Aussicht auf Erfolg im Sinn der Schule hat, als eine Ausschreibung der Stelle“, sagt die Sprecherin der Bezirksregierung. Zudem sei die GGS Großenbaumer Allee trotz des Verlusts einer Lehrkraft – insbesondere im Vergleich mit anderen Duisburger Grundschulen – auskömmlich mit Personal versorgt.

„Dass unsere Schulleiterin die Klassenleitung nun selbst übernommen hat, weil eine weitere Lehrerin dauerhaft ausfällt, scheint in diesem Fall nicht zu interessieren“, ärgert sich der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende.