Duisburg. Viele Coronafälle an Grundschulen in Duisburg belasten Lehrer und Schüler. So kompliziert ist der Alltag an einer stark betroffenen Schule.
Die Corona-Statistik zeigt deutlich: In der Altersklasse der Grundschulkinder steigen die Zahlen in Duisburg unerbittlich. Bei den 5-bis 9-Jährigen lag die Sieben-Tage-Inzidenz laut Landeszentrum für Gesundheit NRW am Donnerstag landesweit bei 635,6, in Duisburg sogar bei 709,8.
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Täglich positive Lolli-Tests an Grundschule in Duisburg-Ruhrort
Besonders betroffen ist die Katholische Grundschule Don Bosco in Walsum. Hier wurden in den letzten 14 Tagen 22 Infektionen bei Schülerinnen und Schülern gemeldet, für drei komplette Klassen wurden nach Angaben von Stadtsprecherin Gabi Priem Quarantänen ausgesprochen. Insgesamt zählte das Gesundheitsamt in der vergangenen Woche 241 Fälle in Duisburg nebst 264 Quarantäne-Anordnungen für Mitschüler.
Täglich fallen Lolli-Pooltests an der Don Bosco-Schule positiv aus. Der daraus resultierende Aufwand ist enorm: Die Eltern der betroffenen Klasse müssen am Folgetag morgens einen Einzeltest zur Schule bringen, dieser wird im Labor untersucht. Die Kinder müssen so lange in Quarantäne bleiben, bis das Ergebnis des PCR-Tests vorliegt – und negativ ist.
Schulleiterin Tetje Junior sagt, dass sie der „für alle besonderen Situation“ mit guten Kommunikationsstrukturen im Haus und einem engen Austausch mit den Eltern begegne. Der Informationsbedarf sei hoch, es gebe viele Unsicherheiten. Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt bewertet sie positiv. Wie die Stimmung in der Eltern- und Lehrerschaft ist, will Junior nicht kommentieren.
Den Beginn der Weihnachtsferien vorziehen?
Seit Donnerstag gilt auch im Unterricht wieder eine Maskenpflicht. Die Aufhebung im November hätten hunderte Kolleginnen und Kollegen als „Schwachsinn“ bezeichnet, sagt Rüdiger Wüllner von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), „so wird Frustration hochgekocht“. In vielen Klassen hätten Lehrkräfte und Kinder ohnehin konsequent weiter den Mund-Nasen-Schutz getragen. Über 90 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer seien geimpft und würden sich derzeit um einen Booster-Termin kümmern. Die Corona-Zahlen seien dennoch „besorgniserregend“.
Parallel zu den steigenden Quarantänefälle wachse in Schulkreisen die Erwartung, dass die Weihnachtsferien um vier Tage vorgezogen werden, um Heilig Abend in sozialer Isolation zu verhindern. Eine Notbetreuung sei dann selbstverständlich, betont Wüllner, er schließe allerdings keine Wetten mehr ab: „Die Politik betont immer, dass jeder Tag Bildung zählt. Das gilt vor allem, wenn man für die Arbeitgeber die Schulen aufhält, nicht wenn es um den Lehrermangel geht.“ Aktuell würden an jedem Standort Kollegen ausfallen, zum Teil wegen jahreszeitentypischer Infekte, aber auch weil sie in Quarantäne müssen.
Schulleiter agieren als „Wellenbrecher“ in der Pandemie
Sorgen macht sich der Gewerkschafter auch um die Schulleitungen, die als „Wellenbrecher“ agieren und hohe Belastungen stemmen müssen. „Ich will uns nicht mit Intensivstationen vergleichen, aber das Dauerfeuer an zusätzlichen Aufgaben hinterlässt Spuren.“ Die Bildungsgutscheine aus dem Programm Aufholen nach Corona etwa seien im Prinzip gut, erfordern in der Praxis aber viel Arbeit, „daran kranken viele Ideen“.
Die Kinder seien pragmatisch, „zum Teil kennen sie Schule gar nicht anders als im Schutzmodus“, bedauert Wüllner. Die Adventsstimmung in den Grundschulen sei ohne Singen und Plätzchen backen „auf ein Minimum herunterskelettiert“.
Wiedereinführung der Maskenpflicht beruhigend
Sein Kollege Michael Fuchs vom Verband Bildung und Erziehung beobachtet eine gewisse Beruhigung durch die Wiedereinführung der Maskenpflicht. „Das macht den Schulleitern den Umgang mit den Eltern leichter“, sagt der Grundschullehrer. Er sei froh über jede Woche Präsenz-Unterricht, problematisch sei jedoch die angespannte Personallage, Schulleitungen müssten immer häufiger einspringen und sprechen von einer „Grenze der Belastbarkeit“.
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Sind die Schulen denn „sichere Orte“, wie es Ministerin Gebauer immer wieder gesagt hat? „Zumindest wird nirgends sonst mit der Regelmäßigkeit PCR-getestet, so dass Herde schnell erkannt werden“, sagt Fuchs.
Hochfelder Schüler betrübt über neue Regelung
Die Wiedereinführung der Maskenpflicht kam bei den Schülern der Grundschule Hochfelder Markt nicht ganz so gut an: „Sie waren betrübt, weil sie überwiegend negativ getestet wurden und das nicht einsahen“, sagt Jennifer Poschen. Die Schulleiterin meldet aktuell maximal einen positiven Lolli-Test alle zwei Wochen. „Am Anfang der Pandemie waren wir viel stärker betroffen, vielleicht haben wir das Tal schon durchschritten.“ Aktuell sehe sie auch keine Notwendigkeit, die Ferien vorzuziehen, „das geben unsere Zahlen nicht her“.
Allerdings seien alle im Kollegium sehr müde, die zwei Jahre hätten sie sehr herausgefordert, „wir versuchen aber, die Stimmung hochzuhalten!“, sagt Poschen tapfer. Es lähme, nicht zu wissen, was als nächstes kommt.
>>>Austausch unter Eltern und neue Lolli-Tests
- Die Elternschaft Duisburger Schulen lädt Eltern am Montag um 18 Uhr zu einem virtuellen „Arbeitstreffen an Nikolaus“. Interessierte mögen sich per E-Mail anmelden unter info@edus.schule, dann bekommen sie die Einwahldaten.
- Nach der Wiedereinführung der Maskenpflicht werden Quarantänen nun wieder hauptsächlich für Infizierte ausgesprochen. In Einzelfällen kann das Gesundheitsamt aber auch weiterhin weitergreifende Quarantänen anordnen, sagt Gabi Priem.
- Ab Januar werden Lolli-Tests in einem neuen Rhythmus und doppelt durchgeführt. Schüler müssen zusätzlich zum Pool-Test eine Einzelprobe abgeben, die mit ins Labor geliefert und im Fall eines positiven Pools sofort überprüft wird. So sollen Quarantäne-Tage verhindert werden. Weitere Infos: https://www.schulministerium.nrw/16112021-schulmail-zur-optimierung-des-lolli-testverfahrens-strategie-20