Duisburg. Die Kirche St. Dionysius ist 800 Jahre alt. Geld gibt es nur noch für nötige Instandhaltung. Das hat Konsequenzen für Gebäude und Gottesdienste.

Keine Investitionen mehr ins Gebäude, keine regulären Gottesdienste mehr: Die Kirche St. Dionysius blickt in eine unsichere Zukunft, während im Duisburger Süden eine Kirche nach der anderen schließt. Immerhin: Gottesdienste am Standort soll es weiterhin geben – allerdings in anderer Form als bisher.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Für Uwe Becker, der als Projektmanager den Pfarreientwicklungsprozess für die Pfarrgemeinde Judas-Thaddäus begleitet, ist nicht vorstellbar, die altehrwürdige Mündelheimer Kirche St. Dionysius im Rahmen der vom Bistum Essen beschlossenen Kirchenschließungen aufzugeben: „Daran möchte ich im Traum nicht denken, diese Kirche kann man nicht schließen.“ Das möchten mit Sicherheit auch nicht die Mündelheimer Katholiken.

Kirche St. Dionysius in Mündelheim: keine Investitionen mehr ins 800 Jahre alte Gebäude

Mit seiner Aussage tritt Becker Gerüchten entgegen, die den Kirchenstandort Mündelheim gefährdet sehen. Die Befürchtungen haben einen Grund: Die historische Kirche St. Dionysius, die zwischen 1220 und 1230 errichtet wurde und unter Denkmalschutz steht, gehört laut Pfarreientwicklungsprozess (PEP) seit dem Jahr 2020 zur Kategorie C 1. Das hat gravierende Auswirkungen auf den Erhalt der jahrhundertealten Kirche, die zu den ältesten Gebäuden Duisburgs zählt: C1 bedeutet laut PEP „über die Erfüllung der Verkehrssicherungspflichten nur noch Instandhaltungsmaßnahmen in geringem Umfang“.

Die Kirche St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim ist 800 Jahre alt und denkmalgeschützt.
Die Kirche St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim ist 800 Jahre alt und denkmalgeschützt. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Der Knackpunkt: Mittel aus dem Haushalt der Pfarrgemeinde Judas Thaddäus stehen laut PEP nicht mehr für die Kirche St. Dionysius zur Verfügung. Damit müssen neue Wege der Finanzierung gefunden werden. Dass bei der 800 Jahre alten St. Dionysius Kirche die reine Grundsicherung nicht ausreichend ist, steht auch unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes außer Frage. Immerhin: Ein erstes Gespräch über alternative Finanzierungsmöglichkeiten mit dem Bistum Essen hat inzwischen stattgefunden. Uwe Becker wertet das als Zeichen, dass auch das Bistum Interesse hat, St. Dionysius als Standort zu erhalten.

Gottesdienste: Diese Änderungen kommen in St. Dionysius in Duisburg-Mündelheim

Die Einstufung C1 bedeutet auch Änderungen für die Gottesdienste. Wöchentlich sollen Gottesdienste durch ausgebildete Laien stattfinden. Ausgebildete Gemeindemitglieder werden regelmäßig Wortgottesdienste anbieten, auch die Schulgottesdienste und die Gottesdienste für Senioren sollen weiter beibehalten werden. Bis auf einen Sonntag im Monat sollen weiterhin Priester der Gemeinde Judas-Thaddäus die Heilige Messe in der Kirche abhalten.

Auch interessant

Klemens Kolb, der Vorsitzende des Fördervereins St. Dionysius, weist in dem Zusammenhang auf ein Problem hin, das nicht nur den Katholiken im Duisburger Süden Sorgen bereitet: „Der Priestermangel ist auch in unserer Pfarrei gravierend. Mit den Pfarrern Winkelmann und Brandt stehen nur zwei hauptamtliche Priester für den gesamten Duisburger Süden zur Verfügung.“ Er betont: Bischof Overbeck habe die Pfarrgemeinde Judas-Thaddäus ausdrücklich gebeten, nach Wegen zu suchen, die Kirche weiterhin als seelsorgerischen Standort zu erhalten.

Eine Schließung von St. Dionysius steht nach derzeitigem Stand nicht bevor. Darüber soll bis 2030 entschieden werden.

>> DER PFARREIENTWICKLUNGSPROZESS IM BISTUM ESSEN

  • Laut Bistum Essen wurde nach der Neuordnung der Pfarreien zwischen 2006 und 2008 erkennbar, dass weitere Entwicklungsschritte notwendig sein würden.
  • Angesichts sinkender Mitgliederzahlen aufgrund der demografischen Entwicklung, aber auch aufgrund einer schwächeren Kirchenbindung und damit geringerer finanzieller Möglichkeiten forderte der Bischof die Pfarreien auf, sich mit ihrem Stadtteil und ihrer Kirchenregion auseinanderzusetzen und zu planen, wie eine lebendige Kirche in den Jahren 2020 bis 2030 aussehen könnte.
  • Im Rahmen des damit eingeleiteten Pfarreientwicklungsprozesses hat jede Pfarrei im Bistum Essen in den Jahren 2015 bis 2017 die eigene Situation beurteilt und ihre wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kritisch bewertet.