Duisburg-Huckingen. „Das Leben im Hospiz ist wunderbar“, sagt Erna Scharmach. Ein Satz, der für viele Menschen unvorstellbar ist. Für sie ist das Hospiz ein Zuhause.

„Ich bin dankbar und glücklich, hier sein zu dürfen“, sagt Erna Scharmach. Die fast 94-Jährige lebt seit März 2021 im Malteser Hospizzentrum St. Raphael in Duisburg-Huckingen. „Es war die beste Entscheidung, hierher zu kommen.“

Denn Erna Scharmach ist schwer krebskrank. „In den letzten zwei Jahren nach ihrer Diagnose ging es ihr immer schlechter“, erzählt ihre Tochter Eva Tervoert. „Meine Mutter hat bis zuletzt alleine gelebt, aber ihre Wohnung war nicht barrierefrei.“

Bewusste Entscheidung für den Umzug ins Hospizzentrum St. Raphael

Das eingespielte Mutter-Tochter-Team hat sich dann ganz bewusst für den Umzug ins Malteser Hospizzentrum in Huckingen entschieden. „Als ich hier ankam, war ich von oben bis unten auf Hilfe angewiesen“, sagt die 93-Jährige. Mittlerweile – dank der optimalen medikamentösen Einstellung und der „mehr als nur liebevollen Pflege und Hilfe der Mitarbeiter und Ehrenamtler“ geht es der Bewohnerin den Umständen entsprechend gut.

Eva Tervoert betreut ihre krebskranke Mutter. Das Malteser Hospizzentrum bezeichnet sie als ein „Haus des Friedens“.
Eva Tervoert betreut ihre krebskranke Mutter. Das Malteser Hospizzentrum bezeichnet sie als ein „Haus des Friedens“. © Katja Burgsmüller

Mit Sonnenhut und leicht gebräunt genießt die Duisburgerin ihr Leben im Hospiz. „Meine Tochter hat mir hier extra einen kleinen Blumengarten eingerichtet“, erzählt sie. „Hier wird mir jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Ich fühle mich wie in einem 5-Sterne-Hotel.“ „Nur besser“, ergänzt Tochter Eva Tervoert. „Hier gibt es zu der besonderen Pflege und der tollen Betreuung auch noch Liebe, Wärme und Geborgenheit dazu. Das hier ist ein Haus des Friedens.“

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Worte, die auch Christiane Thomas zu Tränen rühren. Die Gesundheits- und Krankenpflegerin kümmert sich um die zwölf Bewohner des Hospizzentrums St. Raphael. „Ich kann immer nur wieder sagen, dass die Patienten rechtzeitig zu uns kommen sollen. Die Menschen bekommen hier alles, was sie brauchen, und die Familie, die meist nur noch mit Betreuung, Organisation und Pflege zu tun hatte, kann endlich wieder einfach nur Zeit mit ihren Lieben verbringen.“

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90 geschulte Ehrenamtler und 38 festangestellte Mitarbeiter arbeiten im Malteser Hospizzentrum. „Uns allen ist es wichtig, dass wir die Menschen hier so behandeln, wie wir uns das auch für uns selbst wünschen“, sagt Christiane Thomas.

Trotz der vielen Pandemie-bedingten Einschränkungen hat sich das Team des Malteser Hospizzentrums immer darum bemüht, dass niemand alleine bleiben musste. „Ich habe heute die siebte Anpassung der Besucherverordnung geschrieben“, sagt Leiterin Mechthild Schulten. „Aber trotz aller Verordnungen: Jeder Bewohner durfte durchgehend Besuch empfangen.“

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Im Garten sitzen und die Sonne genießen. Erna Scharmach möchte, dass alle Menschen erfahren, wie schön es im Hospiz St. Raphael ist.
Im Garten sitzen und die Sonne genießen. Erna Scharmach möchte, dass alle Menschen erfahren, wie schön es im Hospiz St. Raphael ist. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Erna Scharmach und ihre Tochter Eva Tervoert ist es eine Herzensangelegenheit, dass der Mythos vom „traurigen und dunklen Hospiz“ verschwindet. „Hier geht es um Leben, um Lebensqualität und um schöne Lebenszeit“, sagt die fast 94-Jährige. „Dafür will ich nur allen Mitarbeitern und Ehrenamtlern hier danken.“ Auch wenn jetzt nur ihr Bild in der Zeitung und im Internet zu sehen sei: „Das Haus hier ist der eigentliche Star“, betont Erna Scharmach.

Mit 17 Jahren aus West-Preußen geflohen

In dem liebevoll gestalteten Garten vor ihrem Zimmer sitzt sie im Schatten eines Baumes und erzählt von ihrem Leben. Mit 17 Jahren, im Januar 1945, ist sie zusammen mit ihrer damals dreijährigen Schwester und ihrem kleinen Bruder (6) aus West-Preußen geflüchtet. „Wir mussten ganz schnell los, die Russen waren schon kurz vor unserem Dorf“, erinnert sie sich. Ohne ihre Mutter hat sie sich mit ihren Geschwistern durchgekämpft und am Ostersamstag vor 75 Jahren in Freiheit ihre Mutter wieder getroffen. „Meine kleine Schwester lebt auch noch, wir haben an Ostern telefoniert und gesagt, dass wir unser 75-jähriges Freiheitsjubiläum feiern müssen.“ Bei der Erinnerung kommen Erna Scharmach die Tränen, sichtlich glücklich, das alles überstanden zu haben. „Dass es mir jetzt so gut geht, verdanke ich meiner Tochter und den Menschen hier. Dafür bin ich allen sehr dankbar.“

>>Spendenaufruf

  • Das Malteser Hospizzentrum St. Raphael wird zu großen Teilen über öffentliche Mittel wie Pflege- oder Krankenkassen unterstützt. Das Hospiz ist allerdings dazu verpflichtet, mindestens zehn und bis zu 30 Prozent der Ausgaben über Spenden zu decken. Für die tägliche Arbeit benötigt das Hospizzentrum jährlich mehr als 400.000 Euro, da nicht alle Ausgaben von den Kostenträgern übernommen werden.
  • Über Spenden werden Personalkosten, Fahrzeuge für die ambulanten Dienste, Pflegehilfsmittel, wichtige Weiterbildungen für die Mitarbeiter oder auch Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche finanziert.
  • Wer spenden möchte, kann dies tun an Malteser Hospiz St. Raphael, IBAN DE31 350 500 000 200 207 207 bei der Sparkasse Duisburg.