Duisburg-Huckingen. Die Adventszeit ist im Malteser Hospizzentrum St. Raphael in Duisburg-Huckingen immer hoch emotional. Das letzte Weihnachtsfest steht bevor.
Der Tannenbaum ist festlich geschmückt, die Krippe aufgestellt. Adventskränze, Kerzen und Lichterketten verbreiten weihnachtliche Stimmung. An den Türen hängen Gestecke aus Tannenzweigen, verziert mit roten Schleifen. Alles ist vorbereitet für das Weihnachtsfest – es wird das letzte sein für die Bewohner des Hospiz St. Raphael in Duisburg-Huckingen.
Gratwanderung zwischen Freude und Leid
Der Alltag im Hospiz ist täglich eine Gratwanderung zwischen Freude und Leid, Lachen und Weinen, Leben und Tod. In der Adventszeit ist dieser für die Patienten und deren Angehörige noch um einiges emotionaler. „Viele der Patienten, die in den Wochen vor Weihnachten ins Hospiz kommen, wissen nicht, ob sie den Heiligen Abend noch erleben werden. Dann reicht manchmal ein Kerzenlicht oder ein gesummtes Lied, das die Patienten emotional berührt“, sagt Annette Helling, die Leiterin des stationären Hospiz St. Raphael. Gemeinsam Zeit verbringen, eine Kerze anzünden oder noch einmal am Weihnachts-Gottesdienst teilnehmen, das sind Dinge, die die Patienten glücklich machen.
„Bei den Angehörigen sieht das allerdings ganz anders aus“, weiß Annette Helling. Die Angehörigen bleiben nach dem Tod alleine zurück, Weihnachten ist nicht mehr so, wie es in der Vergangenheit immer gewesen ist. „Vor allem das nach-Hause-Gehen nach dem Weihnachtsgottesdienst ist für die Familienmitglieder sehr schwer“, sagt die 53-Jährige. „Entweder sind die Angehörigen dann alleine oder feiern bei Freunden und Verwandten weiter, wissen aber, dass sie die geliebte Person im Hospiz zurück lassen müssen.“
Im Hospiz zählt der Moment
Aus diesem Grund versuchen die Mitarbeiter des Hospiz, so oft es geht, Patienten an den Weihnachtstagen einen Besuch zu Hause zu ermöglichen. Aber nicht nur das. „Wir versuchen das ganze Jahr über, den Patienten noch Herzenswünsche zu erfüllen“, sagt Mechthild Schulten, Leiterin des Hospizzentrums. „Wir haben für einen Patienten das Weihnachtsfest kurzerhand in den Herbst verlegt“, erinnert sich Schulten. Ein anderes Mal haben die Mitarbeiter einen letzten Ausflug organisiert. „Ein Patient hat über Jahre hinweg sämtliche Weihnachtsmärkte in der Region besucht und wollte unbedingt noch einmal zu einem Weihnachtsmarkt. Ein anderer war noch einmal bei einem MSV-Spiel, wieder ein anderer hat das Grab einer Schlagersängerin besucht.“
Ein besonderer Rahmen
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Zum Gottesdienst im Hospiz kommen nicht nur Mitarbeiter, Familienmitglieder und Patienten, auch ehemalige Angehörige und Freunde der Einrichtung besuchen die Weihnachtsfeier. „Es ist die Mischung, die das Weihnachtsfest im Hospiz so besonders macht“, sagt Mechthild Schulten. „Der Tag mit dem Gottesdienst, der Auftritt eines Chors, das Weihnachtsessen – das alles ist für alle Beteiligten hochemotional. Schön. Aber eben nicht normal.“ Hildegard Bonhoff zum Beispiel hat schon vor mehreren Jahren ihren Mann im Hospiz verloren, kommt aber Jahr für Jahr gerne ins Hospiz zurück. Und vor allem an Weihnachten. „Wenn ich in die geschmückte Eingangshalle komme, habe ich sofort das Gefühl, alles ist gut. Bei mir fließen die Tränen. Und immer ist da eine Hand, die meine hält.“