Duisburg. Die Corona-Schutzvorschriften schränken auch die Möglichkeiten der Hospizarbeit ein. Betreute werden an Weihnachten nicht alleine gelassen.
„Wenn man am Lebensende ist und gläubig, dann ist man grundsätzlich froh über jedes Weihnachtsfest, das man noch erleben kann“, sagt Andrea Braun-Falco, Geschäftsführerin der Hospiz-Bewegung Duisburg-Hamborn. Die Freude auf das nahende Fest wird aber auch im Hospiz von Corona überschattet.
Die behördlichen Vorschriften und Beschränkungen sorgen für besondere Umstände, die die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Duisburger Hospiz-Angebote versuchen aufzufangen. „Die Corona-Krise fordert so in der Weihnachtszeit zusätzliche Kraft“, sagt auch Mechthild Schulten, Leiterin des Hospizzentrums St. Raphael.
Hospize in Duisburg müssen Angebote aussetzen
„Insgesamt sind wir sehr gefordert. Wir können uns der Situation nur fügen, müssen sie annehmen und damit umgehen“, so die Sozialmanagerin und Trauerbegleiterin. Im stationären Malteser-Hospiz in Huckingen werden bis zu zwölf Patienten stationär betreut, die keine Aussicht mehr auf Heilung haben und eine palliative Versorgung benötigen.
Duisburg- Emotionale Gratwanderung an Weihnachten im Hospiz„Wir müssen zum Beispiel unsere vielfältigen psychosozialen Angebote weiter aussetzen“, sagt Mechthild Schulten. Dies betreffe etwa das beliebte wöchentliche Kinoangebot im Foyer, das Hospiz-Café mit schön gedeckter Tafel für Bewohner und Angehörige oder das gern genutzte Wellness-Angebot mit Hand- und Fußmassagen für die Patienten.
Kein gemeinsamer Weihnachtsgottesdienst im Foyer
„Und klar ist jetzt auch, dass wir unseren traditionellen Weihnachtsgottesdienst nicht gemeinsam im Foyer feiern können“, bedauert die Hospiz-Leiterin. Die gute Nachricht: Die Seelsorgerin des Hospizzentrums, Schwester Bernadett Maria, will die Christmesse auf keinen Fall ausfallen lassen. „Sie hat beschlossen, sie bei jedem Wetter vor dem geöffneten Haupteingang des Hospizes mit Musikbeiträgen zu halten, so dass die frohe Kunde des Weihnachtsgottesdienst bis in die Wohnbereiche zu hören ist.“
Sich von der Pandemie nicht unterkriegen lassen, anpacken und neue Wege finden – das ist auch in der Vorweihnachtszeit in der Hospizarbeit und vor allem im Kinder- und Jugendhospizdienst die Devise. „Wir haben uns so schon ein paar kleine Überraschungen überlegt, um unseren Bewohnern und den Patienten zu Hause besondere Momente zu bieten“, sagt Mechthild Schulten.
Weitere Hospiz-Angebote
Der Hospiz Bethesda e.V. ist ein weiterer Verein in Duisburg, der sich der Betreuung unheilbarer und sterbender Menschen widmet. Der Verein wird in praktischer Ausübung christlicher Nächstenliebe im Sinne der Diakonie als Wesens- und Lebensäußerung der Evangelischen Kirche tätig und ist Mitglied des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe.
Ein weiteres Begleitungsangebot bietet der Verein „Leben bis Zuletzt“ für den Duisburger Westen und Umgebung. Die ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfer begleiten schwerkranke und sterbende Menschen in Ihrem Zuhause oder einer Einrichtung der Alten- und Krankenhilfe.
Viele schöne Dinge, die im Advent Beschenkte hätten überraschen können, stapeln sich jetzt in Schränken und auf Kommoden im großen Mehrzweckraum der Hospizbewegung in Homberg. Bunte Weihnachtskarten, Engel-Baumschmuck oder ausgestanzte Teelicht-Umsteller mit Weihnachtsszenen: „Alles von unserem fleißigen Bastelteam hergestellt, um verkauft zu werden“, sagt Andrea Braun-Falco.
Eine wichtige Einnahmequelle im Jahreszyklus für den Hospiz-Verein, der nun wegbricht, da Weihnachtsmärkte, Basare und Benefizveranstaltungen coronabedingt nicht stattfinden dürfen. „Auch Spenden von Firmen und Privatleuten sind im Krisenjahr insgesamt drastisch weggebrochen.“ Man habe als Verein ja nicht den finanziellen Background wie ein großer Verband, und der Zuschuss der Krankenkassen deckt nicht alle Kosten ab. „Spenden sind ein wichtiges Standbein, um die kostenlose Begleitung, die wir anbieten, ermöglichen zu können“, sagt Andrea Braun-Falco.
Verwitweter Senior wird auch an Heiligabend nicht alleine gelassen
Wie wichtig der Einsatz der Hospiz-Ehrenamtler sein kann, das spiegelt sich jetzt ganz besonders. In vielen Pflegeheimen und auch Zuhause wird von der Hospizbewegung Hamborn trotz der eingeschränkten Möglichkeiten weiter begleitet. Gleichzeitig wird von den Ehrenamtlern auch der Kontakt zu den Betreuten gehalten, die in Pflegeheimen nicht besucht werden könnten. „Mit Anrufen, Briefen, Päckchen, um zu zeigen, wir denken an euch, wir sind weiter für euch da.“
Duisburg- Hospizbewegung Hamborn sucht neue SterbebegleiterWie groß das Engagement ist, schildert Andrea Braun-Falco: „Ein Mitarbeiter betreut einen verwitweten Senior, bei dem sich normalerweise die ganze in Deutschland verstreut lebenden Familie – Kinder und Enkelkinder – zur gemeinsamen Weihnachtsfeier trifft.“ Aufgrund der hohen Corona-Infektionsgefahr werde am 24. Dezember nun aber niemand zum Vater und Großvater kommen. „Damit der Mann Heiligabend nicht ganz alleine ist, hat sich sein ehrenamtlicher Begleiter entschlossen, zu ihm zu gehen um gemeinsam Weihnachten zu feiern.“