Duisburg-Huckingen. Im Neubaugebiet Am Alten Angerbach werden alle Straßennamen nach Frauen benannt. Manche der Frauen sind weit über Duisburg hinaus bekannt.

Wasserviertel und Afrikasiedlung gibt es in Duisburg längst, jetzt wird das Straßenbild der Stadt weiblicher: Duisburg bekommt sein erstes Frauenviertel. Sämtliche Straßen im Neubaugebiet Am Alten Angerbach in Huckingen werden nach weiblichen Persönlichkeiten benannt.

Die Vornamen Lisa und Gisela prangen längst auf Straßennamen (in der Rheinhauser Margarethensiedlung), auch Agnes und Brunhilde sind so verewigt (in Obermarxloh, entlang der Warbruckstraße). Im Sportpark Wedau wurden Straßen und Seen „nach Frauen aus der Familie Krupp benannt“, erläutert Stadtsprecher Malte Werning, wie der Margaretensee oder die Bertaallee. 95 der 3037 Straßen in Duisburg tragen nach Angaben der Stadt einen Frauennamen – allerdings nur 13 einen, der sich erkennbarerweise tatsächlich auf eine reale Person bezieht. Die übrigen 84 tragen lediglich Vornamen von Adele bis Viktoria.

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Bei Männern ist das anders: Straßennamen wie Karl-Lehr-Straße machen ihrem Namen nach eindeutig klar, um wen es hier geht, Gleiches gilt für den Norbert-Spitzer-Platz. Was diese Art der Straßenbenennung angeht, soll das Neubaugebiet Am Alten Angerbach zum Vorreiter in Duisburg werden: Alle neun Straßen sollen hier nach weiblichen Persönlichkeiten benannt werden, mit Vor- und Nachnamen.

Nach diesen Frauen werden im Duisburger Neubaugebiet Am Alten Angerbach Straßen benannt

Angeführt wird die Liste von Sieglinde Ahlers. Sie war von 1994 bis 1997 die erste Gleichstellungsbeauftragte der Polizei Duisburg. Ab 1970 war sie außerdem Leiterin der Weiblichen Kriminalpolizei in Duisburg.

Anderen Einsatz zeigte Irene Knoch: Sie gründete den Verein „Rumänien Kinderhilfe in Duisburg“, der später umbenannt wurde in „Kinderhilfe in Duisburg“, außerdem die „Stiftung Kind Duisburg“. Für ihren Einsatz für schwerbehinderte und autistische Kinder wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler.

Aletta Esser war Schriftstellerin, Politikerin und Sprecherin der Fraueninitiative Krupp-Rheinhausen. 1969 veröffentlichte sie erste Gedichte in Grafschafter Mundart, es folgten Kurzgeschichten. 1982 wurde sie als erste Frau mit dem Titel „Bürgerin des Ruhrgebiets“ geehrt.

Als Schwester Leonie dürfte Katharina Bevin g eher bekannt sein als unter ihrem bürgerlichen Namen. Als Leiterin der Duisburger Beratungsstelle Solwodi („Solidarity with women in distress“) setzte sie sich für Frauen ein, die Opfer von Menschenhandel, zwangsverheiratet oder zur Prostitution gezwungen wurden.

So sollen die Straßen im Duisburger Neubaugebiet Am Alten Angerbach heißen: Alle werden nach Frauen benannt.
So sollen die Straßen im Duisburger Neubaugebiet Am Alten Angerbach heißen: Alle werden nach Frauen benannt. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Für die Umwelt setzte sich Luise Seelhoff ein. Die Grünen-Politikerin war Sprecherin des Bund Duisburg, außerdem war sie eine der Gründerinnen des Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung.

Zehn Jahre Gefängnis – das war der Preis, den Maria Mester für ihren organisierten Widerstand gegen Adolf Hitler zahlte, der bis 1936 andauerte. Bereits nach der Revolution von 1918 gehörte sie zu den ersten Frauen in Meiderich, die sich politisch engagierten.

Weit über Duisburg hinaus wurde Aenne Brauksiepe bekannt. Die Mitbegründerin der CDU Duisburg wurde zur ersten und damals einzigen Ratsfrau der Stadt gewählt. 1949 zog sie in den Bundestag ein, 1968 wurde sie zur Bundesministerin für Familie und Jugend ernannt – damit war sie die erst dritte Ministerin Deutschlands. Anlässlich ihres 75. Geburtstages sagte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl über sie: „Die Frauenpolitik der Bundesrepublik wäre ohne sie nicht möglich gewesen.“

Für das spätere Klinikum Duisburg setzte sich Wilhelmine Bertling schon in der Gründungsphase als Mitglied des Projektausschusses ein. Die SPD-Politikerin war außerdem Gründungsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) in Duisburg.

Ganz am Schluss der Liste steht der Name der einzigen Frau, die einen Bezug zu Huckingen aufweist: Margarete Füßer. Von 1961 bis 1989 brachte sie als Hebamme im Krankenhaus St. Anna 7500 Kinder auf die Welt. Dafür bekam sie 1995 das Bundesverdienstkreuz.

Die Vorschlagsliste der Stadtverwaltung hat die Bezirksvertretung Süd in ihrer Sitzung am Donnerstagabend beschlossen.

>> DIESE FRAUENNAMEN GIBT ES SCHON AUF STRASSENSCHILDERN

  • Nur 13 der 3037 Straßen in Duisburg heißen schon jetzt erkennbar nach Frauen inklusive ihres Nachnamens – ein Anteil von knapp über 0,4 Prozent.
  • Auf diesen Duisburger Straßenschildern sind solche konkreten Frauennamen zu finden: Amalie-Weidner-Steinhaus-Park, Bertha-von-Suttner-Straße, Clara-Schumann-Straße, Droste-Hülshoff-Straße, Elsa-Brändström-Straße, Erika-Kröger-Straße, Hanna-Niederhellmann-Platz, Helene-Kropp-Straße, Hildegart-Bienen-Straße, Lise-Meitner-Straße, Lore-Agnes-Straße, Paula-Echter-Straße, St.-Anna-Weg.
  • Diese weiblichen Vornamen, bei denen ein konkreter Bezug nicht erkennbar ist, gibt es dafür gleich mehrfach: fünfmal die Barbarastraße, viermal die Augustastraße sowie je dreimal Elisabethstraße, Margarethenstraße, Marienstraße und Viktoriastraße. Elise, Gudrun, Hedwig, Hildegard, Luise und Sofia sind jeweils zweimal als Straßen verewigt.