Duisburg-Großenbaum. . Statt des geplanten Wohnbaugebiets am Rahmer See soll das Gewerbegebiet Großenbaum erhalten bleiben. Und: Ein Plan von 1998 wird Wirklichkeit.

Gleich zwei Geschenke bereitet der Rat den Gewerbetreibenden an Großenbaumer und Rahmer See in seiner Sitzung im März. Dann nämlich entscheidet er über eine Vorlage, die die bisherigen Planungen für das Gewerbegebiet auf den Kopf stellt: Der südliche Teil der Fläche bleibt nun doch als Gewerbegebiet erhalten; Wohnen am See ist damit vom Tisch. Geschenk Nummer zwei: Fast drei Jahrzehnte nach ihrer ursprünglichen Planung wird die Südtangente Wirklichkeit. Die Zustimmung des Rates zu diesen Plänen gilt als sicher.

17 Firmen oder bis zu 400 Häuser?

17 Firmen mit 350 Arbeitsplätzen oder bis zu 400 Häuser – um diese Frage geht es bei der Ratsentscheidung. Im Gewerbegebiet Großenbaum sind Unternehmen angesiedelt wie Nordfrost oder die Spedition Knauf. Die Pläne der Teilräumlichen Strategiekonzepte (Duisburg 2027; der Vorläufer des neuen Flächennutzungsplans) hatten vorgesehen, den südlichen Teil des Gewerbegebiets in ein Wohngebiet zu verwandeln; attraktiv durch die Lage am See.

Der Haken: Durch den RRX, der an der Beckerfelder Straße zwei zusätzliche Gleise mit sich bringt, wäre eine Erschließung der Firmen nicht mehr gegeben gewesen. Die daraus resultierende Umplanung der Erschließung sorgte für Protest unter den Gewerbetreibenden – mit Erfolg: Gespräche zwischen Stadt, Politik und Firmen mündeten schließlich in der aktuellen Neuplanung: Erhalt des Gewerbegebiets statt Wohnen am See.

Stadtplaner Trappmann: „Bekenntnis zu den Gewerbetreibenden“

Die Südtangente wurde schon 1998 geplant. Nach knapp 30 Jahren wird sie jetzt Wirklichkeit.
Die Südtangente wurde schon 1998 geplant. Nach knapp 30 Jahren wird sie jetzt Wirklichkeit. © Miriam Fischer

Hendrik Trappmann, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, ordnet die Pläne ein als „vernünftige und adäquate Lösungen“. Vor allem aber als: „Bekenntnis zu den Gewerbetreibenden“ und ihren Anliegen. „Wir haben in den vergangenen Wochen noch einmal neu gedacht und versucht, die Zielrichtung in Frage zu stellen“, berichtet Trappmann.

Bei den Gewerbetreibenden stoßen die Pläne auf positive Resonanz: „Wir freuen uns, dass der Gewerbestandort ernst genommen wird und für die Zukunft gesichert ist“, betont Florian Tiede, Leiter der Großenbaumer Nordfrost-Niederlassung. „Für uns ist das mehr als positiv“, so Tiede und verweist noch einmal auf die „sehr, sehr guten Gespräche“ zwischen den Gewerbetreibenden, der Verwaltung und den Vertretern der Politik. Weitere Investitionen in den „Frischebereich“, wie Tiede es nennt, sollen folgen. Das Ziel bei Nordfrost: Diese Niederlassung soll zum Vorzeigestandort werden.

Für 2,7 Millionen Euro kommt die Südtangente

Der Erhalt des Gewerbegebietes, er geht einher mit einem kaum noch für möglich gehaltenen Bonbon für die Unternehmer: Nach drei Jahrzehnten der Planung wird die Südtangente Realität. Sie soll künftig das Gewerbegebiet Großenbaum direkt an die A 524 anschließen. 2,7 Millionen Euro wird das kosten. Eine Kombination der Südtangente mit dem Wohnen am See betrachtet die Verwaltung als unsinnig, denn die Südtangente würde das neue Wohngebiet von seiner Lage am See trennen.

Ocke Hamann, Verkehrsexperte bei der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer, begrüßt die neuen Planungen ausdrücklich. „Das ist eine wirklich gute Lösung für alle Beteiligten vor Ort.“ Für Florian Tiede bedeutet eine Realisierung der Südtangenten einen „klaren Standortvorteil“.

Kein Wohnen am See ist für die SPD „verschmerzbar“

Beate Lieske, Fraktionschefin der Süd-SPD, antwortet auf die Frage nach der Südtangente: „Das war eigentlich immer unsere favorisierte Lösung.“ Dass es nun doch keine Möglichkeit zum Wohnen am See geben wird – das ist für Beate Lieske „absolut verschmerzbar“.

Die CDU-Fraktion war am späten Donnerstagabend für die Redaktion nicht mehr zu erreichen.

<< DIESE ÄNDERUNGEN KOMMEN AUF DIE ANLIEGER ZU

Der vollständige Erhalt des Gewerbegebiets bringt einige Änderungen mit sich.

Auf die Anlieger kommen Kosten für neue Straßen zu

So kommen auf die Anlieger Kosten für zwei Straßen zu: An der Südtangente werden sie mit 800 000 Euro beteiligt; die übrigen 1,9 Millionen Euro zahlt die Stadt. Die Südtangente erschließt aber nur den südlichen Bereich des Gewerbegebiets; der nördliche soll weiterhin über die Ackerstraße angebunden werden. Dazu wird diese für 0,8 Millionen Euro ausgebaut. 90 Prozent dieser Summe sollen die Anlieger tragen.

Eine Lärmschutzwand schirmt die Südtangente ab

Um die Anwohner der Straße Am Weidengraben vor dem Lärm der Südtangente zu schützen, wird nördlich der Rampenüberfahrt eine Lärmschutzwand errichtet. Kostenpunkt: eine halbe Million Euro.

Keine Unterführung am Rahmer Bach mehr

3,2 Millionen Euro sollte eine neue Unterführung am Rahmer Bach kosten. Zu viel; sie wird nicht gebaut. Die derzeitige Unterführung wird geschlossen; sie ist laut Verwaltung ohnehin wenig genutzt. Fußgänger können alternativ die nahegelegene Brücke der Straße zur Kaffeehött nutzen. Als weitere Möglichkeit verweist die Verwaltung auf die Brücke der Albert-Hahn-Straße. Sie ist allerdings knapp einen Kilometer entfernt.