Großenbaum/Rahm. . Was die Verwaltung fürs Gewerbegebiet Großenbaum-Süd plant, gefällt den dortigen Unternehmen nicht. Jetzt haben sie einen Protestbrief abgeschickt.
Die Firmen im Gewerbegebiet Großenbaum-Süd sind verärgert. Die Pläne der Stadt, Teile des Gewerbegebiets in ein Wohngebiet umzuwandeln und die Zufahrt zu den Unternehmen zu ändern, stoßen auf deutliche Kritik. Kurz vor der Sondersitzung der Bezirksvertretung am Donnerstag zum Thema kündigen die Unternehmer Widerstand an.
Das „hat mit konstruktiver Wirtschaftsförderung wenig zu tun“, heißt es in einem Schreiben unter anderem an Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum über die Pläne. Unterzeichnet haben das Dokument, das der WAZ-Redaktion vorliegt, acht Firmen aus dem gesamten Gewerbegebiet, darunter drei der größten unter den betroffenen Firmen: Mailer Stahl, Nordfrost und die Spedition Knauf.
17 Firmen mit 350 Arbeitsplätzen sitzen im Gewerbegebiet Großenbaum-Süd
17 Firmen im gesamten Gewerbegebiet sind bei der Wirtschaftsförderung registriert. Rund 350 Arbeitsplätze sind dort ansässig. Auf dem südlichen Areal sitzen zwar nur sieben der 17 Firmen – darunter aber drei der größten: neben Nordfrost und der Spedition Knauf auch der Fleischwarengroßhandel Herbert Neukirchen. Wo heute noch Gewerbe ansässig ist, plant die Stadt im Rahmen von Duisburg 2027 mit Wohnbebauung: Auf dem südlichen Teil der Fläche (siehe Grafik) sollen zwischen 230 und knapp 400 Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen.
Diese Pläne sind allerdings kein derzeit konkretes Projekt, sondern stellen eine Zukunftsperspektive dar, betont Hendrik Trappmann, Leiter des Amts für Stadtentwicklung. „Das kann in zehn Jahren passieren, das kann in 20 Jahren passieren – das kann aber auch gar nicht passieren.“
Eine schnellere Planung wäre auch kaum möglich: Manche Firmen gehören ihre Grundstücke selbst, andere haben sie gepachtet – im Fall von Nordfrost läuft der Erbpacht-Vertrag laut Niederlassungsleiter Florian Tiede „noch mehr als 25 Jahre“. Nordfrost plant dort entsprechend langfristig. „Wir haben im vergangenen Jahr sieben Millionen Euro in diesen Standort investiert.“
Der Rat hat die Pläne bereits im Rahmen von Duisburg 2027 beschlossen
Die Idee, statt Gewerbe neben Großenbaumer und Rahmer See langfristig Wohnen entstehen zu lassen hat der Rat bereits im Rahmen von Duisburg 2027 beschlossen. Das Ziel dieses Beschlusses laut Trappmann: eine langfristige Planung, damit die Stadtplaner im Alltag bei Einzelfallentscheidungen darauf hinarbeiten können. Als Beispiele für solche Einzelfallentscheidungen nennt Trappmann Unternehmensinsolvenzen, fehlende Nachfolger oder auch Firmen, denen ihr Sitz schlicht zu klein wird. In solchen Fällen wolle die Stadt perspektivisch auf ein Wohnen am See hinarbeiten, statt Nachfolgebetriebe zu installieren. Aber: „Kein Unternehmen wird dadurch unerwünscht oder vertrieben.“
Trotzdem: Die Firmen drücken in ihrem Schreiben das Gefühl aus, „dass eine Wertschätzung der ansässigen Unternehmen und deren Interessen durch die Stadt Duisburg nicht gegeben ist“. Sie schließen mit dem Antrag, die Entscheidung über die Beschlussvorlage zu vertagen. Trappmann signalisiert Gesprächsbereitschaft: „Wir drängen nicht auf Teufel komm raus auf eine Entscheidung.“
Die Bezirksvertretung dürfte also in ihrer Sondersitzung zum Thema am Donnerstagabend einiges zu besprechen haben. Die Sitzung ist öffentlich, Beginn ist um 17 Uhr, Sittardsberger Allee 14.
Unternehmer befürchten lange Staus auf der Albert-Hahn-Straße
Besonders die Planung für die veränderte Zuwegung zu den Firmen stößt bei den Gewerbetreibenden auf Widerstand. Zurzeit könnte der Verkehr „ohne einen großen Umweg“ auf die Autobahn gelangen, schreiben die Betroffenen. Sollte die derzeitig geplante Einbahnstraßenregelung umgesetzt werden, „wird der Verkehr zukünftig über die verkehrsberuhigte Großenbaumer Allee/Angermunder Straße und die bereits jetzt staugeplagte Albert-Hahn-Straße abfließen“, skizzieren sie ihre Befürchtungen.
Für die bessere Alternative halten die Unternehmer die ursprünglich einmal geplante Südtangente. Dieser lehnt die Verwaltung aber ab, weil sie das avisierte neue Wohngebiet von der Uferlage trennen würde. Nordfrost-Niederlassungsleiter Florian Tiede fordert stellvertretend für die übrigen Gewerbetreibenden: Die Verwaltung solle alle möglichen Lösungen vorstellen, außerdem sollen die jeweiligen Kosten genannt werden.
Bürgerverein Großenbaum/Rahm schlägt alternative Verkehrsführung vor
Auch der Bürgerverein Großenbaum/Rahm betrachtet die angedachte Einbahnstraßenregelung als problematisch. Der Vorsitzende Bernd Daub kritisiert, dass der Lkw-Verkehr über die Ackerstraße durch das Landschaftsschutzgebiet geleitet würde. Stattdessen schlägt er vor, die Lkw mitten durchs Industriegebiet nach Norden zu führen und den Umweg durchs Landschaftsschutzgebiet wegzulassen.