Duisburg. Beim Stadtteil-Check haben die Duisburger das Leben in ihren Vierteln negativer bewertet als Essener und Bochumer – den ÖPNV deutlich schlechter.

Beim Stadtteil-Check für Duisburg haben 10.535 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Viertel mit Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) bewertet. Die Umfrage im Januar 2020 war nicht die erste dieser Art: Vor etwas mehr als einem Jahr haben Leserinnen und Leser in Bochum (wo 5525 Teilnehmer mindestens zehn von 14 Fragen beantworteten) und Essen (9893) unter denselben Bedingungen, nach dem identischen Schulnoten-Prinzip dieselben Fragen beantwortet. Das ermöglicht einen Städte-Vergleich.

Die Duisburger haben alles in allem deutlich schlechtere Noten vergeben: Die Gesamt-Durchschnittsnote, also der Mittelwert aller abgegebenen Schulnoten für alle Stadtteile, liegt bei der Duisburger Umfrage bei 3,25, was der Zensur „befriedigend –“ entspricht. Die Bochumer (2,87) und Essener (2,81) vergaben dagegen jeweils eine 3 + („befriedigend +“).

Duisburger bewerten ÖPNV viel schlechter als Bochumer und Essener

Nur bei einem der 13 Themen haben die Teilnehmer der Duisburger Umfrage bessere Schulnoten als die der anderen beiden Reviergroßstädte vergeben: Die Parkplatzsituation in ihren Vierteln bewerten Duisburger geringfügig besser (3,37) als Bochumer (3,39) und Essener (3,39).

Bei allen anderen Fragen antworteten die Duisburger mit den schlechtesten Noten im Drei-Städte-Vergleich. Am größten ist der Unterschied bei der Bewertung des öffentlichen Personennahverkehrs. Bochumer (2,06/gut) und Essener (2,22/gut-) gaben der Deutschen Bahn und ihren Nahverkehrsunternehmen Bogestra beziehungsweise Ruhrbahn viel bessere Noten als die Duisburger DB und DVG (3,14/3). Diese guten Noten für den ÖPNV zählten zu den Überraschungen der Umfragen in Bochum und Essen.

duisburg- warum es lob für den neuen dvg-fahrplan gibtDass in Duisburg nach all der Kritik am drei Monate vor unserer Umfrage eingeführten Nahverkehrsplan ein „befriedigend“ steht, überrascht da schon fast. Der Umfragezeitpunkt nach dem Fahrplanwechsel der DVG dürfte die deutlich größere Unzufriedenheit der Duisburger Teilnehmer jedenfalls zumindest teilweise erklären.

Bestnoten für die medizinische Versorgung

Aber die Befragten in Duisburg bewerten die Situation in sieben Kategorien noch schlechter als den ÖPNV-Anschluss vor Ort. Wie bei den Befragungen in Bochum (3,56/ausreichend +) und Essen (3,63/ausreichend +) wurde der Einsatz von Stadtverwaltung und Kommunalpolitik für die Stadtteile in Duisburg am schlechtesten bewertet: mit einer glatten Vier (4,00) – ausreichend.

Die besten Durchschnittsnoten haben die Duisburger bei der Frage nach der medizinischen Versorgung in ihrem Stadtteil (2,68/befriedigend +) und der Frage danach vergeben, wie gern sie alles in allem in ihrem Stadtteil leben (2,68/befriedigend +). Im Ranking folgen glatte Dreien für Einkaufsmöglichkeiten (2,89), Sicherheit (2,99), Kinderfreundlichkeit (3,12) und ÖPNV (3,14) (siehe Grafik).

Der Blick auf diese stadtteilübergreifenden Gesamtnoten und deren Vergleich mit den Ergebnissen aus Bochum und Essen liefert deutliche Hinweise darauf, dass viele Duisburger signifikant unzufriedener mit den Lebensbedingungen vor ihrer Haustür sind als die Menschen in den beiden benachbarten Revier-Großstädten. Gleichwohl unterscheiden sich die Bewertungen in Duisburg – wie in den anderen beiden Städten – von Stadtteil zu Stadtteil mitunter extrem.

Ein Grund für den schlechteren Notendurchschnitt in Duisburg sind die sehr negativen Noten, die Bewohner gleich mehrerer Stadtteile vergeben haben. In diesen haben die Teilnehmer noch schlechtere Noten vergeben als in den Bochumer und Essener Stadtteilen mit den jeweils negativsten Bewertungen.

Das veranschaulichen zum Beispiel die Bewertungen zu Frage 14: „Insgesamt betrachtet: Wie gerne leben Sie in Ihrem Stadtteil? Welche Gesamtnote geben Sie Ihrem Stadtteil?“

Topnoten auf ähnlichem Niveau

Die Noten in den Duisburger Stadtteilen, in denen die Bewohner laut Umfrage am liebsten leben, können zwar zumindest mit den Topnoten aus Bochum mithalten: Rahm (1,74), Großenbaum (1,76) und Rumeln-Kaldenhausen (1,76) wurden von ihren Bewohnern ähnlich positiv bewertet wie die Bochumer Stadtteile Stiepel (1,72), Altenbochum, Weitmar-Mark, Linden (alle 1,75), wenngleich nicht ganz so gut wie Essen-Fischlaken (1,41), -Schuir (1,47) und -Byfang (1,5).

Auf der anderen Seite der Skala vergeben selbst die unzufriedensten Teilnehmer in Bochum und Essen nicht derart negative Noten wie die in Duisburg: Marxloh (4,29), Beeck (4,20), Bruckhausen (4,16) und Hochfeld (3,92) etwa kommen allesamt deutlich schlechter weg als die bei dieser Frage mit den schlechtesten Noten bewerteten Essener Stadtteile Altendorf (3,73), Nordviertel (3,66) und Altenessen-Süd (3,58). In Bochum erhielt mit Wattenscheid-Mitte (3,29) nur ein Stadtteil eine Durchschnittsnote über 3,0; dort folgen Bochum-Hamme (2,99) und -Leithe (2,97) – besser bewertet als immerhin 18 Duisburger Stadtteile.