Duisburg. . Die Musiker von Rebel Tell begeisterten die Insassen der Justizvollzugsanstalt in Duisburg-Hamborn mit Coversong großer Stars. Neben regelmäßig stattfindenden Musikveranstaltungen gibt es im Gefängnis Spiel- und Sportgruppen. Zum teuren Bezahlfernsehen hat das Gefängnis eine eigene Regelung.
Zwischen Band und Zuschauern gibt es einen Sicherheitsabstand. So weit, so normal. Unweit der Bühne stehen allerdings bewaffnete Wärter. Sicher ist sicher. Die Weseler Band The Rebel Tell gibt ein Konzert vor den Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Hamborn. Es ist ein echtes Männerkonzert: harte Klänge, harte Typen, harter Schweißgeruch.
Die Beamten beäugen die schweren Jungs und haben Knüppel griffbereit. Doch sie machen davon an diesem Abend keinen Gebrauch. Die 55 Knackis, teils finster dreinblickende Gestalten in Unterhemd und Jogginghose, bleiben friedlich und fröhlich. Sie klatschen und singen bei den bekannten Rocksongs begeistert mit.
Insassen bejubeln Oldie-Hits
Organisiert hatte das Konzert der Dortmunder Kunst- und Literaturverein für Gefangene. Rund zwei Stunden Ablenkung und gute Stimmung. Die Knackis nehmen dankend an. Nach den ersten Songs der Coverband platzt selbst bei den grimmigsten Typen der Knoten. Sie nicken und bejubeln Oldie-Hits von Musik-Größen wie Johnny Cash – der selbst auch in Gefängnissen auftrat – und Jerry Reed.
Zu Beginn des Konzerts hängen die Knackis noch locker und cool in ihren Stühlen. Dann richten sie sich schnell auf und zeigten ihre Begeisterung. Vor allem interessieren sie sich für das spektakuläre Spiel des Bassmans, Daniel Lackmann. Dieser dreht und schleudert seinen riesigen Kontrabass durch die Gegend wie ein Tänzer seine Partnerin. Die schweren Jungs verfolgen jede seiner Bewegungen und feiern, wie er kräftig auf die Saiten schlägt.
Dabei kann es den Knackis gar nicht laut genug sein. Auf die Frage von Sänger Frank Pürzer, ob man etwas leiser spielen solle, ruft einer stellvertretend für alle: „Ach wat, Alter, lass’ knacken!“
Sport- und Spielgruppen für Insassen
Die 55 Gefangene hatten sich im Vorfeld für das Konzert angemeldet. 195 bleiben auf der Zelle und interessieren sich nicht für die im Rockabilly-Stil vorgetragenen Hits von heute und früher. Sie verbringen den Abend so wie alle anderen. Mit Fernsehen oder Plaudern.
Es gibt jedoch neben regelmäßigen Konzerten – rund vier pro Jahr – auch andere Aktivitäten für die Knackis. „Es gibt hier Sport- und Spielgruppen, an denen sich viele der Insassen beteiligen“, sagt Burkhart Lange, stellvertretender Anstaltsleiter. Wer keinen eigenen TV auf dem Zimmer hat – jeder kann bei Haftantritt einen mitbringen – kann dreimal wöchentlich in einem Fernsehraum mit anderen Häftlingen das Weltgeschehen auf der Mattscheibe verfolgen. „Es gibt allerdings keine Satellitenschüssel oder ähnliches. Nur die öffentlich rechtlichen Sender“, so Lange.