Duisburg. Mit drei Jahren Verzug hat der Kraftwerkblock 10 in Duisburg Walsum den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Nach den zahlreichen Problemen, Reparaturversuchen und Fehlentscheidungen eigentlich ein Grund zur Freude. Doch ein niederösterreichischer Energieversorger will jetzt auf Schadenersatz klagen.
Der Walsumer Pannenkraftwerkblock 10 hat in der Nacht von Donnerstag auf Freitag dieser Woche den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Er liefert jetzt Strom für das Unternehmen SEK Walsum 10. SEK steht für Steag-EVN-Kraftwerkgesellschaft. EVN steht für Energie-Versorgung Niederösterreich.
Wie berichtet, gab es nach dem siebenmonatigen Probebetrieb am Freitag, 15. November 2013, die offizielle Betriebgenehmigung. Trotzdem mussten noch Feinjustierungen vorgenommen werden. Die sind nun abgeschlossen. Nach unseren Informationen läuft alles reibungslos.
„Wunderwerk der Technik“
Bereits 2010 sollte das „Wunderwerk der Technik“ eigentlich mit der Stromproduktion beginnen, doch dann kam alles anders. Im Herzstück, dem Verdampfer, war neuer Stahl verwendet worden – er hielt nicht, was sich die Fachleute versprochen hatten. Die Folge: Mehrere tausend Schweißnähte waren undicht geworden, ließen sich auch nicht zuverlässig reparieren. Am Ende blieb nur der komplette Austausch.
Nun also produziert die Neuanlage Strom – mit dreijähriger Verspätung. Der niederösterreichische Energieversorger EVN will allerdings Millionen Euro Schadensersatz einklagen, weil der neue Kraftwerkblock so spät in Betrieb ging.
Klage auf Schadensersatz
Verklagt werden sollen nicht nur das Generalunternehmer-Konsortium Hitachi Ltd. und Hitachi Power Europe, sondern auch eine Versicherung. Mehrkosten, die durch die verzögerte Stromproduktion entstanden sind, aber auch vorfinanzierte Reparaturkosten und der Schaden aus entgangener CO2-Zuteilung werden geltend gemacht.
Mit dem Bau des neuen Blocks war 2006 begonnen worden. Es sollte das modernste und effizienteste Kraftwerk Deutschlands werden – und entwickelte sich zum Alptraum: Die eingebauten Stähle hielten die hohen Drücke nicht aus, tausende Schweißnähte brachen. Nach mehreren Reparaturversuchen baute Hitachi herkömmlichen Stahl ein.
DVV hält 10 Prozent Anteil an Walsum 10
Rund 800 Millionen Euro Baukosten waren 2006 genannt worden, als der Grundstein gelegt wurde. Vier Jahre – 2010 – später sollte die Stromproduktion beginnen.
Die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, DVV, ist Eigentümerin von knapp einem Zehntel des neuen Kraftwerkblocks 10 und hält den größten Anteil aller sieben an der Steag beteiligten Stadtwerke.