Duisburg. Nachdem Vivawest Wohnhäuser in Duisburg-Walsum modernisiert hatte, flatterten den Mietern Schreiben auf den Tisch, in denen Mieterhöhungen angekündigt wurden. Was die Bewohner wundert: Plötzlich müssen die im Erdgeschoss mehr zahlen, als die, die oben leben.

Prächtig herausgeputzt sind die Mehrfamilienhäuser an der Jupiterstraße seit ihrer Modernisierung im vergangenen Jahr. Statt im tristen Dunkelgrau präsentiert sich ihre Fassade seitdem hell und freundlich.

Was Mieter wie Christel und Sigurd Thiele daran nicht so gefällt, ist, dass die Mieter dafür in ungleicher Höhe mit Mieterhöhungen zur Kasse gebeten wurden.

5,50 Euro pro Quadratmeter

Im Juli flatterte den Eheleuten, die seit 1967 dort wohnen, die 2012 angekündigte Anhebung der Miete ins Haus: Für ihre 67 Quadratmeter große Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss steigt die Grundmiete als Folge der Modernisierung. Sie haben künftig 122,36 Euro mehr im Monat zu zahlen, 370,04 Euro, das macht 5,50 Euro pro Quadratmeter.

Anders bei ihren Nachbarn im zweiten Obergeschoss. Deren Wohnung ist exakt gleich groß, nur dass sie eben höher liegt. Und dafür sind künftig nur 349,31 Euro zu zahlen, das macht 5,20 Euro pro Quadratmeter. Zuvor lagen beide Grundmieten gleichauf, künftig sind es 20 Euro mehr für die Wohnung im Erdgeschoss.

An die Nachfrage angepasst

Tipps vom Mieterschutzbund

Peter Hess vom Mieterschutzbund rät Mietern wie den Thieles, sich die Auflistung der erledigten Modernisierungsarbeiten noch einmal genau anzuschauen und zu prüfen, ob alle darin aufgeführten Arbeiten auch tatsächlich durchgeführt wurden.

Oft würden sich bei einzelnen Mietern während der Bauphase Änderungen, meist sogar auf Wunsch der Mieter selbst, ergeben, die vom Vermieter im Einzelfall dann bei der Aufstellung der Kosten nicht berücksichtigt würden. Für solche Abweichungen müssten aber nicht alle Mietparteien gleichermaßen aufkommen.

Christel Thiele hält das für nicht zulässig. Bei ihrem Vermieter, Vivawest, hat sie erfahren, dass damit erstmals ein Mietunterschied zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss im Hause gemacht werden soll. Das bestätigt auch Vivawest-Pressesprecherin Marie Mense auf Anfrage der Redaktion: „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die einfach zugänglichen Erdgeschosswohnungen deutlich begehrter sind als die oberen Geschosse.“

Deshalb habe man sich zu einer Staffelung der Mieten entschlossen. Im übrigen weist sie darauf hin, dass Vivawest die Grundmiete der Thieles nach den gesetzlichen Regeln sogar auf 5,85 Euro pro Quadratmeter hätte anheben können. Um eine zu hohe Kostenbelastung für die Mieter zu vermeiden, habe man aber davon abgesehen.

Erhöhung im gesetzlichen Rahmen

Dass Vivawest so handeln durfte, sieht auch Peter Hess, Geschäftsführer vom Mieterschutzbund, so. „Die einen Mieter werden zwar gegenüber den anderen künftig bevorzugt“, sagt er, „aber innerhalb des gesetzlichen Rahmens ist das zulässig.“

Früher, fügt er hinzu, sei die Wertigkeit der Wohnungen genau andersherum gesehen worden, seien Obergeschoss-Wohnungen teurer gewesen, weil es dort in der Regel ruhiger sei. Unten müssten alle durch, falle außerdem der Winterdienst an.