Duisburg-Homberg. . Mieter und Eigentümer an der Ottostraße 58-64 sind wenig begeistert über die Pläne der Stadt

Es war im Jahr 2007, als Beate Schwegmann und rund 70 weitere Besitzer von Wohnungen an der Ottostraße 58-62 genau zwei Möglichkeiten hatten: Abriss oder Sanierung. Beides hätte die Hausgemeinschaft rund fünf Millionen Euro gekostet, „wir haben uns für die Sanierung entschieden und, so glaube ich, eine Erfolgsgeschichte geschrieben“, sagt Beate Schwegmann. Nun ist, geht man nach dem Sanierungskonzept der Stadt, das Haus überspitzt gesagt zum Abriss freigegeben. „Wir lassen uns nicht enteignen“, sagt Schwegmann. Das wolle auch niemand, antwortet die Stadt, da tut Aufklärung Not.

Fakt ist: Die Stadt will sich von nicht mehr benötigtem Wohnraum trennen, die Bevölkerungszahl sinke seit Jahren, heißt es. Somit könnten die Ruinen Ottostraße 24-30 und auch Friedrich-Ebert-Straße 10 bis 16 (siehe auch Text oben) fallen. Zudem sei ein etagenweiser Rückbau, etwa von 20 auf zehn Etagen, von Ottostraße 58-64 angedacht.

„So etwas ist für unser Haus nicht umsetzbar“, sagt Schwegmann, die seit 1988 in der 20. Etage mit Blick gen Duisburg wohnt. Man könne die etlichen Eigentümer nicht zum Verkauf bewegen, jetzt, wo das Haus nach Jahren wieder nahezu reibungslos funktioniere. Von Enteignungen spricht der zuständige Bereichsleiter Helmut Höffken dann auch nicht mehr, rudert quasi zurück zur Aussage, die einst einmal Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann (SPD) in diese Richtung gemacht hatte.

Sommerfest an der Ottostraße

Für rund 30 000 Euro hat die Eigentümergemeinschaft Ottostraße 58-64 den Spielplatz Ottostraße saniert. Am Samstag, 17. August, feiert die Nachbarschaft dort von 14 bis 20 Uhr Sommerfest mit viel Programm.
Der Eintritt für Kinder ist frei, ab 16 Jahren zahlt man 50 Cent. Das Geld fließt in die Sanierung des Spielplatzes, die noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Laut Beate Schwegmann, die 46-Jährige kümmert sich mit Unterstützung ihrer Familie seit 2007 um die Vermietung der 320 Wohnungen, wären einige der Wohnungen vor der Sanierung gerade einmal für 200 Euro verkauft worden. „Heute fangen die günstigsten bei 19 900 Euro an, die Steigerung ist doch toll.“ Heute seien nach aufwändiger Sanierung 270 der 320 Wohnungen vermietet, so richtig lange stehe hier aber keine der 68 oder 84 Quadratmeter großen Wohnungen leer.

Schwegmann blickt mit Stolz in die jüngere Vergangenheit: „Der Brandschutz ist auf dem neuesten Stand, die Hälfte der Treppenhäuser ist gestrichen, die zweite soll bald folgen. Zudem gibt es hier im Gegensatz zu anderen Bereichen im Quartier eine funktionierende Tiefgarage, der Spielplatz ist nahezu saniert, es gibt eine Kinderbetreuung und bald sollen auch die vielen Satellitenschüsseln von den Balkonen verschwinden.“ Im gesamten Haus gibt es Kabelfernsehen, die Kosten sind in den Nebenkosten enthalten. Da auch die ausländischen Programme für die insgesamt zwölf im Haus lebenden Nationen empfangbar sind, werden keine Schüsseln mehr gebraucht.

Geringe Fluktuation

Viele Gründe also, an die Ottostraße zu ziehen. Einige Mieter würden bereits seit dem Bau des Hauses 1973 hier wohnen, die Fluktuation, sehe man einmal von den insgesamt zehn Bauarbeiter-WGs ab, sei gering, „die Leute wohnen gerne im Hochhaus“. Lediglich die doch verschiedenen Musikleidenschaften würden sich ein bisschen beißen. „Es ist laut, wenn alle aufdrehen, weist man sie aber darauf hin, regeln sie auf Zimmerlautstärke runter.“

Investor will Abbruchhaus sanieren - Vorbild ist der Rote Riese  

Am 4. September stellt sich beim Planungsdezernenten Carsten Tum (SPD) eine Delegation aus Hannover vor. Geschickt wird die Immobilienmanagement-Firma mit Namen Altro-Mondo vom neuen Besitzer des Hochhauses Friedrich-Ebert-Straße 10-16, die Degag (Deutsche Grundbesitz Aktiengesellschaft). Die Hannoveraner haben dem Duisburger Unternehmer Heinz Fromberger das leerstehende Hochhaus für allerdings nicht bestätigte 500 000 Euro abgekauft. Altro-Mondo kümmert sich im Auftrag um die Vermarktung der 320 Wohnungen. In welche Richtung diese gehen soll, darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen.

„Wir hören uns jetzt erst einmal an, was der neue Eigentümer vorhat“, sagte der zuständige Sachgebietsleiter bei der Stadt, Helmut Höffken. Glücklich sei man mit den Hannoveranern bis dato allerdings nicht, „sie sitzen weit weg und sind schlecht zu erreichen“. Zudem werde man den Verdacht nicht los, dass es sich um einen Finanzinvestor handle, der das Gebäude als Spekulationsobjekt nutze. Höffken: „Warten wir das Gespräch ab, dann wissen wir mehr.“

Die Stadt würde das heruntergekommene Gebäude gerne abreißen, es gebe es keine Nachfrage nach entsprechendem Wohnraum. Höffken: „Mit dem Abriss der beiden Hochhäuser ist es dabei noch nicht einmal getan, da sie ohnehin leerstehen. Es muss weiterer Wohnraum zurückgebaut werden.“ Das wolle man in enger Zusammenarbeit mit allen im Hochhausquartier beteiligten Vermietern absprechen.

Von einem Abriss von Friedrich-Ebert-Straße 10 bis 16 ist in den Plänen von Altro-Mondo allerdings keine Rede. Ganz im Gegenteil. „Wir streben eine Revitalisierung an“, sagt Carsten Borsum, bei dem Unternehmen für Expansion verantwortlich. Ihm sei durchaus bewusst, dass es Vorbehalte gebe, ob sein Unternehmen es denn überhaupt ernst meine mit der Sanierung und nicht nur ein weiterer Finanzinvestor sei. „Wir wollen investieren, wir haben das Know-how und auch das Geld dazu.“ Borsum zweifelt an den Zahlen, mit denen die Stadt in ihrem Sanierungskonzept Abrissplänen begründet. „Dieser starke Bevölkerungsrückgang ist ausschließlich für Hochheide zu verzeichnen, nicht aber in anderen Stadtteilen“, wundert er sich.

Wohnungszuschnitte verändern

Was hat das Unternehmen mit dem Haus vor? Vorbild scheint der benachbarte „Rote Riese“ zu sein, dessen Sanierung rund 14 Millionen Euro gekostet hat. „Wir planen, die Wohnungszuschnitte zu verändern, einen Concierge könnte ich mir auch vorstellen.“ Ebenso möglich: der Umbau zu Penthouse-Wohnungen. Der Mietpreis soll den der anderen Hochhäuser im Umfeld, sprich vier bis sechs Euro pro Quadratmeter, nicht überschreiten.

Spätestens 2015 sollen wieder Duisburger Bürger die Adresse Friedrich-Ebert-Straße 10, 12, 14 oder 16 im Ausweis stehen haben. Man habe bereits einige noch schlimmer aussehende Objekte wiederbelebt. Carsten Borsum gibt als Referenzobjekte Häuser in Neumünster und Delmenhorst an, auch zwei in Dortmund mit 385 und 600 Wohnungen. Die habe man aber gerade erst in den Bestand aufgenommen, der aktuell deutschlandweit rund 3000 Wohnungen beträgt.

Einen Unterschied zum Roten Riesen macht der Immobilienmanager dann doch: „Er ist zu 63 Prozent belegt, wir streben 90 Prozent an.“ Gespräche, unter anderem am 4. September werden entscheiden, ob es überhaupt so weit kommt...