Duisburg-Bruckhausen. Der Abriss in Bruckhausen geht flott voran. Die Stadt ist inzwischen im Besitz von 94 der 98 Grundstücke, auf denen sich Häuser befinden, die dem Grüngürtel weichen sollen. Dazu zählt auch der Schwarze Diamant.
Der denkmalgeschützte „Schwarze Diamant“ an der Bruckhausener Kaiser-Wilhelm-Straße 48 soll abgerissen werden. Einen entsprechenden Antrag hat die Stadt Duisburg, der das Gebäude gehört, ans Rheinische Amt für Denkmalpflege gerichtet. Bis Mitte Mai soll die Entscheidung fallen.
Die Stadt begründet den Abriss so: Das Gebäude sei in einem desolaten Zustand und eine Sanierung aus wirtschaftlichen Gründen nicht denkbar. Das Eckhaus sei zudem in seiner Standsicherheit gefährdet, wenn erst einmal die an die Seiten angrenzenden Bauten abgerissen seien. Der stattliche Komplex befindet sich mitten im Grüngürtelbereich. Ursprünglichen Plänen nach sollte er als Landmarke in der Grünanlage erhalten werden. Es war sogar die Rede davon, dass die Kneipe Gastronomie in den neuen Park bringen könnte.
„Die Planungen sind weiter gegangen und es gibt neue Erkenntnisse über den Zustand des Hauses“, sagte Reiner Bartel, Abteilungsleiter im Bauamt, auf Anfrage der Redaktion. Würde man an der Idee festhalten, das Bauwerk zu erhalten, müsste der Grüngürtel zudem unterbrochen und der Wall mit einer aufwendigen, aber „unattraktiven Stützmauer abgefangen werden“. Wie das Amt für Denkmalpflege entscheiden wird, sei völlig offen.
Herausgehobenes Bauwerk
Solidaritäts-Aktion im Abrissgebiet
Die Bürgerinitiative Zinkhüttenplatz, der Sanierungsbeirat Bruckhausen und die Initiative „Rettet Bruckhausen“ laden am morgigen Freitag, 26. April, ab 11 Uhr zu einem Solidaritäts-Spaziergang nach Bruckhausen ein. Der Treffpunkt ist Thyssen-Krupp-Werkstor 1.
Anlässlich der Wuppertaler Konferenz „Cross Solidarity“ am gleichen Wochenende erwarten die Initiativen internationale Gäste und Aktivisten, die sich vor Ort ein Bild über den dortigen Flächenabriss machen wollen.
Im Anschluss an die Demo wird es ein gemeinsames Mittagsessen im evangelischen Gemeindehaus geben.
Als Gastredner wird dort Prof. Roland Günter zu hören sein, der jüngst in seinem neuen Buch „Stadtmassaker und Sozialverbrechen“ das Abrissvorhaben in Bruckhausen kritisch unter die Lupe genommen hat.
Das Wohnhaus mit Gaststätte aus dem Jahr 1904 befindet sich an der Ecke Kaiser-Wilhelm-Straße/Dieselstraße. Es gilt als ein „gestalterisch herausgehobenes“ Bauwerk und ist ein Beispiel für die damalige Stadtplanung. Die sah vor, dass zentrale Kreuzungen mit „Sonderbauten wie Gaststätten oder Kaufhäuser“ ausgestattet wurden. Das Eckhaus wurde erst 2012 geschützt. Sollte es abgerissen werden, wird es umfassend fotografiert sowie beschrieben und bleibt dann nur noch „als Dokumentation“ erhalten. Denn Denkmalschutz, klärt Bartel auf, bedeute nicht, dass Gebäude um jeden Preis erhalten werden müssten.
Bis Ende des Jahres sollen alle Häuser verschwunden sein
Im Bruckhausener Abrissgebiet lebten 800 Menschen in 300 Haushalten. 270 Familien/Wohngemeinschaften sind bereits umgezogen, die restlichen 30 bekommen in diesen Tagen die Kündigung, berichtet Heiner Maschke, Chef der federführenden Entwicklungsgesellschaft Duisburg. Insgesamt werden 121 Gebäude beseitigt, die sich auf 98 Grundstücken befinden. 94 Parzellen sind bereits in städtischem Besitz.
Bis Ende dieses Jahres sollen alle Häuser verschwunden sein, damit der Bau des vier bis sechs Meter hohen Walls entlang der Kaiser-Wilhelm-Straße Anfang 2014 pünktlich beginnen kann. Im Laufe der Zeit werden folgende Straßenzüge komplett verschwinden und damit auch die Straßen selbst: Der Kringelkamp, ebenso die Edithstraße. Auch große Teile der Heinrichstraße kommen weg und ein kleines Stück der Bayreuther Straße (zwischen Diesel- und Edithstraße). Die Dieselstraße selbst bleibt wie bisher bestehen, da sie den Charakter einer Durchgangsstraße hat.