Walsum. .

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Briten die Neuordnung der in ihrer Besatzungszone liegenden Länder starteten, ordnete die Militärbehörde an, dass alle Straßennamen geändert werden müssten, die an „Männer der Zeit von 1914-1918 erinnern“. Das geht aus einer Sitzungsunterlage der Gemeindevertretung Walsum hervor, deren Niederschrift dem Heimatverein in Abschrift vorliegt.

Helmut Schorsch, der den Walsumer Heimatverein seit 31 Jahren leitet, berichtet, dass sich heute, 65 Jahre nach der Umbenennung, kaum noch jemand daran erinnert, welche Straßen die umstrittenen Namen trugen.

Die Namen von Dichtern und Denkern erhielten die Moltkestraße (Goethestraße), die Blücher­straße (Schillerstraße), die Zietenstraße (Heinestraße), die Seydlitzstraße (Kantstraße), die Hindenburgstraße (Davenstraße, heute Dr.-Hans-Böckler-Straße). Aus der Mackensenstraße wurde die Schulstraße. Die Vorgenannten waren allesamt hohe Militärs.

Einfach machte man es sich damals mit den Straßen, die die kompletten Namen, also Vor- und Nachnamen der ungeliebten Personen, trugen. Der Rat der damals selbstständigen Gemeinde Walsum strich einfach die Familiennamen. So wurde aus der Oswald-Boelke-Straße die Oswaldstraße, aus der Manfred-von-Richthofen-Straße die Manfredstraße, aus der Rudolf-Berthold-Straße die Rudolfstraße, aus der Max-Immelmann-Straße die Maxstraße und aus dem Paul-Bäumer-Weg die Paulstraße. „Das war die einfachste Lösung“, befand die Politik damals, erinnert sich Schorsch. Und den Anwohnern dieser letztgenannten Straßen sei diese Art der Namensumbenennung nur recht gewesen, weil sie sich nicht groß hätten umstellen müssen. Umgesetzt wurden die Umbenennungen nach Schorschs Informationen allerdings erst 1948.

Gleichzeitig beschloss die Politik damals, auch zwei Straßen und zwei Plätze mit neuen Namen zu versehen, die im Dritten Reich eine Änderung erfahren hatten: Aus der Adolf-Hitler-Straße wurde die Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße (Roelen war ein Walsumer Zechendirektor). Vorher hieß diese Straße in Teilbereichen Wilhelm-, beziehungsweise Timmermannstraße.

Auch Plätze umbenannt

Aus der Hermann-Göring-Straße (Göring war Oberbefehlshaber der Luftwaffe) wurde die Hermannstraße. Den nach ihm benannten Platz in Vierlinden nennt man fortan Franz-Lenze-Platz (Lenze schuf die Thyssen'schen Gas- und Wasserwerke), den nach Nazi-Märtyrer Horst Wessel benannten Platz in Wehofen schlicht Marktplatz.