Pech für den Kapitän, Glück für die WAZ-Leser: Vor drei Tagen wurde ein 110 Meter langes Tankschiff in einen kleinen Unfall verwickelt, im Straßenverkehr würde man von einem Blechschaden sprechen. Doch das Schiff musste in Ruhrort auf die Helling, damit die Beulen unterhalb der Wasserlinie begutachtet werden konnten – bei der Neuen Triton-Werft. Und genau da öffneten wir gestern die Pforten. So konnten sich 20 Besucher den Stahlriesen aus nächster Nähe ansehen.
„Wir reparieren Schiffe, wir bauen alte Schiffe um, wir bauen neue Schiffe – je nach dem, was sich der Kunde wünscht“, sagt Curd Caluwaert. Damit sind die Arbeiten auf dem Gelände unterhalb der A 59-Brücke auch schon zusammengefasst. Doch der Spaziergang an einem der östlichen Hafenbecken hat gerade erst begonnen. Und Curd Caluwaert, bei der Neuen Triton-Werft sonst für den Vertrieb zuständig, hat auch noch viel zu erzählen.
Immer neue Anforderungen
Zum Beispiel, dass die Binnenschifffahrt in zunehmend unruhigem Fahrwasser unterwegs ist. So sei es ungewiss, ob der Tanker, der draußen liegt, älter als drei Jahrzehnte werde. Nicht wegen der Beulen durch den Unfall. „Die Gesetzeslage ändert sich, es gibt immer neue Anforderungen. Und wir haben in der Binnenschifffahrt auch schon Überkapazitäten“, erklärt Caluwaert. Zudem würden Banken immer seltener Umbauten oder Neubauten finanzieren, was zu finanziellen Problemen bei den Eignern führe. Ein trauriges Beispiel dafür steht in einer Ecke des Werftgeländes: Langsam rostet eine Yacht mit mehr als 20 Metern Länge vor sich hin. Während des Baus war einem Schifffahrtbetreiber das Geld ausgegangen.
Die WAZ öffnet Pforten
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Auf der Helling liegt aber gerade eine Menge Geld – in Form von Stahl. Der rund 1000 Tonnen schwere Tanker kostet etwa sechs Millionen Euro, schätzt Curd Caluwaert. 110 Meter ist er lang und nimmt 4000 Kubikmeter Öl, Benzin, Diesel oder leichte Chemikalien auf. Jetzt ist er aber gerade leer. Und das ist gut so, denn sonst hätte man bei der Neuen Triton-Werft einige Probleme gehabt, den Riesen an Land zu holen.
Das geschieht mit Schienen, die in das Becken führen, und Schlitten, auf denen das Schiff gezogen wird.
Tanker wird Stück für Stück bewegt
Damit geht es nun weiter, die Arbeiter werden schon unruhig. Schnell wieder von Deck, denn der Kran lässt bereits den Haken hinunter, um das Gerüst anzuheben. Aus sicherer Entfernung beobachtet die Gruppe, wie der Tanker Stück für Stück bewegt wird. Curd Caluwaert besteht auf einen großen Sicherheitsabstand, denn wenn eines der Stahlseile reißt, sind die kleinen Beulen am Schiff das geringste Problem, mit dem man sich hier befassen muss. Erfahrene Arbeiter dürfen dem Koloss aber näher kommen. „Die Seile machen ein Geräusch, bevor sie reißen. Das muss man aber kennen, dann hat man noch ein paar Sekunden Zeit zum Wegrennen. Da unten kennen alle dieses Geräusch“, sagt er. An diesem Nachmittag wird man es nicht hören.
Überhaupt hört man wenig. Der Wind trägt die Geräusche der Autobahn heran, sonst wirkt es hier am Hafenbecken beinahe idyllisch. Die Sonne scheint, und in der Ferne fährt ein Schiff vorbei – auf Schienen.
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